Wer hat Angst for Angie?

Gabor Munier
Geschrieben von:

Gabor Munièr

Autor, freier Kolumnist, Essayist

Angela Merkel

Wer hat Angst for Angie?

Das Thatcher-Phänomen

Preview Abbildung von Angela Merkel

"Angela Merkel". | photo by European People's Party | provided by flickr | © CC BY 2.0

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Lesedauer: 4 mins

Am EU-Rand wird sie mit Hitlerbärtchen karikiert. Einst dessen Schützling, soll Kohl sich nun über sie entrüstet haben. Und das erste mal in der Nachkriegsgeschichte lässt ein US-Präsident bei seinem EU-Trip good ol' Germany aus? Deuten wir die Zeichen richtig?

Glaubt man Gerüchten der Presse - und es wäre nicht das erste mal, dass sich jene sehr "erfinderisch" zeigt -, so findet Kohl den nicht stattgefundenen US-Besuch wohl "peinlich" und sieht in ihr, Frau Angela Merkel nebst Gefolge, die Ursache darin. "Das wäre zu meiner Amtszeit nicht passiert..." soll es wohl aus dem Knautschgesicht des Nuschelkanzler gesabbert haben. Würde Kohls Kommentar gegenüber "einem Freund von einem Freund von einem Freund von einem Freund" tatsächlich stimmen, wäre dies nicht nur taktisch ungünstiges Timing in solch einer Zeit, für dieses Land, sondern auch nicht sonderlich vorteilhaft für Kohls Bewertung in der politischen Historie. Denn sich mit solchen Kommentaren hervor zutun, könnte den Bundesbürger schnell an Kohls Amtspleiten erinnern: Wäre die Bundespleite nämlich noch vor der #Wende gekommen, wäre er im Rückblick der "Pleitekanzler" und nicht der "Einheitskanzler" geworden. Und ich empfinde - mal abgesehen von diesem Fehltritt öffentlicher Meinungskundgabe - Kohls bisherige Versuche, es Schmidt als weiser #Altkanzler nachzumachen, bis jetzt zumindest, tendenziell eher als missglückt. Seine Nachfolgerin auf so unsachliche Weise zu diffamieren und dabei hervor zu heben, dass man es selbst besser gemacht hätte, zeugt nicht gerade von Größe.

Aufgrund der Neuordnungen in der Welt, sowie Deutschlands zunehmend strategisch neutraler werdender Lage, als sie noch zu Zeiten des kalten Krieges war, und auf Grund der massiven Wirtschaftsumwälzungen in der Welt, wo Deutschland mit den USA direkt konkurriert und nebenbei bemerkt Reagen auch nicht gleich Obama ist Herr Kohl, geht es heute um mehr als nur die Frage, ob unser alter "Ami"-Freund vorbeischaut oder nicht. Es geht um Europa als Staatenverbund in der Welt von Morgen und Deutschlands Rolle darin. Schwere Zeiten für unsere Frontfrau, die auch bei mir zugegebener Maßen oft einen schweren Stand hatte. Aber mir geht es heute wie ihrem amtlichen Vorgänger und "Elefantenrunden-Macho". Denn ausgerechnet Schröder hatte neuerdings ein paar gute Worte für die "erste" Frau im Amt in ihrer "zweiten" Legislaturperiode der Macht. Und das zu Recht, wie ich in diesem Fall finde.

Ich habe damals bei ihrem Amtsantritt mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue die Nachricht über ihren Wahlsieg vernommen, aber ich muss unter Betrachtung heutiger Umstände und bei genauem Hinsehen und der möglichen Alternativen erkennen, dass das alte Sprichwort wohl hier wieder einmal seine Gültigkeit bewährt hat: "Mitgefühl gibt es umsonst - Kritik muss man sich hart erarbeiten!" (Das sollte Kohl doch am besten wissen ...) Irgendetwas zumindest muss Frau Merkel richtig gemacht haben, sonst würden heute nicht so viele auf ihr rumhacken.

Wer hat Angst vor Angie? Und warum? Und bei all meiner Skepsis gegenüber Frau Dr. Merkel und ihrem oft von vielen Seiten kritisierten Charm, muss ich ihr im Anbetracht der Weltlage und der Schieflage der EU meinen Respekt aussprechen und daran denken dass ich einen Leitsatz mit Helmut Schmidt teile: Politiker mit übermäßig zuerkanntem Charm machen mehr Angst, als Politiker mit nachgesagt mangelndem Charm. Denn vom Charisma eines Politikers überwältigte Massen sind kein Garant für Richtigkeit der darüber erzeugten Massenbewegung, das hat die deutsche Geschichte doch wohl ausreichend verdeutlicht.

Angela Merkel wird pausenlos angegriffen, auch und besonders stark im europäischen Ausland. Aber auf welche Weise? Auf genau jene Weise, wie man jemanden angreift, den man diffamieren will. Und nicht wie jemanden, dem man einen Verbesserungsvorschlag unterbreiten möchte. Wir müssen bei aller eventueller politischer Diskrepanz begreifen: es ist nicht unsere öffentliche "Vertretung", Frau Dr. Merkel, die hier angegriffen wird. Sondern wer? ... Ich denke (hoffe), das muss ich unseren Lesern nicht erklären. Emanzipation ist hier das passende Wort, denke ich. Nicht nur bei der ersten weiblichen Kanzlerin in diesem Land. Auch für das Land selbst, welches sie vertritt.

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