Seine #Ironie und der #Sarkasmus kam nicht an. "Tötet Helmut Kohl" rief Schlingensief missverstanden einst von der Kanzel der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxem-Platz. Dem legendären Theater-Spielort, wo der Umsturz '89 sich zusammenbraute, und wo Jahrzehnte zuvor bereits der Klassenkampf unter namensgebender Frau Luxemburg tobte. Damals wie heute, die Presse stand Kopf. Doch das Rad der Zeit dreht sich weiter. #Bösewicht Kohl ist längst Vergangenheit. Schröder und andere folgten ihm. Die (Volks-)Bühne versinkt in Beliebigkeit, wie das Theater auf der politischen Bühne. Das Gesicht von Gut und Böse wechselt, je nach dem, wie man den Spiegel hält, und wie das Licht auf die Gesichter fällt. Auch nix neues. Nur immer wieder ein paar Lichtblicke. So "scheint" es zumindest.
Bei all der Freude über den Amtsantritt von Obama und der damit verbundenen Ablösung von einer Bush-Ära, und über die Hoffnung die mit Obama als Symbol für neue kulturelle Offenheit gegenüber aller Rassen und anderer Außenpolitik keimte, sollte man doch vielleicht mit mehr Nüchternheit rekapitulieren, dass Obama auch nur wieder eine Lücke füllt. So wie Bush es vorher tat. Eine Funktion in einem globalen und innenpolitischen System, schwankend zwischen Demokratie, Wirtschaftsinteressen, internationaler Beziehungen, schwankend zwischen Angst und Missbrauch aller Figuren dieses globalen Theaters. Einem diplomatischen Balance-Spiel, das Shakespeare hätte nicht als Theaterstück schreiben wollen.
Alle Nationen und ihre Vertreter wechseln die Rollen von Opfer zu Täter und zurück schneller als man die Kulisse auswechseln kann. Damals war Bush das Ventil für rechtsextremen Druck in den USA von Innen, später war es liberaler Druck von außen gegen die USA, durch Bush ins Unermessliche gewachsen, der Obama Wind von hinten gab. Niemand hätte Sozialabbau verkaufen können außer die SPD. Jede andere Partei hätte ein Volksbegehren provoziert. Die Vertrauensfrage war kein Beweis für Schröders Unfähigkeit, sondern ein leises Donnern, eine Vorahnung was passiert wäre, wenn eine nicht-sozial-gefärbte Partei die Einsparungen hätte durchsetzen müssen. Wie das aussehen kann, werden wir bald in Griechenland erleben. Die Erkenntnis, dass sich durch Obama nicht allzu viel ändern wird, ist einigen vielleicht neu, aber den meisten doch hoffentlich längst klar. Und diese Erkenntnis ist nicht der Verdienst von Verschwörungstheoretikern, sondern dem Umstand geschuldet, dass Politik nicht funktioniert wie das Umschalten des Fernsehprogramms. Viele Veränderungen in der Welt hängen halt mit weit mehr als solchen Momenten zusammen und hängen zeitlich auch oft weit darüber hinaus mit vielen anderen Verhältnismäßigkeiten ineinander. Ein Gesetz was unter Kohl entworfen wurde, kann unter Umständen erst im Jahr 2012 in den Ämtern umgesetzt werden, somit ist die Aussage "unter Kohl war alles anders" absoluter Humbug. Aber das könnte man sich beim Privatfernsehen nicht leisten.
Eine Gemeinsamkeit zum Fernsehprogramm gibt es aber leider dann doch: Die Politik reagiert auf sinkende Wählerschaft wie der Fernsehsender auf fallende #Einschaltquote: schnell wird mit neuen Sprüchen reagiert. Was das über die Qualität der #Wahlversprechen aussagt, kann sich dann gern jeder selbst denken. Tun ja viele auch. Aber ändern tut auch das nichts. Fazit: Ändern tut sich so schnell nichts, die Namen werden einfach ausgetauscht, die Empörung zur Kenntnis genommen. Eine Lücke in unserem Glauben an Etwas was nicht existiert? Ist unsere Religion so anfällig? Nein. Wir glauben standhaft weiter an etwas was wir nicht zu greifen kriegen. An irgendetwas muss man ja glauben. Darum bringen wir auch mit Soldaten Demokratie in neues Land. Während wir zu Hause nicht zu den Wahlen gehen.
