The Pope from behind

"The Pope from behind" - Author: Nacho Arteaga Location: Vatikan Stadt | Source: https://unsplash.com/photos/g453jQQnJ-U | License: This image is from Unsplash and was published prior to 5 June 2017 under the Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication

Ein Nachwort und ein Dank : Papst Franziskus

... und sein Vermächtnis

Benedictio coram populo (Urbi et orbi). Spielt Glaube eine Rolle um das Gute im Menschen zu erkennen? Vielleicht vor allem Glaube in einem anderen Sinne an das was sich unmittelbar und sichtbar vor einem befindet: Das Leben. Der Mensch. Oder wenn man es anders sehen möchte: Erfurcht und Respekt vor dem, was erschaffen wurde. In einer weltoffenen Philosophie gäbe es kein Für oder Gegen, denn im Dienste der Menschheit gibt es kein Totalitärismus, keine Bekenntnisse gegen etwas und somit auch kein zu verfechtener Glaube und auch kein Atheismus. Und keine Ungläubigen... nur Menschen.

Er brach mit überhöhten kirchlichen Konventionen, wusch Flüchtlingen und Häftlingen und Reue zeigenden Schuldigen die Füße, kritisierte Kapitalismus und Umweltzerstörung und predigte Barmherzigkeit und religiösen Dialog in Zeiten der Islamfeindlichkeit und Fremdenangst. Wenn man die Kirche als Institution kritisieren möchte und wollte, so kann man aber dabei große Persönlichkeiten wie Papst Franziskus nicht ignorieren, jene in selbiger das Bestmögliche in ihr versucht haben, den bestmöglichen Idealen und Grundsätzen der Idee treu und im Sinne der Menschen und für die Menschen zu dienen. Und nicht der Institution. 

Papst Franziskus bekommt das Maskottchen der Paralympics überreicht

Papst Franziskus begrüßt am 16. Februar 2017 während einer Audienz in der Sala Clementina im Apostolischen Palast im Vatikan Sportler mit intellektueller Beeinträchtigung aus Österreich. Papst Franziskus bekommt das Maskottchen der Paralympics 2017 "Luis" überreicht. | License (History) Public domain

Für viele eine Rückkehr zu den Grundidealen die man mit Jesus verbindet. Gläubig oder nicht. Wenn man es aus dem religiösen Kontext herausnimmt könnte ein Atheist auch zu gestehen: Ein Paradebeispiel für "Es ist nicht entscheident wo man her kommt, sondern entscheident wo man hin geht". Was wir tun wiegt mehr als wofür wir es tun. Denn das Ziel heiligt eben nicht die Mittel. Gäbe es nur genug Menschen willens genug wie ihn auf allen Seiten, würde es sich in einer meinungsdiversen Welt unterschiedlicher Fronten und Gelöbte aushalten lassen.

Mit letzter Kraft hat Papst Franziskus, gesundheitlich bekanntermaßen schon seit Längerem geschwächt, die Osterfeierlichkeiten im Dienste seines Amtes gestanden und einmal mehr gezeigt, dass es ihm eine wahre Herzensangelegenheit war mit aller Kraft bis zum letzten Atemzug dafür einzustehen. Er galt als Menschenfreund, als beseelter Würdenträger mit einem verschmitzten Lächeln und wahrer Güte und wenig Alüren. Außer vielleicht jene, die das Amt ihm auferlegte. Aber selbst diese stellte er in Frage. Am nächsten Morgen, heute, dem Ostermontag, erreicht die Welt (und uns) die Nachricht, dass der letzte wahre Gläubige und Gefolgsmann Jesus, der gern in zerbeulten Gebrauchtwagen vorfuhr, in den Himmel gerufen wurde. Mich traf dies mitten ins Herz.

