Der Fall Khadr ist einzigartig. Nicht nur wegen der Menschenrechtsfrage im Zusammenhang mit Guantanamo, sondern auch wegen dem Alter des jungen Häftlings, dem nun der Prozess gemacht wird: 15. Und wegen seiner neutralen Herkunft: Kanada.
Omar Khadr (* 19. September 1986 in Toronto) ist das vierte Kind der Familie Khadr aus Kanada. Er wurde im Alter von 15 Jahren von amerikanischen Streitkräften nach einem Feuergefecht im Juli 2002, in dem ein amerikanischer Soldat einer Spezialeinheit getötet wurde, in Afghanistan gefangen genommen.
Khadr ist der einzige sich noch in Guantanamo befindliche Bürger eines westlichen Landes. Sein Schicksal ist insofern einzigartig, als Kanada sich trotz Drängens von #AmnestyInternational weigert, einen Auslieferungs- oder Rückführungsantrag zu stellen.
Er sitzt seit sieben Jahren im Gefangenenlager in der Guantanamo Bay Naval Base ein, wo er sich seit 10. August 2010 vor einem Militärtribunal verantworten muss. Sein Anwalt hat es geschafft, eine Freigabe eines Videos zu bewirken, in dem man Omar Khadr bei einem Verhör durch kanadische Geheimdienstexperten sieht. Dort berichtet Khadr unter anderem, von Amerikanern gefoltert worden zu sein und beklagt mangelnde medizinische Versorgung in Guantanamo sowie die Gleichgültigkeit der kanadischen Behörden. Sein Anwalt versucht eine Zulassung der Videoaufnahme beim Prozess, um nachzuweisen, dass Omar Khadr unter Druck gesetzt wurde und somit seine Geständnisse erpresst wurden.
Im US-Gefangenenlager Guantanamo Bay hat somit nach Presseberichten das Sondertribunal gegen den "Kindersoldaten" Omar Khadr begonnen. Es ist der erste Prozess dieser Art vor einer der umstrittenen Militärkommissionen in der Amtszeit von Präsident Barack Obama. Zum Auftakt musste am Dienstag die Militärjury gewählt werden, an diesem Mittwoch sollen dann die Eröffnungsplädoyers folgen.
Khadr war erst 15 Jahre alt, als er 2002 in Afghanistan gefangen genommen wurde. Der gebürtige Kanadier soll einen US-Soldaten während eines Gefechts mit einer Handgranate getötet haben.
Am Montag hatte der zuständige Militärrichter entschieden, dass eine Reihe von Schuldgeständnissen Khadrs bei Verhören im Prozess gegen den Angeklagten verwendet werden dürfen. Die Verteidigung hatte geltend gemacht, dass Khadr bei den Vernehmungen schwer misshandelt worden sei.
Obamas Vorgänger George W. Bush hatte die Tribunale eigens zur Aburteilung von Terrorverdächtigen geschaffen. Obama hatte die Verfahren dann vorübergehend gestoppt und Reformen durchgesetzt, um den Angeklagten mehr Rechte zu verschaffen. Insbesondere im Ausland herrscht aber weiterhin Skepsis über diese Art von Sonderprozessen.
Der Oberster Gerichtshof der USA hat einen Antrag des im umstrittenen Gefangenenlager Guantanamo inhaftierten Kanadiers Omar Khadr abgelehnt, seinen Prozess vor einem US-Militärtribunal auszusetzen. Das Gericht in Washington gab seine Entscheidung am Freitag bekannt, ohne sie aber weiter zu begründen. Der heute 23 Jahre alte Khadr hatte im März ein Berufungsgericht in Washington angerufen, um die Rechtmäßigkeit des Militärtribunals in Frage zu stellen. Das Gericht gab aber kein Urteil ab, der Prozess begann dennoch. Khadrs Anwalt, Jon Jackson, beantragte daher beim Obersten Gerichtshof, das Berufungsgericht zu einer Entscheidung zu zwingen oder selbst einen Beschluss zu fassen.
(Quellen: APA, Wikipedia, presse.com, stern.de)
Add new comment