Wie weit wollen wir noch gehen?

Gabor Munier
Geschrieben von:

Gabor Munièr

Autor, freier Kolumnist, Essayist

Der Irrsinn hat zunehmend klare Linien

Wie weit wollen wir noch gehen?

Dummie-Crashtest der westlichen Welt

Preview Dystopie einer Post Apokalypse
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Lesedauer: 5 mins

Erst Sträter jetzt Krömer. Zeigt einmal mehr dass sich Einzelne in Zeiten von Influencer-Narzissmus ein selten gewordenes Merkmal bewahrt haben: Integrität! Immer mehr Prominente bekennen sich zu psychischen Problemen und tragen es mit Würde. Sie denken das ist Zufall oder ein Outing Trend? Seien Sie nicht naiv und fragen sich wieviel Prozent prominenter Persönlichkeiten braucht es noch bis eine Outing-Welle beginnt. Schon vergessen wie das Fass der Vorkommnisse in der #MeToo Debatte überlief und es dann erst richtig los ging? Das mit den 2 öffentlichen Bekenntnissen zu einer Depression und der Erwähnung von Thomas Brasch’s Weltschmerz in seinem Biopic Film - an dem im übrigen alle Brasch-Brüder gestorben sind, nicht nur Thomas, so viel Zeit hätte der Film noch gehabt das aus Respekt zu erwähnen – das war Alles erst der Anfang und hat nichts mit einem Trend zu tun. Sondern damit dass das Fass auch hier nun voll genug ist um überzulaufen.

Es werden weitere folgen, wenn sich nicht bald etwas ändert in der Welt.

Jetzt - wo "Schlag"-Prominente (wie ich medial zum Zeitpunkt sehr präsente Persönlichkeiten nenne) es bekommen und zugeben - da wird die große Öffentlichkeit plötzlich hellhörig. Dabei spitzt sich die westliche Welt seit den 1960ern-70ern immer weiter extrem zu in seinem Wahn von Modernität und humaner Verkümmerung. Und setzt uns unterbewusst alle unter Druck.

In den 1970ern und danach waren es vor allem die eher „bedeckten“ Prominenten die nicht in jeder Bevölkerungsschicht gekannt waren, wie Dichter und Denker, die buchstäblich an Weltschmerz (wie die Braschs) gestorben sind in der Sorge um die Zukunft der Menschheit. Und ich kenne persönlich sogar einen aktuellen befreundeten Autor, der auch ernsthaft Gefahr läuft daran kaputt zu gehen, und schaut schon deswegen seit Jahren keine TV Nachrichten mehr.

Verstehe man bitte meine Einlassungen zu dem Thema nicht falsch. Ich denke, dass Depressionen a) ja sehr reale und anzuerkennende Erkrankungen sind und dass sie b) ja wahrscheinlich sehr unmittelbare und "nahe" Ursachen aus dem Umfeld oder der chemischen/körperlichen Verfassung haben können, ja. Aber ich denke auch, dass der Funke in einem "begünstigten" Milieu wie der sich zuspitzenden westlichen Gesellschaft viel schneller überspringen kann als in einer „anderen“ Welt. Nicht umsonst bestätigen auch viele Psychologen, dass viele diagnostizierte Depressionen in der westlichen Welt kultur-a-typisch sind. Das will um Himmels Willen nicht die Depression der betroffenen Person schmälern, weil, wie gesagt: diese ist mehr als real! Und ich bin froh, dass man in der Gesellschaft inzwischen soweit ist das endlich anzuerkennen.

Nein, es soll nur gegenüberstellend deutlich machen, was echte Perspektiven sind und ausmachen können. Diese haben wir hier aber kaum noch. Menschen aus armen Ländern leiden nicht weniger an solchen Krankheiten (so die Statistik) weil wir so "verwöhnt" sind oder uns das Alles nur einbilden, nein. Sondern weil es in andern Ecken der Welt Hoffnungen und Träume gibt. Wünsche für ein besseres Leben. Für eine bessere Zukunft. Und man hin und wieder dort tatsächlich Fortschritte darin sieht. Hier nicht.

Wir könnten diese Wünsche auch haben, ja, aber wir dürfen sie ja in der Art wie heute der Diskurs geführt wird nicht mehr äußern. Denn angeblich ist ja hier alles perfekt. Und wehe jemand sagt etwas anderes. Die Demokratie Blase ist doch aber unlängst geplatzt. Und jeder weiß es. Es gibt Sagbarkeitsfelder, die sind in zwischen so klein, dass man sich schon vorkommt wie beim Seilhüpfen oder dem Straßenkreidekästchen Spiel. Und sachliche Analysen von kritischen Situationen sind auch nicht mehr erlaubt. Dann wird man gleich mit anderen an die Wand gestellt. Nur noch aufbauschende Emotionen und Empörungen, die dann in Kriege münden sind salonfähig. Wen wundert es da, dass Menschen nur schon vom Zugucken krank werden.

Die westliche Gesellschaft hat sich zunehmend um ihren eigenen Diskurs und um ihre innere Heilung gebracht. Und läuft immer weiter auseinander. Radikalisierungen und instabile Länder, die fatale Fehler in der Innen- und Außenpolitik machen, sind die Folge. Die längste Zeit ohne Krieg in Mitteleuropa könnte bald vorbei sein. Und wir wundern uns ernsthaft noch darüber, dass Menschen zunehmend gelähmt sind? Wenn wir nicht bald aufhören und nicht bald den Kurs ändern und wieder zuhören, in den Dialog treten, und Zugeständnisse machen, jeder gegenüber jedem, meine ich, egal in welcher Debatte, dann wird es bald nichts mehr geben, worum es sich noch lohnen würde zu streiten.

Es wird doch immer offensichtlicher, dass wir nicht erkannt haben wo wir uns gerade befinden: an einem Scheideweg. Und das gleich an 3 Punkten. Klima, Krieg und Pandemie. Ich finde es (immer noch) verantwortungslos von Menschen auf das eigene (Un)wohl konzentriert jedem Instinkt, der einem doch sagen müsste, das ist immer noch zu früh zu verreisen oder zu Tausenden zusammenzukommen, entegen zum Trotz zu handeln in der Hoffnung: das wird schon gut gehen. Warum haben wir nichts aus unserer Geschichte gelernt? Ich finde es gibt auch zu wenig mutige Pressestimmen die der möglichen Unbeliebtheit zum Trotz den Menschen direkt sagen was davon zu halten ist. Aber was soll man schon erwarten. Die Klimaprobleme und sich zuspitzende Kriegsherde in der Welt, all das wird einfach weiter verdrängt bis es nicht mehr geht. Ich sage nur: Rom...

 Viel Glück wünsche ich uns allen in der Hoffnung, dass sich meine schlimmsten Befürchtungen für das Schicksal des Abendlandes nicht bewahrheiten. Bald kann ich mich zu Sträter, Krömer und Brasch gesellen.

Good Night and Good Luck

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