Letztes Jahr gesichtet ... heute aufgefrischt. Ich kann die positiven Kritiken zum Film gut verstehen. Gönnt man es ihm - Richard Gere - doch wirklich: Der arme Mr. Pretty Woman hat a) oft kein Glück mit seinem zu Männerkatalog-ähnlichem Gesicht und b) kein Glück mit seinen für einsame Hausfrauen zugeschnittenen Rollen und somit bleibt er oft in der seichten Senke, die man keinem #Schauspieler seines Formats wünscht, und das, wie ich finde, teils zu unrecht, denn dass er wirklich ein profilierter Schauspieler sein könnte, beweist er immer wieder hier und da. Aber leider nie über einen ganzen Film hinweg und leider auch nie in der Form, die für ihn richtigen Rollen ab zubekommen. Aber man kann nicht behaupten er würde es nicht immer wieder versuchen. Hunting Party ist so ein Versuch und trotz wenig vielversprechendem Titel kein schlechter Film. Aber was einem, wenn man an Richard Gere Filme denkt, bei diesem Film gleich wieder auffällt, und das ist nicht gerade vorteilhaft gegenüber den Vorurteilen zu Mr. Pretty Woman: lässig geschmunzelt wird hier leider nach Vorgabe in diesem Drehbuch immer noch, so wie in den 1990ern.
Schade, denn: Das Thema ist nicht unspannend, einzelne Ideen auch nicht, vor allem der Showdown hat einen schönen Lösungsansatz. Aber dennoch schafft es der Film meiner Ansicht nach trotz guter Nebenbesetzungen für ein Zuspiel zu Geres Figur leider nicht, Gere so zu fördern wie es manche hier gesehen haben wollen, oder den Film von anderen "Reporter ohne Grenzen"-Filmen positiv hervorzuheben oder sie abzuhängen. Denn das wäre in der heutigen Zeit leider das Mindeste, was man erwarten muss, nachdem sich das Genre durch Überhäufung ähnlicher und oft durchschnittlicher Filme fast selbst ausgelöscht hat. Dabei mag ich solche Filme. Leider gibt es wenig gute dieser Art. Die Grundidee ist hier eigentlich schon mal vielversprechend: Hier wird ein Kriegsverbrecher gejagt, der tausende von Zivilisten auf dem Gewissen hat, da er während des Bosnien-Krieges seine Perversion unverhohlen ausleben konnte und Mr. "Ich-Bin-Nicht-Mr-Pretty-Woman- sondern-Mr-Reporter-kurz-vor-der-Rente" ist auf Grund bestimmter Geschehnisse persönlich in die Sache involviert und wird bezüglich der Auffindung des Mannes geradezu fanatisch und muss im Laufe des Filmes leider mehr und mehr feststellen, dass die #Politik und das Gestrick zwischen Krieg, Frieden, Innen -und Außenpolitik oft so komplex und ungünstig verwoben sind, dass es Kriegsverbrechern dadurch sogar gelingen kann unter den Augen der Öffentlichkeit weiter seines gemütlichen Lebens zu frönen, obwohl der Bosnienkrieg längst vorbei ist und die Kriegsverbrechen der Zeit längst geahndet werden müssten.
Ethisch sicher diskutabel, wie alle diese Weltverbessererfilme aus der Perspektive des Westens, aber wenn man von einer Grundsatzdiskussion über zu jagende Kriegsverbrecher mal ganz absieht und sich nur darauf konzentriert, dass es Mr. Gere doch mal gelingen möge vom Mr. Pretty Woman wegzukommen, kann man zumindest sagen: Der Aufbau des Filmes ist nicht schlecht, weit von Gere-typischen Filmen entfernt, und wäre der Film aus dem Jahre 1996 würde ich sogar sagen ganz gut. Aber für einen Film aus dem Jahre 2007 sind sowohl die Heldendramaturgie als auch der Plot einfach oft zu plump und zu sehr darauf ausgelegt, wie der Zuschauer den Helden zu betrachten hat. Allzu offensichtliche "Gefühlsmuster"-Steuerung ist Gott sei Dank in diesem Jahrtausend im Kino nicht mehr gern gesehen, aber fällt natürlich genau deswegen hier schnell unangenehm auf. Vor allem, wenn die Anspielpartner dem Helden wehleidig und verständnisvoll nickend hinterherschauen wie zu Winnetous besten Zeiten oder Mr. Pretty Woman seinen Mr. Pretty Woman Blick aufsetzt und alle schauen zu ihm auf. Hier hätte dem Film als auch Mr. Gere mehr Bescheidenheit, ein bisschen mehr Dezentrismus im Heldenfokus sowie Mehrdimensionalität der Figuren gut getan. Da reicht es nicht aus, dem charmanten Helden nur ein kleines Schuldenproblem anzudichten. Schade. Aber er war zumindest unterhaltsam.
Ich gebe ihm als Versuch 6 Punkte, auch wenn ich normaler Weise dazu neige mit Filmen der Kategorie "Gewollt aber nicht gekonnt" härter umzugehen. Vielleicht liegt es daran, dass die Kamera sich auch mal Zeit genommen hat für ein Gesicht, oder das die Umgebung ganz gut eingefangen wurde. Vielleicht aber auch daran, dass ich es nicht ertrage, einem Schauspieler bei seinem Kampf gegen ein gewisses Image scheitern zu sehen … Aber: Ich glaube eines Tages wird uns Mr. Gere noch überraschen, das weiß ich. Aber mit diesem Film ist ihm das meiner Meinung nach, auch wenn viele das hier positiver sehen als ich - leider nur halbwegs gelungen.
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