Emanzipierter Vatertag

Larissa Neuhofer
Geschrieben von:

Larissa Neuhofer

Kunsthistorikerin, Freie Kolumnistin

...außer hier, da trinkt man Bier

Emanzipierter Vatertag

Eine amerikanische Familiengeschichte

Preview Abbildung von Vater mit Toechtern

"Father's Kiss". | photo by Shauna Hawkins | provided by flickr | ©  CC BY 2.0

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Lesedauer: 5 mins
  • 1924 wurde eine Empfehlung von US Präsident Calvin Coolidge zur Einführung eines besonderen Feiertages herausgegeben.
  • 1936 Christi Himmelfahrt wird in Deutschland offizieller Feiertag
  • 1966 bestimmte US Präsident Lyndon Johnson den 3. Sonntag im Juni zum Vatertag.
  • 1974 erhob aufgrund der großen Akzeptanz US Präsident Nixon den Vatertag endgültig in den Rang eines offiziellen Feiertags. Überwiegend Männer zogen mit geschmückten Kutschen oder Bollerwagen los, wobei der Alkoholkonsum eine große Rolle spielte.

Der #Vatertag wird in verschiedenen Teilen der Welt als #Feiertag zu Ehren der Väter und des Mannes begangen. Bedeutung und das genaue Datum des Tages variieren aber weltweit. Für den Vatertag lässt sich nicht eine einzige Herkunft benennen. Wahrscheinlicher ist, dass sich hier verschiedene Traditionen vermischt haben. In vielen Ländern wird der Vatertag am dritten Sonntag im Juni gefeiert, in einigen anderen Ländern wird er dem römisch-katholischen Kirchenfeiertag dem "Joseftag" am 19. März zugeordnet, der zu Ehren des heiligen Josef, dem Patron der Handwerker und Schutzpatron der jungfräulichen Menschen und der Ehe gefeiert wird. Wo genau der Ursprung liegt, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Die Vereinigten Staaten gelten dennoch als Erfinder des Vatertags. Verwunderlich ist das aber nur für jene die nicht wissen, dass auch der Muttertag ursprünglich aus den USA stammte. Die Amerikaner feiern ihre "Väter" am dritten Sonntag im Juni und das haben viele andere Länder übernommen. Die Geschichte, wie es zu dem Ehrentag der Väter in den USA kam, ist dabei gar nicht mal so uninteressant:

In Amerika im Jahre 1909 geht eine junge Frau mit ihrer Familie in die Kirche ihrer kleinen Gemeinde. Es ist Sonntag, Muttertag. In ihrer Bank sitzend lauscht die junge Frau, Sonora Louise Smart Dodd mit Namen, der Predigt zum Muttertag. Etwas betrübt denkt sie an ihre Mutter Ellen. Sie starb als Sonora sechzehn war. Im nächsten Moment lächelt sie und schaut zu ihrem Vater Willliam herüber, der sie und ihre fünf Geschwister allein großgezogen hat. Liebevoll, aufopferungsvoll hat er sie alle auch durch die schwierigen Zeiten gebracht. Sie selbst ist inzwischen Mutter eines kleinen Sohnes und kann sich erst jetzt so richtig vorstellen, was ihr Vater alles geleistet hat. Er musste sicher auf vieles verzichten um für seine Kinder da sein zu können. Während der Prediger seine Gemeinde zu Respekt, Ehrfurcht und Dankbarkeit für alle Mütter aufruft kommt Sonora die Frage in den Sinn, wer eigentlich den Vätern dankt? Wenn es einen Ehrentag für Mütter gibt, dann sollte es auch einen Vatertag geben. Diese Idee lässt die junge Frau nicht mehr los und sie versucht ein Jahr lang ihre Idee des Vatertages in ihrer Heimatstadt vorzutragen. Eine regionale Zeitung schreibt sogar einen Artikel über ihre Aktion, doch nur wenige sind von der Wichtigkeit eines solchen Ehrentages überzeugt. Doch Sonora gibt nicht auf und am 19. Juni 1910 feiern die Bewohner ihrer Heimatstadt den ersten Vatertag.