Maundy Thursday - Gründonnerstag Fußwaschung

Maundy Thursday by Catholic Church England and Wales | License: Some rights reserved CC BY-NC-ND 2.0

Es gibt natürlich - wie immer - sofort wieder geifernde zynische Stimmen, die es nicht lassen können eine Minute danach unmittelbar eine kritische Analyse loszutreten, wieviel denn sein Versuch etwas zu verändern, denn wirklich bewirkt hätte, und - so der Wortlaut aus dem Blätterwald "er wollte ja viel verändern, aber sind da nicht noch Fragen offen geblieben?". Wenn sich die Herrschaften doch diese Fragen einmal in ihren eigenen Reihen öfter stellen würden... Auch wäre er vielen "Rufen zur Aufklärung" nicht gefolgt. Wir wissen worauf das abzielt. Ich finde, es ist a) weder der richtige Zeitpunkt und geschmacklos im Moment des Abschieds solche Minoretten zu verfassen noch b) wirklich eine seriös und ernstnehmbare Frage im Diskurs. Denn natürlich wäre die Antwort - egal in welchem Bereich oder in welchem Amt - immer die gleiche: Nein. Weil die Veränderung von innen immer bedeutet, große Kompromisse zu akzeptieren. Denn verliert man im Inneren den Rückhalt kann man garnichts verändern. 

Aber das ist die Welt von heute. Diplomatie ist ein Fremdwort geworden. Lippenbekenntnisse werden einem abgerungen. Positionieren soll man sich. Und alle wieder "juckig" bis zum Ende. Von Kriegsmüdigkeit keine Spur mehr. Und Debatten über vermeintlich "aufzudeckende Skandale" müssen immer in äußerst hitziger Form geführt werden. Wer Böses ahnt bei Medien die damit ihr Geld verdienen... Sonst ist es ja keine Aufklärung. Mit den höchstmöglichen personellen Verlusten, versteht sich! Das, genau das, war es wofür er nicht stand. Und genau das machte ihn zu einem toleranteren und weniger negativ agierenden angenehmeren Würdenträger seines Amtes als so manch seiner Vorgänger, und sogar Reue zeigenden inhaftierten Ex-Mitgliedern der Mafia die Füße wusch... "Denn wer unschuldig ist, der werfe den ersten Stein."

The washing of the poor men's feet by the Pope on Holy Thursday

The washing of the poor men's feet by the Pope on Holy Thursday. | License: Creative Commons Attribution (CC BY 4.0)

In der Ruhe liegt die Kraft. Und mit dem Kopf durch die Wand ohne Respekt gegenüber Andersdenkenden (und auch "Sündern") erreicht man nichts. Und Enthüllungsmoral and Pranger-Ethik sollte eigentlich dem Mittelalter angehören. (Wo kommen heute eigentlich all diese männlichen wie weiblichen "Karens" her? ... ) Das wäre gerade heute eine wichtige Botschaft in die sich innerlich aufreibende westliche Welt. Und genau diese hat er meiner Ansicht nach vermittelt. Ich möchte hiermit meine aufrichtige Anteilnahme zu Papier bringen und all jenen für die dies ein schmerzlicher Moment ist mein Beileid bekunden. Ich verneige mich vor einem wahren, würdigen Vertreter seines Amtes.

Comments

Jan P.

Bin zwar weder Kirchengänger noch irgendeiner Religion angehörig aber ich finde das ist ein mit Respekt geschriebener und warmherziger aufrecht gemeinter "Abschiedsbrief", den ich sehr gern gelesen habe. Danke! Dem kann ich nur zustimmen. Ich stehe der Kirche (und ich meine damit das "Gebäude" nicht die Menschen) kritisch gegenüber aber sehe keinen Grund, das einem Menschen gegenüber auszulassen, der zu Lebzeiten vieles besser machte, als seine Vorgänger. Und genau wie Sie geschrieben haben: "Denn wer unschuldig ist, der werfe den ersten Stein." ... das ist heute völlig in Vergessenheit geraten. Mit Mitgefühl an alle Betroffenen und Angehörigen.

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