Stoker ist - wenn man schon Kategorien bemüht (ich bräuchte sie nicht) - ein meines Erachtens nach falsch kategorisierter Film, eher ein bemühter innovativer Psychothriller als denn ein Drama, da ihm für ein #Drama die Darstellung von #Gewalt und das Spiel mit #Angst und Tötungskälte zu leicht fällt und ihm die Seele und die Tiefe der Schicksale eines Dramas fehlt. Hingegen dem sonst so einfallslosen Genre dem ich ihn zuordnen würde jedoch sehr einfallsreich im Umgang mit Kamera und Schnitt, ist dieser Streifen durchaus eine Besonderheit auf dem Gebiet des Psychothrillers mit Ansätzen zum Horror und Splatter.
Für mich bot der Film jedoch trotz erwähnenswerter Dramaturgie und innovativer Koloratur wenig wirkliche Anknüpfungspunkte, selbst wenn man für dieses Genre gerade in Stimmung ist. Zu über-ästhetisiert und gewollt wirken die kunstvoll inszenierten Szenen und Schnitte um die Gewalt auf etwas "andere Art" zu inszenieren, im Verhältnis zur Substanz und dem Thema von dem was herüber kommen soll. Blut bleibt Blut. Ob es nun an eine weiße Blume spritzt oder einfach nur an eine Wand. Es spritzt und man fragt sich warum dem Regisseur so daran gelegen ist, das es spritzt. Denn richtige Schocker sind das nicht.
Warum dennoch 6 Punkte? Nun weil ich weiß, wie viel Kraft und Liebe zum Detail nötig ist um solche zum Teil zuzugestehenden innovativen Ideen und Sequenzen umzusetzen und ich den Film nicht insgesamt verreißen will und kann. Dafür hat er teilweise zu starke Bilder, gelungenes Schnittrhythmusgefühl, interessante Wirkungsrezepte und Haupterkennungsmerkmale. Vor allem bei den Darstellern gibt es vereinzelt Einstellungen, die man sicher so schnell nicht vergisst und welche im Detail irgendwie etwas ganz Eigenes an sich haben.
Es sind aus meiner Sicht nur die falschen Bemühungen im falschen Genre, was sie für mich zumindest etwas obsolet macht und bilden dadurch das Pendant zu den oft ja sehr überraschend positiv ausfallenden Urteil bei flachen Action-Burnern, wo man einräumt: "Der Film versucht nicht etwas anderes zu sein als was er ist, aber das macht er sehr gut." Hier ist es leider umgekehrt. Der Film versucht etwas zu sein, was er schon vom Genre und Basis-Plot her nicht sein kann: ein stilistisches Meisterwerk. Dafür fehlt einfach etwas in der erzählten Geschichte und dem Motiv zum Film, die den Stil stützen und rechtfertigen. Der Grund für so viel Thrill ist einfach nicht überzeugend genug, keine Wut beim Inszenator zu verspüren, keine Provokation in Rollen nachvollziehbar, die dem Betrachter sagt: "Das hervorgehobene Blut und der Thrill musste sein, da der Autor sonst nicht gewusst hätte wie er hätte seine emotionale Berührung zu dem Thema hätte passend Ausdruck verleihen können." So bleibt nur das Spiel mit stilistischen Elementen. Wie eine Hausaufgabe auf der Filmhochschule. Das nachvollziehbare Leid was zu solchen Handlungen im Film führt fehlt. Eher hat man das Gefühl, es werden Situationen künstlich geschaffen, damit man endlich das Blut kunstvoll spritzen lassen kann. Selbst dann wenn man hätte Motive schaffen können, wurden sie gewollt ausgelassen. Und genau da liegt meine Kritik: Hier hilft dann auch die kunstvolle Umsetzung nicht über den Zweifel hinweg, ob das was jetzt passiert, wirklich sein müsste.
Dennoch sicherlich ein Filmerlebnis der etwas besonderen Art und nicht ganz ohne Berührungspunkte, wo man auch mal kurz aufhört auf der Salzstange rum zu kauen weil die Bildeinstellung einen dann doch gerade fasziniert.
Aber warum dass ein Drama sein soll bleibt mir ein Rätsel ...
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