Sehr geehrter Herr Ralf Giebel, Ich habe jeden ihrer Kommentare zu dem Thema "Das tödliche Dreiländereck: Der Sudan, die LRA und ein Massaker im Kongo" auf blog.zeit.de gelesen. Leider ist die Kommentarfunktion nach ihren Äußerungen abgeschaltet worden, was es mir nicht ermöglichte auf sportliche Weise darauf zu reagieren. So muss ich es hier tun und den Vorwurf eines heimlichen Angriffs durch die Hintertür aushalten: Ich möchte ihnen die Definition der Worte #Rassismus und #Nationalsozialismus in einschlägigen Nachschlagewerken als überdenkenswürdige Zuordnung zu ihren Kommentaren ans Herz legen. Der verdeckte Rassismus ist wie ich finde oft der bedenklichste. Im Übrigen von allen Seiten. Da bin ich nicht wählerisch.
Ein Flüchtlingslager im ostkongolesischen Goma. Familien die ihre Behausungen verloren haben sowie Kinder, die ihre Eltern verloren haben, sind an der Tagesordnung. Die beiden hatten noch Glück, dass sie nicht von rivalisierenden Milizen entführt und als Kindersoldaten rekrutiert wurden. All das ist im Zeitalter der publizistischen Dauer-Provokation nichts weiter mehr als Kanonenfutter, Zündstoff für die Debatte. Das Resultat dauerhafter Schäden durch Fernsehbeschallung und Internetsumpf, sowie den hochgelegten Messlatten in der Presse und Streitkultur, wo Völkermord anfängt und aufhört. In einer Welt, in der alles gesagt werden darf, ohne Rücksicht auf dabei Geschädigte, sind Sie Herr Giebel für mich in meinem Kopf zu einem Vorzeigezyniker geworden, der sich wunderbar als Modell für die heutigen Tendenzen eignet, der Welt wieder mit dem gleichen Zynismus zu begegnen, wie es schon oft getan wurde, bevor schreckliche Dinge passierten, und oft auch danach.
So wie ich sie bereits als Mitbetreiber des Atheist Media Blogs, welcher fragwürdige Äußerungen zu diesem Thema macht, wieder gefunden habe, so werden sie sich bei ausreichender Selbstkritik nüchtern betrachtet auch in diesen Begriffen wiederfinden. Sie mögen mit einer (für mich eher weniger beeindruckenden) Wortgewandtheit andere ihrer "unüberlegten" Worte überführen können und wollen, was sie dort augenscheinlich mit olympischen Ehrgeiz betrieben haben, um ein Podium für ihre Schlussfolgerungen zu bauen, doch sind sie der Einzige in den zu findenden Kommentaren, der, ob im Scherz oder im Ernst, empfiehlt, das Problem mit einer Atombombe zu lösen. Wie geschmackvoll. Was nicht minder unüberlegt ist, wie man wohl eigentlich kaum anmerken müsste. Das allein dieser Sachverhalt sie nicht dazu veranlasst, selbst nach der Empörung anderer, ihren "Ton" zu ändern und ihre Ansätze zu überdenken, lässt leider nur den Schluss zu, dass dies keinesfalls als ein Spaß ihrerseits, sondern als ein mit Ironie getarnter totalitärer menschenrechtsverletztender Ansatz betrachtet werden darf und muss. In einer Zeit, in der trauriger Weise die wenigsten noch über so etwas stolpern oder Probleme beim Lesen bekommen. Ich bin mir wirklich nicht mehr sicher ob das Gutmenschentum eine so oft und gern herzitierte Bedrohung darstellt, wenn solche Menschen wie sie in Massen und ohne Gegenwind im öffentlichen Raum argumentieren dürfen und sich hinter solchen Debatten gut schützen können.
