Auch in der virtuellen Welt haben wir es mit täglichen kleinen Plagegeistern zu tun. Sie heißen auch genauso wie jene in der nicht virtuellen Welt: Viren. Was sie verbindet? Im Winter sind sie am aktivsten und sie sind beide in den meisten Fällen nicht wirklich gut auszumachen. Und beide kommen und vermehren sich über kontaminierte Überträger. Daher teilen sie auch den gleichen Namen. Was sie auch teilen: Beide haben eine undefinierte und mit vielen Verschwörungstheorien umwobende Vergangenheit über ihre Entstehung und der Mitschuld des Menschen. Na ja oder sagen wir es mal so: was sie unterscheidet ist vielleicht dass wir von den einen zumindest die Verursacher von der Bezeichnung her zugeordnet haben: Hacker, Cracker oder im weitesten Sinne Programmierer.
Wobei ersteres und letzteres sehr häufig missverstanden und begrifflich stark missbraucht wird. Denn irrtümlicher Weise wird der Begriff des Hackers häufig in Verbindung mit kriminellen Machenschaften rund um Software in den Medienberichten verwendet. Sogar Wikipedia drückt sich da zum Teil nicht ganz korrekt aus. Das ist jedoch grundlegend und historisch völlig falsch abgeleitet und wird eher mit den sogenannten Crackern verwechselt. Jenen, die kostenpflichtige Software und ihre Sicherheitssysteme knacken, also Experten im Entschlüsseln von Sicherheitshürden sind. Hacker hingegen sind eher Software Revolutionäre wenn man so will. Sie hacken die zu dem Zeitpunkt vorgegebenen Grenzen des Möglichen und erweitern somit regelmäßig die Möglichkeiten, die uns dann Computer-technisch zur Verfügung stehen. Schützen müssen wir uns vor beiden eigentlich nicht, weil sie in dem Sinne nicht gefährlich sind. Der Eindruck wird eher durch die Medien sowie Bücher und Filme geschürt, die die Skandale gern für sich ausschlachten um es spannend zu machen. Aber vor wem schützen wir uns dann eigentlich mit den Antivirenprogrammen und wer hat sie erschaffen? Also wer oder was steckt dahinter?
In der EU sind im Jahr 2011 fast ein Drittel der Internetnutzer (31 %) von Computerviren betroffen gewesen. Das teilte die Europäische Statistikbehörde Eurostat am Montag in Luxemburg mit. Die höchsten Anteile von Internetnutzern, deren Computer von einem Virus oder Trojaner (Türenöffner) befallen war, gab es demnach in Bulgarien (58 Prozent), Malta (50 %), der Slowakei (47 %), Ungarn (46 %) und Italien (45 %). Die niedrigsten Raten fanden sich in Österreich (14 %), Irland (15 %), Finnland (20 %) und Deutschland (22 %).
Am stärksten betroffen sind dabei in der Regel Desktop Computer und Laptops. Also die privaten Heimrechner, und unter diesen wiederum am häufigsten jene Rechner die auf dem Betriebssystem Windows aufsetzen. Der Grund liegt in der Architektur des Systems. Mac-Rechner sind zwar im letzten Jahrzehnt auch zunehmend Opfer von Viren geworden, aber liegen immer noch weit hinter Windows-Rechnern zurück. Am wenigsten anfällig für Viren sind Rechner basierend auf der Betriebssystem-Struktur Linux, die es in vielen verschiedenen Varianten, sogenannten Distros (Distributionen) und verschiedenen Oberflächen gibt. Das System ist somit Zwiebelschalen-ähnlich und modular aufgebaut und verfolgt ein stringentes Datei-basierendes Prinzip, was es besser beobachtbar macht, was wirklich im Hintergrund geschieht. Auch wird es häufig von Open-Source Communities entwickelt und bietet daher weniger Verstecke für geheimen Code. Schon in der Grundstruktur schwieriger zu durchdringen, wird es durch die Varianten und Schalen noch komplexer. Nicht nur für einen Virus. Auch für den Nutzer. Für den heimischen Nutzer oft nicht mundgerecht in seiner Nutzbarkeit, ist das System mehr unter den technisch versierteren Nutzern beliebt, wie zum Beispiel Server Administratoren, Software Firmen, größeren technischen Netzwerken und Universitäten. Einmal darin eingearbeitet, möchte man aber seine Anpassungsfähigkeit und Möglichkeiten nicht mehr missen, obwohl es wohl optisch nicht so attraktiv sei wie die weit verbreiteten Windows und Mac Systeme. Das wiederum ist eine starke Verallgemeinerung und kaum vorstellbar bei all den Varianten die es davon gibt. Viren haben hier aber kaum eine Chance und wenig Interesse. Weil es lohnt sich kaum, da der Marktanteil der Rechner verhältnismäßig gering ist um eine schnelle Kontamination zu erreichen. Und weil das Klientel, welches solche Systeme nutzt, wachsamer und schwieriger auszutricksen ist.
Aber was treibt solche von Computernutzern gefürchteten Kriminellen mit Programmier-Kenntnissen um und an? Und waren sie immer schon kriminell, oder gab es mal einen anderen Ursprung, wie so oft in der Menschheitsgeschichte? Die Verschwörungstheorien dahingehend sind endlos und bieten guten Stoff für Science-Fiktion-Romane. Verständlich. Aufklären darüber können nur wirklich Wenige, und diese haben oft einen Computer-technischen Hintergrund und bedienen sich daher oft einer der Mehrheit unverständlichen Sprache. Und dass Programmierer, die solche Viren ohne Wissen des Nutzers, auf dessen Computer mutwillig einschleusen, heute in der Öffentlichkeit tendenziell als kriminell eingestuft werden auch. Und das hat auch mit dazu verstärkt beigetragen, dass die Öffentlichkeit sich über die Nutzung des selben Prinzips bei staatlicher Überwachungssoftware erregt. Nachvollziehbar, wenn man bedenkt, wie wenig man wirklich darüber weiß und wie wenig Kontrolle man über Geräte hat, die bei einem zu Hause stehen. Wir haben hier mal ein paar interessante Links zum Thema zusammengestellt. Viel Spaß beim stöbern!
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