Ob es der aktuelle Diamanten-Raub aus dem „Grünen Gewölbe“ in #Dresden ist oder der #Münzraub in Berlin. Ob es ein neuer Serienkiller in den USA oder ein Polizeiskandal mit Übergriffen auf die Afroamerikanische Bevölkerung sind, oder verschwundene Reporter in Kriegs- oder Naturschutzgebieten. Es gibt kaum noch einen Stoff, der nicht schon heiß gehandelt und neben der Ausschlachtung in den aktuellen Tagesthemen bereits filmrechtstechnisch verkauft ist, noch bevor die Nachrichten darüber eigentlich nachgelassen haben.
Die aktuellen Ereignisse inspirierten mich zu einer kleinen nicht ganz so ernst zu nehmenden Satire.
Ich bin mir sicher, dass die Filmrechte an dem Raub aus dem #GrünenGewölbe bereits vorher schon an den Meistbietenden verkauft wurden. Mit der Klausel: „egal wie es ausgeht…“. Somit hat sich das Oceans 12 oder 13 Team schon einmal in der „Drittauswertung“ einen Zusatzverdienst gesichert und kann getrost und in Ruhe ins Gefängnis gehen. Egal ob sie geschnappt werden oder nicht. Wichtig ist nur, dass es eine Geschichte zu erzählen gibt. Also sollte das Ganze tunlichst so interessant wie möglich über die Bühne gehen. Und die Presse hilft dabei fleißig mit. In dem sie aufregende Details darüber berichten. Wie viel Millionen die Diamanten wert seien und dass ein Diamantenräuber als Berater aus den USA eingeflogen wurde und eine halbe Millionen Euro für dienliche Hinweise verteilt werden da die Steinchen nicht versichert waren. Und so weiter.
Nach dem „basierend auf wahren Begebenheiten“ und „basierend auf dem #Bestseller-Roman“ ist wahrscheinlich kaum noch ein teuer produzierter Film ohne größere Werbeetats platzierbar, der keines von beiden Qualitäts-Prädikaten nachzuweisen hat. Somit sind solche Ereignisse nicht nur ein Geschenk, sondern ein Muss, damit die Entertainment-Industrie überleben kann. Somit hat sie sich Filmbranche von diesen Ereignissen genauso abhängig gemacht wie die Presse und muss den gleichen Vorwurf aushalten, nämlich auf solche zu lauern. Oder wer weiß, vielleicht sogar zu provozieren?
Klar, man kennt das Prinzip der Biotope und den voneinander abhängigen Ökosystemen aus der Natur und bewundert diese immer wieder für ihre Nützlichkeit und deren Erfindungsreichtum. Aber während ich genau diesen Erfindungsreichtum bei den Medien-Coups noch bewundern kann, fehlt mir da ganz eindeutig die nachweisbare Nützlichkeit. Im Gegenteil. Die Frage des Schadens stellt sich eher. Zumal hier teilweise eher Probleme schaffen als denn beseitigt werden. Bis hin zu einer Glorifizierung, die darüber hinaus noch Nachahmer provoziert.
Wäre es jetzt sonderlich überraschend, wenn die Zusammenhänge zwischen der Verfilmung und den eigentlichen Geschehnissen nicht noch weitaus enger verknüpft sind als bereits landläufig angenommen? Was spricht dagegen so einen Coup von vorneherein darauf anzulegen, dass er später verfilmt wird? Filme dieser „based on true events“ Art haben zum Teil mehr eingenommen als die Raube selbst. Das wusste schon der heimliche Erfinder dieser „Drittauswertung“, der legendäre sagenumwobene Journalist und Autor Truman Capote, der das damals in aller Munde gewesene und zum Tode verurteilte Räuber/Mörder Bruder-Duo regelmäßig im Gefängnis besuchte und daraus einen umstrittenen aber durchaus lesenswerten und erfolgreichen Roman namens „Cold Blood“ schuf, der, wie sollte es anders sein, natürlich ebenfalls unlängst verfilmt wurde. Inklusive einer Zusatzverfilmung darüber wie Capote das Buch schreibt und die Jungs in Zing-Zing besucht. Also alles in Sack und Tüten und zu 100% ausgeschöpft, könnte man sagen.
Diese Drittauswertung ist aber nicht nur bei Skandalen und Raubzügen bereits ein eigener Unternehmenszweig geworden. Auch die Royals aller Couleur und aller Länder haben um sich ein Biotop an Sonderermittlern, Experten, Biografen und Royal-Historikern geschaffen, die alle regelmäßig in den Dokumentationen zu den jüngsten oder bedeutendsten Ereignissen in den Königsfamilien zitiert oder zum Interview geladen werden. Das Geschäft damit scheint lukrativ zu sein, denn es erweckt in den Dokus den Eindruck, es muss pro Königsfamilie Hunderte davon geben. Und sie alle haben ein Buch dazu geschrieben, welches sich offensichtlich zu verkaufen scheint. Sie bilden quasi eine etwas mildere und „halb-geadelte“ Form des Celebrity-Paparazzi-Ökosystems, nur halt mit „Lizenz zum Hofpalast“.
Auch die Celebrity Jäger sind eine interessante Form der Paparazzi-„Putzerfische“. Nur halt nicht so nützlich wie ihre wahren Vorbilder in der Natur. Die Paparazzi stellen A-, B-, und C-Promies nach und berichten über etwas, was eigentlich niemanden interessieren würde, wenn sie nicht allen immer wieder erklären würden, wie wichtig diese Nachrichten seien.
Und so bilden sich ganze Korallenriffe von Drittverwertungs-Ökosystemen um alles was geschieht herum und vermitteln dem Rezipienten den Eindruck, dass dies wichtige und vor allem zahlungspflichtige Dienstleistungen sind. Das ist ein wenig wie mit dem heimischen Computer. Der löst ja bekanntermaßen auch Probleme, die man vorher ohne ihn nicht hatte.
Und da es sich hier schon um ganze zusammenhängende Ringe von Ereignissen und ihrer Verwertung in Print und Medien handelt, kann man da nicht bereits von einem Syndikat oder Ring sprechen? Eine absurde Form des organisierten Medien-Verbrechens?
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