Anlässlich des 11. September möchten wir gern für einen interessanten und erweiternden polithistorischen Kontext nur wenig kommentiert einen Auszug aus seiner State of the Union Address vom 6. Januar 1941 des damals amitierenden US-Präsidenten Roosevelt in Erinnerung rufen, der sich mit der Entscheidung in den 2. Weltkrieg einzutreten anfangs schwer tat, und mit der Benennung der "Vier Freiheiten" wohl ein ungeahnt ausuferndes Bild der zukünftigen US-Außenpolitik bis in die heutige Zeit hinein erschuf:
Von der Zukunft, die wir zu einer Zukunft der Sicherheit machen wollen, erhoffen wir eine Welt, die sich auf vier entscheidende Freiheiten der Menschheit gründet.
- Die erste Freiheit ist die Freiheit der Rede und der Meinungsäußerung – überall in der Welt.
- Die zweite Freiheit ist die Freiheit eines jeden, Gott auf seine Weise zu dienen – überall in der Welt.
- Die dritte Freiheit ist Freiheit von Not. Das bedeutet, gesehen vom Gesichtspunkt der Welt, wirtschaftliche Verständigung, die für jede Nation ein gesundes, friedliches Leben gewährleistet – überall in der Welt.
- Die vierte Freiheit ist Freiheit von Furcht. Das bedeutet, gesehen vom Gesichtspunkt der Welt, weltweite Abrüstung, so gründlich und so weitgehend, dass kein Volk mehr in der Lage sein wird, irgendeinen Nachbarn mit Waffengewalt anzugreifen – überall in der Welt.
Das ist keine Vision eines fernen tausendjährigen Reiches. Es ist eine feste Grundlage für eine Welt, die schon in unserer Zeit und für unsere Generation verwirklicht werden kann. Diese Welt steht in tiefstem Gegensatz zu der sogenannten ‚Neuen Ordnung‘ der Tyrannei, welche die Diktatoren im Krachen der Bomben zu errichten suchen.
Mit ein wenig historischem Gespür und Offenheit, egal aus welcher Position man diese Worte liest, kann man aus dieser Ansprache Vieles, auch auf die damals darauf folgende "Zukunft" bezogen, heraus lesen. Beweggründe für Positionen, Politische Motivationen, die damaligen Achsenmächte, die späteren Machtpole des Kalten Krieges und Vieles andere, was heute immer noch zu großen historischen und weltpoltischen Mißverständnissen und vielleicht sogar ins Terrorzeitalter führte. Gerade im Bezug auf die US-Außenpolitik. "...gesehen vom Gesichtspunkt der Welt" finde ich einen sehr interessanten und Roosevelt wohl wichtig gewesenen Einlass im Text.
Wir hätten gern gewusst wie eine Welt nach dem 2. Weltkrieg ausgesehen hätte, wäre Roosevelt nicht am 12. April 1945 verstorben. 18 Tage vor Hitlers Tod und 26 Tage vor dem offiziellen Ende des 2. Weltkrieges. Und 116 Tage vor Abwurf der Atombombe auf Hiroshima. Eine Entscheidung, die, wie einige Historiker glauben, unter Roosevelt nicht gefällt worden wäre.
Die Westmächte müssten, so Roosevelt, in dieser weltpolitischen Lage „das Arsenal der Demokratie“ sein. In seiner State of the Union Address vom 6. Januar 1941 konkretisierte er diese Ziele mit der Benennung der „vier Freiheiten“. Neben seiner Forderung von den „vier Freiheiten“ schlug Roosevelt dem Kongress außerdem ein Leih- und Pachtgesetz zur militärischen Hilfe anderer vom NS-Regime bedrohter Staaten vor. Dieser Vorschlag wurde binnen kurzer Zeit angenommen; Roosevelt unterzeichnete das Gesetz am 11. März 1941. Es erlaubte dem Präsidenten künftig, jedem Staat, den er bedroht sah, militärische Ausrüstung ohne sofortige Bezahlung zu verleihen oder zu verpachten.
Auch hier sind sich viele Historiker (auch aus den USA einig): Der damals sicherlich notwendige, gegen die Achsenmächte hilfreiche und gut gemeinte Anfang einer jedoch später sich unkontrolliert ausweitenden Einmischungspolitik, die in späteren Jahrzehnten vielleicht nicht immer von Erfolg oder hinreichtend Weitsicht gekrönt war.
The complete State of the Union Address speech of Roosevelt Audio:
Comments
Diese vier Freiheiten sind wohl sehr offen interpretiert worden, in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart.
Manch einer kommt zur richtigen Stunde um schwere Entscheidungen zu treffen und die Zukunft eines Landes zu lenken, aber geht dann zu früh um seinen Grundgedanken fortsetzen zu können. Was die Nachfolger dann auf dem geebneten Weg alles anstellen, ist dann oft nicht mehr im Sinne des Initiators. Und das passiert ja nicht nur in der Politik, sondern in allen Bereichen der Gesellschaft. Einst erhoben wir uns durch die Fähigkeit des Lernens von vorherigen Generationen, aber der Mensch scheint lieber zu vergessen und wiederholt im neuen Gewandt die Fehler der Vergangenheit permanent.
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