Viele ahnen es eigentlich schon, aber keiner will es aussprechen. Denn damit lässt sich heute im Post-Konservativismus weder Politik noch Opposition machen. Noch in den Medien Geld verdienen, da der Skandal und die Würze für den allgemeinen „Wutbürger von heute“ dann ja fehlt. Vor allem, und das ist wahrscheinlich unausgesprochen das Schlimmste für Einige, erinnert es zu sehr an Zeiten, in denen die Starre nicht mehr auszuhalten war. Warum man aus Schwaben nach Berlin gezogen ist oder in Bayern Kabarettist geworden ist. Oder in den 1930ern auf die Straße … ok lassen wir das. Das könnte einige überfordern. Ich spreche es mal aus: Es geht uns gut. Und vielleicht ist alles gerade eigentlich gut so wie es ist. (Duckt sich) ... Eine Erkenntnis die für einen gebürtigen Berliner wie mich eine wahre Neuentdeckung ist.
Warum? Kennen Sie den Witz mit dem Pessimisten und dem Optimisten? Seit ich diesen Witz gehört habe, weiß ich oft nicht mehr ob ich in einer Situation der Pessimist oder der Optimist bin. Zum Beispiel wenn ich sage: Sie denken es ist schlimm? Ich denke es geht schlimmer. Seien sie weise und winken nicht gleich ab. Denken Sie einen Moment länger über all das nach und lassen die Dinge in der Welt dabei mal für einen Moment wie sie sind. Und nun - für einen anderen Moment - spielen sie alle Szenarien der Veränderung durch. Wenn sie gut darin sind, werden sie merken was ich meine. Denn Veränderung ist nicht immer die Antwort auf Alles. Und es könnte Ihnen dabei passieren, dass Sie überraschend besonnen wirken. Oder wie Sie in Ihrer Sturm-und-Drang-Zeit einst gesagt hätten: „konservativ“. Duckt sich wieder
Wir leben heute in einer Zeit, in der genau DAS zum konservativen Standard geworden ist, was damals als Angriff auf den existierenden Konservativismus seinen Nährboden fand. Individualismus und ewige Veränderung und damit einhergehende vermeintliche Verbesserung des Althergebrachten. Inzwischen ist aber genau diese ewige Suche nach Verbesserung zu einem Synonym der Angst und Verzweiflung und nicht selten der Verschlimmbesserung geworden. Angst sich etwas anzuschauen wie es gerade ist und daran zu arbeiten anstelle es gleich wieder zu überwerfen. In dem naiven Glauben, das Nächstkommende könne ja nur besser sein.
So wie wir heute mit zwischenmenschlichen Beziehungen umgehen, so wollen wir auch Politik machen. Mit Positionen und Kämpfen für die „neue Sache“ und gegen das was gerade besteht. Es madig machen. Immer die Fehler hervorheben ohne daran zu arbeiten. Was habe ich gerade wieder an einer Autobahnauffahrt gesprüht gelesen und bin vor Lachen beinahe in die Böschung gefahren: „Gegen das System“ … Das war’s. Ich stelle mir dann immer vor wie ich den Sprüher frage: „Ok. Gut. Gegen welches genau?“ … „Äääähm….“ - Mit sich verhärtenden Fronten und einer Dynamik die wenig mit Vorankommen gemein hat und eine weitaus größere Starre zur Folge hat, als der vermeintliche Konservativismus. Die Mentalität ist aber nicht so neu wie wir denken und hat unser Land schon einmal ins Chaos gestürzt. Ein wahrer Rausch der Begeisterung und Motivation war das! Verdrängt. Verklärt. Auch da ging es um vermeintliche Veränderung und dem Kampf gegen das Althergebrachte und ein unbeweglich wirkendes gewisses Establishment. Was daraus wurde wissen wir ja.
Zur Headline: Unsere Bundeskanzlerin muss sich oft den Vorwurf gefallen lassen, sie sei profillos und würde keine eigenen Werte oder Ideale verfechten. Und unseren Wahlkandidaten aller Couleur, egal ob für ein Bürgermeisteramt oder für den #Bundestag wird naserümpfend entweder eine innerparteiliche „Kampfkandidatur“ oder eine Monopolstellung attestiert. Die mögliche Tatsache jedoch, dass alles viel Schlimmer sein könnte als es ist und dass es Zeiten gibt, in denen es eben genau so sein muss wie es gerade ist und es eine Kanzlerin wie diese geben muss, darüber scheint man nicht oder meinem Eindruck nach selten nachdenken zu wollen. Ein Sündenbock, der die „Zügel“ buchstäblich des Wortes Sinn entsprechend ohne eigene Ziele in den Händen hält und damit genau jene Kultur zügelt, die, wenn sie aktiv wird, sich in der Geschichte nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Das einzugestehen ist schwer. Weil, das hieße ja, dass das Problem vielleicht gar nicht eine einzelne Person und Repräsentantin und auch nicht unbedingt ein Establishment, sondern die vielleicht weitaus größere Mehrheit ist, die unterbewusst genau weiß, was sie an ihrem Repräsentanten derzeit haben. Sie wussten es unter Schmidt, unter Kohl und auch unter Frau Merkel. Vielleicht genießt sie ja deshalb international so großes Ansehen. Und deshalb wählen sie diesen Sündenbock immer wieder. Und vielleicht, … aber nur vielleicht, ist das ja der Grund dafür warum sie dem Nationalstolz mit Furcht begegnen. Vor allem im eigenen Land.
