Ein letztes Zucken im Image-Kampf der westlichen Welt, so könnte man es als Kabarettist für einen Sketch betiteln: Obamas Nobelpreis. Auch amüsant zu beobachten: wie es in den USA das Land spaltet. Während in Europa selbiger Umstand relativ gelassen hingenommen wird.
Das in US-republikanischen Kreisen so verhasste “Europa wolle der USA wohl predigen?", heißt es zum Beispiel von einer konservativen Seite, als leise Kritik in Europa an dem Preis laut wurde, während ungeachtet dessen Anhänger und Gegner Obamas im Landesinneren ebenso offen Zweifel an dem Preis verlauten ließen. Wahrer Zündstoff. So, als wäre Christi Geburt verkündet worden. Und nun müsse die ganze Welt darüber diskutieren. Muss sie das? Wahrscheinlich nicht. Grund dafür war sicherlich auch das Timing. Vorschusslohrbeeren, hieß es da in den Titelseiten. Eine weitere spitzfindige Frage könnte sicherlich auch sein: was wäre wenn man die Vergabe als ein ungewollt rassistisch motivierten Akt betrachte, bei dem es um die Markierung des Umstandes, dass es der erste afro-amerikanische Präsident der Vereinigten Staaten sei, ginge? Wäre das nicht ein Ressentiment?
Nichts wofür es sich lohnt seinen Kopf von Stammtisch zum Fernseher zu drehen, so ließ mir der Gasthermenwart jüngst bei seinem Besuch in meiner Küche verlauten, während er meinen Tabak rauchte. Und damit spiegelt er tatsächlich die allgemeine Stimmung wieder. In Europa hält sich die Spaltung und Euphorie darüber tatsächlich in Grenzen. "Obama hat den Nobelpreis erhalten, und nu zum Wetter..." witzelte es noch weiter hinter der metallernen Blende auf der Leiter, während die Therme auf Giftabgase geprüft wird.
Aber davon mal abgesehen haben die alten Herren des Osloer Nobelpreis-Komitees in Europa längst nicht mehr das Gewicht, was ihnen die alten Herren und zuweilen auch Gegner des Preises in den USA in ihrer hitzigen Debatte zusprechen, und manche davon vielleicht sogar erhofften. Denn hierzulande oder hierzukontinente (wenn es das Wort gäbe) witzelt man schon seit Längerem über einige Würdenträger des Preises. Somit kann man sich eigentlich die weiteren Debatten darüber ob Obama dies verdient habe oder nicht getrost sparen. Denn hier in der Heimat des Nobelpreises, in Oslo, Norwegen - und in Europa, interessiert es nur noch Wenige.
Zuweilen zynische Zungen sprechen eher von einem Mühlenstein als denn von einer Medaille um Obamas Hals. Und wenn man sich die Aufregung bei den Obama-Gegnern aber auch Befürwortern gerade so anschaut, dann muss man tatsächlich resümieren: Sollte das von Oslo ein geplanter Anschlag auf Obamas Karriere gewesen sein, dann scheint dieser zumindest innenpolitisch wirkungsvoll gelungen. Außenpolitisch wird dem Preis in der innenpolitischen Debatte aber wahrscheinlich zu viel Bedeutung beigemessen.
Naja und sooo selten geht der Gutste ja nun auch nicht über'n Ladentisch, bringt der Thermenwart es nochmal auf den Punkt, als dass man da gleich in Ohnmacht fallen muss! Ganz unrecht hat er da nicht. Zustimmung einflechtend in der Hoffnung um eine gut gewartete Therme ergänze ich: Um dem Preis einen Hauch von Unerreichbarkeit zu geben, wird er - so kommt es einem vor – vielleicht auch viel zu inflationär "verabreicht".
Aber wie so oft, bleibt einem nur festzustellen, das gelöste Rätsel weiterhin Rätsel bleiben, weil die Lösungen die Rätsel selten wirklich entschlüsseln. Aber ich bin mir sicher: so geht es nicht nur Beobachtern sondern auch vielen mittendrin. Im Getümmel der politischen Weltbühne...
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