Nackt

Britta Leuchner
Geschrieben von:

Britta Leuchner

Filmkritikerin, freie Publizistin

Filmrezension

Nackt

Eine Kritik zum Kino-Film

Preview Abbildung des BluRay DVD Covers zum Kinofilm - Nackt - 2002

BluRay/DVD Cover zum Kinofilm "Nackt" aus dem Jahr 2002, mit den Schauspielern Benno Fürmann, Heike Makatsch, Jürgen Vogel, Alexandra Maria Lara, Nina Hoss und Mehmet Kurtulus (unten im Bild v.l.n.r.)

Themen Bereich
Lesedauer: 4 mins

Nackt (DE) | Naked (EN) | 2002

Regie: Doris Dörrie
Drehbuch: Doris Dörrie
Originalsprache: Deutsch
Produzenten: Norbert Preuss, Bernd Eichinger
Musik: Liquid Loop
Kamera: Frank Griebe
Schnitt: Inez Regnier

Schauspieler (Cast):

Heike Makatsch: Emilia
Benno Fürmann: Felix
Alexandra Maria Lara: Annette
Jürgen Vogel: Boris
Mehmet Kurtuluş: Dylan
Nina Hoss: Charlotte

Produktion: Constantin Film Produktion, Fanes Film, Megaherz TV Fernsehproduktion GmbH
Produktionsland: Deutschland
Länge: 100 Min. | Freigabe: FSK 12, JMK 10

Konstantin Film weiß den Film interessant zu umschreiben und wie man weiß, sind Plots ja entscheidend für eine gute Platzierung, Finanzierung und namhafte Besetzung: "Drei befreundete Paare treffen sich am Samstagabend. Emilia (HEIKE MAKATSCH) und Felix (BENNO FÜRMANN) sind seit kurzem getrennt, worunter beide psychisch und finanziell leiden; Charlotte (NINA HOSS) und Dylan (MEHMET KURTULUS) sind plötzlich reich geworden, ihre Paarbeziehung wird jedoch trotz wachsendem Luxus immer armseliger; einzig Anette (ALEXANDRA MARIA LARA) und Boris (JÜRGEN VOGEL) sind nach wie vor glücklich verliebt und mit der Ikea-Einrichtung soweit zufrieden. Die unbeschwerte Fröhlichkeit will sich heute nicht mehr so recht einstellen. Da erzählt Emilia von einer Studie, bei der selbst Paare, die über zwanzig Jahre zusammenlebten, auf Fotos nicht mal die Hände des anderen identifizieren konnten. Sie wettet, dass die meisten Männer mit geschlossenen Augen nicht einmal ihre eigene Frau erkennen würden. Wenn alle so sicher seien, dann könne man ja eine Wette wagen. Ein Experiment mit Folgen beginnt...Mit NACKT inszenierte Erfolgsregisseurin Doris Dörrie eine überaus witzige und geistreiche Komödie, die mit absoluter Starbesetzung von den Ups und Downs des gemeinsamen Liebesalltags dreier Paare erzählt." So weit so gut. Klingt erst einmal vielversprechend. Bis das Produktionsland seine art-typischen Methoden und Gutheißungen bedient. Die US-Filmindustrie erklärt Kunstwerke nachträglich zu Produkt-ähnlichen Kaufobjekten. Deutschland erklärt Produkt-ähnliche Kaufobjekte nachträglich zu Kunst. Dörrie voll und ganz angekommen in Filmdeutschland. Wetten ich mache die Augen zu und erkenne eine deutsche #Komödie nach den ersten 20 Sekunden Dialog? Und wetten ich mache die Ohren zu und erkenne eine deutsche Komödie schon nach den ersten 10 Bildern?

Fazit: Ein nichtssagendes deutsches Standardwerk, welches weder durch eine dringende Schlichtheit, noch in Form einer besonderen Epochalität und noch weniger durch eine gekonnte oder gewollt gelungene Komik herauszustechen weiß. Alles was deutsche Komödien seit Jahrzehnten mittelmäßig auszeichnet, ist ein gewisser "Höhö" Haudrauf-Humor gepaart mit einer "Huch! - Was hat er grad gesagt?"-Schnitt-Slapstick. Irgendwie haben wir die weitaus besseren Bud Spencer Filme immer noch nicht ganz überwunden.

Mich wundert nur, dass "Ich bin für alles zu haben"-Schweighöfer nicht dabei war. Das wäre genau seine "Kragenweite". Ausziehen tut er sich ja eh ganz gern, auch mal in der Öffentlichkeit. Das wäre doch das perfekte Marketing für dieses Kommödchen gewesen. Die 0.5 zugestandenen Punkte gibt es lediglich für den trockenen Spruch: "An einer Stelle bin ich definitiv einzigartig." Ansonsten würde ich den deutschen Filmverleihern mal empfehlen das aktuelle Jahrhundert zu besuchen.

Eine Seifenkomödie, direkt in dieses Jahrtausend aus den späten Achtzigern herüber gebeamt. Und man hört bei jedem dritten Spruch innerlich die Co-Autoren am Stammtisch feixen, als sie die Sprüche für's Drehbuch aufgeschrieben haben. Eine Albernheit und Komik, die nur lustig ist, wenn man sie gerade aufschreibt während man betrunken ist. Dagegen bin ich in Anbetracht der Fördergelder-Debatten und dem von mir geforderten Anspruch zugunsten eines besseren Stands für den deutschen Film auf dem internationalen Markt nachvollziehbar allergisch.

Liebe Komödienfreunde: Es heißt nicht ohne Grund, "die Komödie sieht am leichtesten aus, aber ist am schwersten zu machen". Das sollten sich einige Macher und Gucker hinter die Ohren schreiben, bevor sie Kritikern unterstellen, sie hätten keinen Humor. Nur weil lustig drauf steht, muss nicht lustig drin sein. Und gewollte aber nicht gekonnte und somit gescheiterte Komik hat leider auch etwas sehr trauriges...

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