Stutenbeißerei auf roten Pfoten

Marius Fitzgerald
Geschrieben von:

Marius Fitzgerald

Astrophysiker BSc, Philosoph MA, Gastredner, Kolumnist

Denkkultur auf dem Prüfstand

Stutenbeißerei auf roten Pfoten

Die TAZ als HAZ(z) Redner?

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Stutzig und aufmerksam wurde ich auf eine eventuelle Schieflage meines Bildes und meiner (zumeist naiv positiv voreingenommenen) Vorstellung von der TAZ schon vor vielen Jahren, als ich einem völlig unbedarften und ungeplanten Besuch auf einer sehr merkwürdigen TAZ-Feier (ein Jubiläum oder so, eine Freundin die dort zu der Zeit Praktikum machte schleppte mich mit) der damaligen Chefredakteurin versehentlich in die Arme lief. Und da meine Bekannte nun gezwungen war mich höflich vorzustellen, bekam ich auch gleich die menschlichen Qualitäten dieser älteren, schlecht gekleideten naserümpfenden Dame, die nach billigem Parfüm roch, mit. Sie dreht sich behäbig zur Seite, zu der Dame deren Arm sie die ganze Zeit festhielt, und flüsterte (nur leider habe ich sehr gute Ohren) abfällig nachdem sie mich eindringlich gemustert hatte und ich ihr vorgestellt wurde in ihr Ohr: „Oh jee… ich weiß schon … Osten!“

Meine Begleiterin schien sich ein wenig mir gegenüber bezüglich des Verhaltens ihrer Chefin zu schämen. Ich lächelte sie beruhigend an, klopfte ihr auf die Schulter und lud mit einer Handbewegung ein mit ihr gemeinsam weiterzugehen. Schließlich wollte ich ihren Job nicht gefährden. Erst bei sicherer Entfernung konterte ich unter uns, und spielte die Mimik des frustrierten Mit-60iger Faltengesichtswunders mit dicker Muschelperlenkette nach und sagte im selben Ton zu meiner Begleitung vorgebeugt: Oh jee… ich weiß schon … sexuell frustrierte Salon-Kommunistin, ergo: Wessie.

Ich gebe zu, ich habe meine derbe Enttäuschung nur überspielt. Ich war erschrocken über solch eine menschlich unterirdische Darbietung einer Zeitungs-Chefredakteurin. Aber das ist schon seeehr viele Jahre her. Bald schon 2 Jahrzehnte. Und heute habe ich weitaus mehr Erfahrung mit dem sowohl charakterlichen als auch politischen Spektrum in unserem Land und wie man es besser deuten sollte. Kleiner Tipp: Meistens nicht an ihrer vermeintlichen Position im Spektrum anhand ihres Namens. Seit diesem Tag gönne ich es mir einmal im Jahr wahllos einen Artikel der roten „Tatze“ aufzumachen und anzulesen. Und ich war nun nach so langer Zeit dann doch noch einmal - trotz besseren Wissens- überrascht.

Es gab unter den Artikeln nicht einen einzigen der nicht gerade einen Linken Politiker oder eine Linke Partei-Äußerung oder Forderung in der Luft zerfetzt hat oder sich darüber oder über benachbarte Ereignisse belustigt hatte. Dabei bin ich mal davon ausgegangen, dass die TAZ eine tendenziell Linke Tageszeitung ist? Oder sollte ich sagen: war?  

Wie heißt es in einer Beschreibung: „Die Tageszeitung (kurz taz, Eigenschreibweise taz, die tageszeitung) ist eine überregionale deutsche Tageszeitung, die als grün-links, linksalternativ und systemkritisch beschrieben wird.

Nicht dass ich nicht selbst Kritik an einigen Punkten der Linken, naja, und jeder anderen Partei, anzubringen hätte. Aber es scheint fast schon etwas zu gezwungen aufdringlich wie sehr die TAZ zunehmend die Linke Partei im Visier hat. Und dabei nicht selten weniger sachlich als denn mehr unter der Gürtellinie. Ein Freund, dem ich das Nahe brachte, räumte ein, dass ihm das zwar auch schon aufgefallen sei, aber es sich – so hatte er den Eindruck -  meistens auf Linke Politiker aus dem ehemaligen Osten oder ältere Kaliber beschränkte. Das machte mich stutzig. Weil gerade bei der Jungen Linken fiel mir unlängst so viel Kritik-Potential auf.

Und dann fiel mir doch glatt wieder die Geschichte von der TAZ-Party ein. Und darüber hinaus habe ich beim ehemaligen Westberlin, wo die TAZ ja quasi auch zu zählt, nicht selten ein Gefühl von kleinregionaler Stuten-Beißerei beobachten dürfen. Gerade gegenüber Ostberlin(ern). Und umgekehrt. Die nehmen sich da alle nichts. Steigert sich das dann, wenn es um Ost oder West-Linke geht? Das würde ja passen. Ganz in der Tradition der Linken und ihrer sich bekämpfenden Splittergruppen in der Geschichte. Schade, dass die Artikel der TAZ oft leider nicht ausreichend gut genug für mich sind, um über diese kleinen Erfahrungen mit der TAZ hinwegzusehen. Meistens nur Schmähtexte. Wenig inhaltlich weiterbringend. Ich bin so sportlich und würde einem guten Beitrag in der TAZ immer den Vorzug geben. Leider ist das aber noch nicht vorgekommen.

Zu diesen Beobachtungen fallen mir 2 vorzügliche Filmparodien bezüglich sich kindisch verhaltender Splittergruppen ein: „Das Leben des Brain“ (Monty Python)  die Szene „Das ist die Judäische Volksfront da drüben – Nein, das ist die Volksfront von Judäa! Spalter!!“ sowie der wundervolle Film über wie Menschen die Politik und ein Kind dafür missbrauchen und sich sinnlos spalten in „Children of Men“. Wo die wenigen übriggebliebenen vernunftbegabten Menschen, die zwischen die Mühlensteine geraten sind, in dieser Welt gar nicht mehr leben wollen (das alte Hanf-anbauende Ehepaar). Ich glaube ich kann mich auf Grund der aktuellen Lage und dem ausbleibenden sachlichen Diskurs zu den Ursachen um so etwas zukünftig vermeiden zu können, in die Rolle inzwischen gut hineinversetzen…

Um es mit den Worten eines Schriftsteller-Kollegen und guten Freundes abzuschließen dessen Zitate  ich immer sehr schätze: „Alle großen historischen dunklen Ereignisse in der Menschheitsgeschichte und folgeschweren Spaltungen der Menschen sind bis heute nie wirklich aufgeklärt worden. Ironischer Weise fast immer mit der Begründung, dass man das Verhalten von solchen Antreibern nicht verharmlosen darf indem man es auch noch analysiert und begründet. Und so schlittern wir von einer Tragödie in die nächste. Und wissen danach genauso viel wie vorher.“ Aus einem Theaterstück (S. G. Ugovsky-Strassburger).

Good Night and Good Luck!

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