Clevere Initiatoren haben die Gunst der Stunde, die wachsende "Crowd" längst erkannt und machen gefährliche Jagd auf "politisch Interessierte", auf die heutigen Skeptiker, junge Menschen die hinterfragen und dann auf Verschwörungstheorie-Wellen im Internet reinfallen, Wellen die "geritten" werden sollen von den "politisch Interessierten", die auf ein "Surf"-Brett gesetzt werden, aber noch gar nicht ahnen, dass es keine Lösungsansätze, keine Ufer gibt. Und die eigentlichen Drahtzieher sind dabei, sie zu rekrutieren für ihre eigenen fragwürdigen politischen Ziele, die sie nicht gleich verraten werden. Ich kann mich noch gar nicht entscheiden, was schlimmer ist: Ihre heimlichen Rekrutierungsversuche an der #Mainstream Politik vorbei. Oder dass junge Leute, die endlich mal aus einer politischen Frustration heraus aufwachen und Interesse zeigen, nun noch viel stärker demotiviert werden, als sie es vorher vielleicht schon waren, wenn sie den Schwindel bemerken. Denn die berechtigten jedoch missbrauchten Fragen bleiben offen.
Politische Wachsamkeit ist in unserer Zeit zweifelsohne gefragt. Wer glaubt, Jemandem oder Etwas auf die Schliche gekommen zu sein: Hinterfragt jedes Zwischenergebnis, jede neue Erkenntnis, woher sie kommt, wer dahinter steckt und warum. Die "Rattenfänger" lauern überall und sind mindestens genauso große Feinde der Freiheit wie jene die ihr glaubt zu entlarven. Enttäuschung ist keine Ausrede für Resignation.
Die Freiheit ist listig, sie sagt uns nicht wo es lang geht und gibt uns zu oft Möglichkeiten vor unserer Verantwortung zu fliehen oder unsere Taten umzuinterpretieren. Alles hängt zusammen, doch nichts will sich im Zusammenhang oder einer gemeinsamen Verantwortung sehen. Alles will frei sein, aber um das sein zu können, muss es sich genau auf das System - die Gesellschaft - stützen, aus dem es kommt und aus dem sich zu weilen als Individuum befreien will. Eine Ambivalenz, die es auszuhalten gilt, ohne blind einer anonyme Wunderdroge namens Freiheit zu folgen. Der Inbegriff der Freiheit ist zu unserer neuen Religion geworden. Und zu Missionaren der Freiheit haben wir uns ernannt, wollen Geschenke in ferne Länder bringen, und wenn diese unsere Geschenke verschmähen, bombardieren wir sie solange, bis sie unsere "Geschenke" zitternd annehmen.
Wir müssen unsere Kultur hinterfragen, aber dürfen uns in unserer Irritation nicht missbrauchen lassen. Jeder kann da ganz bei sich anfangen. Denn dass wir heute auf Kosten der dritten Welt leben, ist keine Verschwörung von zwei reichen Adels-Familien aus der Kolonialzeit, sondern das Resultat fehlendes Bewusstseins über einer uns allen unklaren Verantwortung innerhalb unserer Freiheit. Doch weitaus ambivalenter als das Verhältnis von Freiheit und Verantwortung, erscheint mir dabei das Missverhältnis zwischen Freiheit und Geld.
"Falls das amerikanische Volk die Kontrolle und die Herausgabe seiner Währung jemals Banken übertragen sollte, werden diese (und die Firmen, die sich herum bilden werden) dem Volk zuerst mittels Inflation und dann über Deflation solange dessen Eigentum wegnehmen, bis die Kinder auf dem Kontinent, den ihre Väter in Besitz genommen haben, obdachlos aufwachen. Die Berechtigung zur Herausgabe von Geld soll den Banken weggenommen und auf den Kongress und das Volk übertragen werden. Ich glaube ernsthaft, dass Banken mit dem Recht, Geld herauszugeben, gefährlicher für die Freiheit sind als stehende Armeen."
(Thomas Jefferson, 1743-1826, der dritte Präsident der USA)
Und wieder können wir uns auf ein klares Bild von Gut und Böse stützen. Das Zitat ist gut und schön, aber wer sind die Banken? Richtig, es sind Menschen. Wir werden erleben wie sich Menschen gegen die Banken auflehnen, sowie damals gegen die Feudalherren und Lehnsherren. Aber wir vergessen dabei dass wir selbst die Banken sind. Tausende und aber Tausende Arbeitnehmer von Banken, die Guten und die Bösen in einer Person, die Freien, die die wählen können, aber nicht zur Wahl gehen. Die die sich an der Demokratie beteiligen können, es aber lieber vorziehen zu Hause vor dem Fernseher zu hocken.
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