Mittlerweile wird der Vatertag weltweit gefeiert. In Österreich wird der Vatertag seit 1955 am zweiten Sonntag im Juni gefeiert. Ein Anlass an dem man dem Vater Blumen und kleine Geschenke bringt. Eine Tradition die immer stärker wahrgenommen wird. So erreichte der Vatertag in Österreich 2009 bereits 2/3 der Muttertagsumsätze.

In der Schweiz ist der Vatertag eine eher junge Tradition die durch Migrantenfamilien und in den jeweiligen Grenzregionen in das Land kam. Der "Vätertag" wird hier am ersten Sonntag im Juni gefeiert und soll die Wertschätzung für väterliches Engagement ehren. In erster Linie ist der "Vätertag" ein Vater-Kind-Aktionstag.

In Italien sowie in Kroatien, Portugal, Spanien und Belgien wird der Vatertag am 19. März dem Joseftag gefeiert. Der Vatertag ist hier ein tief verwurzelter Familienfeiertag, der als Pendant zum #Muttertag begangen wird. Kinder basteln oder kaufen kleine Geschenke für die Väter, lernen Gedichte oder führen im Kindergarten und in der Schule kleine Stücke auf.

Auch in Russland, Irland, Ungarn, Türkei und anderen europäischen Ländern wird der Vatertag zu Ehren des Vaters als gesellschaftliches und traditionelles Gegenstück zum Muttertag gefeiert.

Der Vatertag wird in Taiwan am 8. August gefeiert. Dem achten Tag des achten Monats, der "ba-ba" (wie das chinesische Wort für Vater) genannt wird.

In Neuseeland und Australien begehen die Väter ihren Tag am ersten Sonntag im September. Auf der Südhalbkugel beginnt dann der Frühling. Hier ist Vatertag ein Familientag, häufig gehen Eltern und Kinder zusammen frühstücken oder machen einen Ausflug.

Am 5. Dezember hat Thailands König Bhumibol Adulyadej Geburtstag. An diesem Tag feiern die Menschen den "Vater der Nation" und allgemein Vatertag. Traditionell übergeben die Thailänder ihrem Vater an diesem Tag eine Rohrblume ("Canna"), die einzige Gattung der Pflanzenfamilie der Blumenrohrgewächse (Cannaceae).

Abhängig vom Mondkalender feiert man in Nepal den Vatertag Ende August oder Anfang September. Die verstorbenen Väter werden am Neumondtag geehrt. Kinder zeigen ihre Dankbarkeit mit kleinen Geschenken an den Vater.

Auch in Deutschland wurde der Vatertag als Gegenstück zum Muttertag eingeführt. Die Wahl fiel auf den Donnerstag, 39 Tage nach dem Ostersonntag, auf Christi Himmelfahrt. Gerade in Deutschland liegt der Ursprung des Vatertags eher in weltlichen Bräuchen als in christlichen Traditionen begründet. Seit etwa 1900 unternahmen im Berliner Raum Gruppen aus überwiegend allein stehenden Männern jedes Jahr wieder Ausflüge am Himmelfahrtstag. „Um 1900 gab es in der Stadt viele allein stehende, schlecht untergebrachte Männer“, zitiert die "Berliner Zeitung" dazu Wolfgang Kaschuba, Direktor des Instituts für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität. Auch zu DDR-Zeiten lebte die Tradition des "Herrentags" in und um Berlin fort, auch wenn Himmelfahrt als Feiertag in der DDR 1967 abgeschafft wurde. Noch heute sind Vatertags-Ausflüge vor allem in Nord- und Ostdeutschland eine beliebte Tradition bei Männern – ob diese nun Väter sind oder nicht. So wird in Deutschland der Vatertag, umgangssprachlich "Herrentag" genannt, nicht den Vätern zu Ehren gefeiert, sondern man betrinkt das männliche Geschlecht. Mit einem Bollerwagen voll Alkohol ziehen dann die jungen mit den alten Herren los und man beweist sich gegenseitig seine Männlichkeit, was statistisch festgehalten in 3 Mal mehr Autounfällen und eine massenhafte Anzahl an Schlägereien endet. Na dann Prost!

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