Ein sehr unterschätzter Out of Range Film, der in seiner Aufmachung niedrig stapelt, es aber in sich hat, und einige Darsteller zu ihrer - wie ich finde - besten mir bisher bekannten Schauspiel-Leistung herangebracht hat. Was nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, dass die #Regisseurin ein gutes Gespür für Bildausschnitte, Nähe und Distanz, und vor allem für die Qualitäten ihrer Darsteller gezeigt hat.
Warum Out of Range? Nun gemessen an den Trends und der Zeit, denn der etwas an die Ästhetik der deutschen TV Filme der Neunziger erinnernde Look dürfte viele abgeschreckt haben, aber wenn man sich erst einmal auf den Film und die Geschichte eingelassen hat, versteht man die Entscheidung und würde daran kein bisschen ändern wollen. Hier stimmt alles, Text, Bild, Ton, Rhythmus und eine Brise Mystik, da vieles wahrscheinlich einigen Zuschauern rätselhaft bleiben dürfte, denn der Film geht direkt in die 2. Ebene und spart sich den schlichten Überbau, was mir allerdings hier sehr gefallen hat. Man geht direkt in die Charakter-Analyse und mit den passenden Bildern entsteht ein drückender aber auch auffordernder #Roadmovie, der weder ästhetisiert noch elaboriert und sich auch nicht pseudo-intellektuell verkünstelt, und vom hinterlassenen Gefühl bei mir an Filme wie Paris Texas oder die Reifeprüfung, u.a. anknüpfen kann. Auch wenn Paris Texas einen vergleichsweise eher cineastischeren Look hatte und Vivere da eher etwas nüchtern und weniger gegraded und geschminkt daher kommt.
Wer ein Feingefühl für Filmstimmungen in Bezug auf Inhalt hat, wird sich hier sicherlich schnell aufsaugen lassen und jeden Charakter auf seine weise interessant finden. Auch das Fehlen von Stereotypen und die unverurteilten Extreme Einzelner war sehr angenehm erfrischend und neugierig machend. Jeder wurde in seinem Handeln und seiner Groteskität gezeigt aber gleichzeitig auch umarmt. Keine der Figuren wurde vorgeführt. Eine Ode an die Menschlichkeit.
Wer seicht oder Action-geladen unterhalten werden will, wird wahrscheinlich etwas Mühe haben sich bei dem Film entertaint zu fühlen aber für mich wahr er mehr als sehenswert. Ich hätte diesem Ausnahmestreifen mehr Aufmerksamkeit gewünscht. Und wer Probleme mit Hannelore Elsner hat, wird hier positiv überrascht sein.
Ich muss deutsche Filme nicht aus Prinzip gut finden. Aber ich bin auch kein bedingungsloser Verfechter bestimmter Filme oder anderer Länder wie die USA oder UK. Leider gelingt es mir aber bei nur wenigen deutschen Filmen, ihre Qualitäten für mich zu entdecken und glaube auch, dass es oft eher so eine Art Patriotismus oder Gegentrend ist, der Leute dazu verleitet, deutsche Filme vom Prinzip her schon gnädiger, und US Filme als Hollywood-Schund härter zu bewerten. Ich versuche das zu vermeiden und mir meine wenigen deutschen Filmperlen herauszupicken. Dies hier ist eine davon.
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