Es sind die tollen Kamerabilder die den Film sicherlich sehenswert und besonders machen. Aber dass es für mich dennoch kein 9 oder 10 Sterne Film ist, möchte ich erklären:
Schöne Bilder, schöne Menschen, schöne Anzüge, tolles Haus, und dem gegenüberstehend das #Drama, die Depression, der Verlust, die Trauer ... Filme, die die Tragödie auf diese Weise einerseits ästhetisieren und andererseits fragend dem gegenüberstellen sind nicht in jeder Stimmung ertragbar, aber sicher ein gutes Fundament für einen "Arthaus"-Film und grundsätzlich für mich sicherlich interessanter als ein Stirb Langsam Teil 15. Das kann ich sehr gut teilen. Aber wenn man ausreichend Filme mit toller Ästhetik und schwelgender Trauer kennt, wird einem dieser Film recht schnell träge und zähflüssig, weil viel Neues kommt hier nicht hinzu. Davon abgesehen, darf man die Gefahr nicht unterschätzen, dass "tolle Bilder" auch eine Geschmackssache sind und einen Film, der sich stark darauf reduziert, dann sein Zielpublikum sehr eng kalkuliert. Gute Textideen sind in den Rest der Dialoge hier, wie ich finde, auch leider zu lustlos in den Plot integriert, ja geradezu großzügig hinein-kollagiert. Die entscheidenden Textpassagen sind wundervoll, aber man verspürt keine Mühe ihnen einen spannenden Zusammenhang zu verleihen. Die ewigen Zeitlupen sind auch nach spätestens 10 Minuten nervig und ebenso die ewig "heulende" Geige. Eine befreundete Autorin nannte den Film eine Preis-geile Leidenstourismus-Operette und auch ich war dem sehr wehleidigen Ausdruck von Kameramann und Hauptdarsteller von Anfang an schon sehr schnell überdrüssig. Was bei meiner bekanntermaßen hohen Leidensfilmtoleranz für eine besorgniserregende Überdosis im Film spricht.
Den hier des Öfteren gehörten Satz "für Hetero-Männer ist der Film einfach nicht relevant..." kann ich zwar nicht nachvollziehen, da der Film viele Aspekte aufgreift, die den Heterosapiens thematisch nicht ausschließen, aber warum dieser Satz die Gefahr eines Missverständnisses bergen sollte oder gar ein Ressentiment enthalten sollte, aber noch viel weniger. Der Film hat nun mal in einem Hauptplot ein Schwerpunktthema was nicht jedem zugänglich ist, und das darf auch ruhig gesagt werden. Daran ist nichts Verwerfliches.
Grundsätzlich möchte ich dem Film bescheinigen, um Originalität bemüht zu sein und er ist sicher kein Film, den man sofort nach dem Schauen gänzlich vergisst. Aber ein Meilenstein der Filmgeschichte ist er sicherlich nicht. Er ist im Portfolio der "Menschen brauchen Liebe" Filme aber sicher einer der originelleren. Das ist sicher.
Auch wenn ich den Film hier als nur teilweise geglückt zusammenfasse, so muss jedoch unbedingt hinzugefügt werden, dass er filmtechnisch jedoch ein durchaus überdurchschnittlich interessanter Film ist. Kameraführung und Bildaufbau sowie die gesamt Licht und Bild-Ästhetik sind spannend zu studieren und es gibt - vermutlich gewollte - Parallelen zu Hitchcock und Truffaut. Besonders das leicht unterkühlte Ambiente der Straße und ihrer Menschen erinnerte mich sofort in der Gesamtstimmung und dem Stil ein wenig an Fahrenheit 451. Nicht uninteressantes Tribute/Zitat an die großartigen Filme, denen sie hiermit Respekt erwiesen.
Dennoch finde ich das Thema des Films zu wichtig, als dass ich ihm thematische Schnitzer durchgehen lassen kann. Inhaltlich hatte ich trotz allem ständig das unwohle Gefühl, hier wurde über einzelne Passagen nicht 3 mal, sondern leider nur einmal nachgedacht ... Somit bleibt der sehenswerte Streifen bei mir trotz Allem an der 7.5 Punkte Hürde hängen.
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