Seit Jahrhunderten beschäftigt sich die Menschheit im Rahmen der Geisteswissenschaften unter anderem mit einer der zentralsten Fragen der Fragen, nämlich der, was es mit unserem Kopf auf sich hat und inwiefern er Grund dafür ist, dass wir so sind wie wir sind, oder er vielleicht nur der Grund dafür ist, dass wir glauben zu sein, wie wir sind. Also ob davon nicht Vieles oder zumindest das Meiste ausschließlich in unserem Kopf passiert, weil ein Referenzsystem zu unserem Kopf und unseren Schlussfolgerungen fehlt.
Was uns zur nächsten überschneidenden Frage bringt, nämlich der Ambivalenz zwischen Glauben und Wissen, die in ihren verschiedenen Formen und historischen Irrtümern schon so viele Kriege, so viele Menschenleben gekostet hat. Eines ist zweifelsohne unbestritten, dass allein belegt schon ihr Lesen und mein Schreiben dieses Artikels: Es gibt eine für jeden spürbare Reflexionsfähigkeit. Nur können wir unsere Annahme nicht belegen, dass sich diese wirklich so vehement von der anderer Lebewesen unterscheidet, wie wir zu glauben wissen.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich als Wesen, im Gröbsten genau so gebaut wie jedes andere, eine überdurchschnittliche Weise zu denken besäße, erscheint mir das sehr subjektiv.
Relativisten wie ich werden gerne dafür angegriffen, dass wir häufig aus dem Perspektivischen und damit fehlerbehafteten Subjektiven Reflexions-Fehler nachzuweisen wünschen. Dabei ist doch aber jede Gedankenstraße, wenn man sie wirklich bis zu Ende geht, nachweislich behaftet von Indizien, die diese Frage mehr als nur rechtfertigen.
Also was ist mit unserem Kopf nur los? Und ist es wirklich wie die moderne Philosophie glaubt, dass wir uns gedanklich nur im eigenen Kreise drehen? Moderne Publizisten glauben, es ist wieder an der Zeit, die Welt gedanklich zu beschreiben, während moderne Philosophen dazu tendieren, dass die Philosophie mehr Praxisnähe gewinnen muss, weg muss von der Beschreibung und Reflexion des menschlichen Geistes, seiner Wahrnehmung, seines theoretischen Wesens.
Ich sitze wie so oft zwischen den Stühlen, denn beides halte ich im Gleichgewicht einer Forschung oder eines allgemeinen Weiterkommens für unabdingbar. Aber auch hier spüre ich wieder diesen modrigen Geruch von einer vereinsamenden Nische, die mich in Zeiten des polarisierenden subjektiv bestrebten Neojournalismus und der allgemein stark verhärteten Streitkultur, die mehr zum Selbstzweck als zur Auflösung existiert, an einen Rand manövriert, in der mir der Austausch fehlt.
Es ist ein weites und langes Feld, das ich hier nur anreißen kann, und welches mich schon fast Zeit meines Lebens beschäftigt, aber weitere Ausführungen würden den Rahmen eines Online Magazins bei Weitem sprengen, und so biete ich im Folgenden am Besten eine mögliche Liste interessanter Lesequellen zu diesem Thema an, und verabschiede mich mit den Worten Baudelaires:
Dass man mitunter Gesichter verwechselt, hat seinen Grund darin, dass das wirkliche Bild verdunkelt wird von dem geistigen Bild, das ihm entspringt.
-- Charles Baudelaire (1821 - 1867), französischer Dichter und Ästhetiker
Add new comment