Und hier wäre jetzt schon wieder so ein Punkt wo man in der Blogosphäre oder in den Tagesblatt-Kolumnen dazu tendieren würde, sich darüber zu echauffieren und dem Wutbürger etwas zu fressen zu geben indem man genau diesen Repräsentanten angreift und meiner Meinung nach respektlos und unmenschlich wird. Ohne Empathie für die Einzelperson, die das dann liest. Sei es sie selbst oder ein Familienmitglied. Vor allem: vielleicht weiß sie im Gegensatz zu jenen ganz genau um Ihre Rolle in dem Spiel. Der Ruf für ein Opferlamm wird manchmal zu laut. Und könnte gehört werden. Und auch hier sage ich wieder: Und vielleicht ist das zu kurz gegriffen gedacht. Und viel zu spontan und emotional motiviert. Vielleicht ist es gut so wie es ist. Denn wer will in diesen Zeiten schon, dass plötzlich der Sündenbock wegfällt? Was glauben Sie was dann los ist? Soll ich wieder die Weimarer Republik zitieren?
Das sind natürlich unpopuläre und vor allem sehr gesetzt empfundene und wenig erfolgreich publizierbare und entflammbare Überlegungen, die eine gewisse Fähigkeit zu einem speziellen Humor und einer lang ausgereiften Menschen-, und Historienkenntnis erfordern. Nicht das ich diese hätte! Gott bewahre! Ich habe mich nur mal phasenweise versucht in solch eine Person hinein zu versetzen. Räusper. Und die man, wenn man all das nicht hat, nicht nachvollziehen kann und will. Das gilt insbesondere für jene jungen aber nicht mehr ganz so jungen Generationen, die mit der „Jetzt sind wir mal dran“ Mentalität auf modernen aber nicht mehr ganz so modernen neuen Medien vermeintlich politisch aktiv werden. Meiner Ansicht nach, eine sehr wohlwollende Umschreibung dessen, was da für mich eher wie als Aktionismus getarntes Marketing für die eigene „Ins Gespräch bringen“ Kampagne dient. Hint … Youtuber als Wahlkampagnen-Diskussionsrunden-Gäste .. Hust Hint
Verstehen Sie mich nicht falsch. Natürlich ist NICHT alles gut so wie es ist. Und natürlich werden leider auch schleichend gewisse Dinge immer bedenklicher. Denn Bewegung lässt sich nicht verhindern. Egal wie starr einem etwas vorkommt. Wenn man genau hinsieht, bewegt es sich doch. Wenn auch ganz langsam. Und manchmal so langsam, dass man zu spät merkt wohin es sich bewegt. Da man die Veränderung in der Länge der Zeit nicht wahrgenommen hat. Ich sage nicht sie sollen erstarren wenn sie merken, dass das Boot langsam sinkt. Ich sage nur sie sollen nicht wie wild mit den Armen und Beinen fuchteln wenn sie das feststellen und damit noch verursachen, dass das Boot kentert bevor es überhaupt gesunken wäre…
Und jetzt lassen Sie doch mal die arme Frau endlich in Ruhe. Die kann doch auch nichts dafür, dass keiner einen Plan hat.
Comments
Jeder muss seine eigenen Fehler machen. Man wird die jüngeren Generationen nie überzeugend genug warnen können, bestimmte Fehler der Vergangenheit nicht zu machen.
Aber der Mensch hat sich auch durch die Eigenschaft Wissen über Generationen weitergeben zu können vom Tierreich abgespalten. Genau durch das Weitergeben von Wissen und Erfahrungen können wir uns weiterentwickeln und müssen nicht jeden Fehler immer wieder wiederholen. Ich wünschte wir würden mehr aus den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte lernen.
Als ob die Frau ganz alleine alle Entscheidungen für Deutschland innen- und außenpolitisch trifft. Das wäre dann eine andere Gesellschaftsform 😉 und ich würde mich fragen was all diese anderen Menschen die im Bundestag und in den Ämter sitzen da eigentlich tun… wobei, das frage ich mich manchmal wirklich :‘D
Ach es ist immer einfach eine Leitfigur auszumachen und der die ganze Schuld für alles was in einem Land schief läuft zu geben. Es waren ja auch nicht das deutsche Volk, es war Hitler.
Ich habe nie die CDU gewählt, aber ich muss mich tatsächlich mal für Frau Merkel aussprechen (Oh Gott, wenn das mein 20-jähriges Ich hören würde). Sie hat sich auf dem Politischen Feld der Welt gar nicht so schlecht geschlagen. Da hätten wir wesentlich schlimmere (Witz)Figuren aufstellen können.
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