Ich möchte sie ferner darauf hinweisen, dass eine angedrohte Tat (denn das ist was es vom Tatbestand her ist) im deutschen Rechtssystem sowie auch in anderen Ländern bereits als ausreichender Umstand für Untersuchungen betrachtet wird und, wenn man ihr Spielchen mitspielen würde, sie theoretisch für angedrohte Verbrechen an der Menschheit zur Verantwortung gezogen werden könnten. Dann würden sie direkt neben #Kony und einigen anderen hochrangigen Politikern und Industriellen, die die Zustände im Kongo der Neuzeit mit zu verantworten haben, sitzen. Wär das nicht lustig? Ich bin mir sicher, ihr Atombombenwitz würde da gut ankommen.
Der Afrikanische Weltkrieg kostete mehr Menschen das Leben als der Zweite Weltkrieg. Bis heute profitieren immer noch viele westliche von der Instabilität der Region, insbesondere in der Erz-reichsten Region der Welt, dem Kongobecken.
Im Übrigen sind die Zustände in dieser Region der Welt meiner Meinung nach nicht, wie gern läppisch argumentiert wird, den sogenannten #Warlords und der kriegerischen Mentalität der dort ansässigen Bevölkerung zuzuordnen. Sie sind Symptome der Zeit, keine Ursachen. Warlords sind überall dort wo der Nährboden dafür da ist. Egal wo in der Welt. Kriegerisch ist, wie die Geschichte bewiesen hat, jedes Volk. Vielmehr geht es um die Frage, wer daran profitiert. Nämlich der, welcher nachweislich in einem aufgeheizten Gebiet ein Feuer legt, welches sich - im voraus kalkulierbar - augenscheinlich zu einem Flächenbrand entwickeln kann und wird. Also - liebe Zyniker - hört doch bitte endlich auf, mit diesen rhetorischen Taktiken zu arbeiten und mit unwesentlichen Schönheitsfehlern bei der Diskussion argumentieren, wie z.B. dass Halbwissende in der Diskussion fälschlicher Weise ein Schwarz-Weiß-Bild vom armen guten Afrikaner und vom bösen westlichen Industriellen zeichnen. Nur um diese Feststellung dann einzig und allein als Grundlage für eine fatale zynische Gegendarstellung und für eine Abwertung der dort vermeintlich vorherrschenden Ethik in den Ländern, und somit als Bühne für Rassen diskriminierende Äußerungen zu nutzen und Mitverantwortung der westlichen Welt abzuwälzen. Wer bezahlt euch eigentlich für diese Publikationen?
Fakt ist: Profit - und Überlebensinstinkte hat jedes Volk in sich. Und das ist der entscheidende Schlüssel für die Einschätzung von Symptomen vor Ort und dem viel Wesentlicheren, den wahren Verursachern dahinter.
Dies kann man vielleicht als eine Art Konsens zwischen den Argumentatoren zu diesem Thema betrachten, mit gutem Willen zum Dialog versteht sich. Aber dann müsste man natürlich auch zugestehen, dass unter dieser Prämisse es nur allzu wahrscheinlich ist, dass derjenige, der daran profitiert, zumal wenn Handlungen unverholen und nachweisbar sind, auf Grund seiner geschürten Provokation mehr als nur eine Mitverantwortung für die Zustände trägt. Die örtlichen Symptome können diese Verantwortung nicht schmälern, sie können nur sogenannten "Cleanern" dabei helfen, in der Demokratie in der alles besprochen werden darf, die Spuren der wahren Täter rhetorisch zu verwischen. Und das nicht erst seit dem afrikanischen Weltkrieg, sondern das geht bis in die Kolonialzeit zurück, die merkwürdiger Weise von einigen dieser Kommentatoren zu diesem Thema völlig und permanent unter den Tisch gekehrt wird. Und dass, wo diese doch - von Historikern unbestritten - als der Ursprung der heutigen Zustände betrachtet werden darf.
Es ist, als würde man mit einem Boot den Strom aufwärts rudern, wenn man versucht all die "versteckten" Rassisten im Netz und, ihre unter vermeintlich sachlicher und politwissenschaftlicher Gesprächskultur getarnten Podeste, zu entlarven. Deswegen lasse ich mich nur vereinzelt auf solche Diskussionen ein und zu solchen Kommentar hinreißen. Hier konnte ich es mir leider nicht verkneifen.
Mit freundlichen Grüßen.
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