Killing Them Softly

Britta Leuchner
Geschrieben von:

Britta Leuchner

Filmkritikerin, freie Publizistin

Filmrezension

Killing Them Softly

Eine Kritik zum Kino-Film

Preview Abbildung des BluRay DVD Covers zum Kinofilm - Killing Them Softly - 2012

BluRay/DVD Cover zum Kinofilm "Killing Them Softly" aus dem Jahr 2012, in der Hauptrolle Brad Pitt. Der Film basiert auf dem Roman "Cogan’s Trade" aus dem Jahr 1974 von George V. Higgins.

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Lesedauer: 4 mins

Killing Them Softly (EN/DE) | 2012

Regie: Andrew Dominik
Drehbuch: Andrew Dominik
Originalsprache: Englisch
Produzenten: Brad Pitt, Dede Gardner, Steve Schwartz
Kamera: Greig Fraser
Schnitt: Brian A. Kates

Schauspieler (Cast):

Brad Pitt: Jackie Cogan
Scoot McNairy: Frankie
Ben Mendelsohn: Russell
James Gandolfini: Mickey
Vincent Curatola: Johnny Amato
Ray Liotta: Markie Trattman

Produktion: Plan B Entertainment, 1984 Private Defense Contractors, Annapurna Pictures
Produktionsland: Vereinigte Staaten
Länge: 97 Min. | Freigabe: FSK 16

Dieser Streifen schmeichelt ohne Zweifel der deutschen Filmkritiker-Kaste, denn unser flaches Feindbild #Amerika and the "Bad Marlboro Man" ist hier gut bedient worden. Und klar ist ein Herr Pitt, wenn es um solche Themen geht, nun auch mit vorn dabei. Denn seit Clooneys "Syriana" Erfolg (oder schon davor) ist Anti-Amerika-Stimmung extrem "in" unter den Salon-Liberalen die mit Samt-Innenfutter und Jahreszeitenresidenzen auf der Welt verstreut leben, nachdem sie ihr Heimatnest verlassen haben. Nur was Jetsetter halt aus der Vogelperspektive schnell vergessen sind die Details, und dass ihr hassgeliebtes Amerika mindestens dreimal so groß ist wie unser Kontinent und mehr Mentalitäten in sich birgt, als nur drei Länder auf unserer Seite des großen Tümpels, wurde schlichtweg bei der Generalaussage Bad-Capitalism-Amerika vergessen. Nein ich will den Film nicht zu ernst nehmen. Geht auch gar nicht. Denn dass die Wirtschaftskrise vor allem 'ne Krise der Welt-Wirtschaft ist und weniger die des kleinen #Ganoven in einem #Ghetto einer amerikanischen Großstadt, dem es eigentlich immer beschissen ging, sagt ja schon der Name der Krise. Schon klar: Symbole, Symbole. Nur wie ich finde hier die falschen. Von daher wirds schwer mit dem Ernst nehmen. Denn selbst hier wird die Welt wieder schön brav in Gut und Böse unterteilt. Die bösen Kapitalisten, von denen wir ja keinen persönlichen kennen, weil das sind ja die "Anderen", hier gespielt als Ganoven, und die Guten, wir natürlich, die armen Opfer dieser Ganoven, Opfer der Krise. Hach ja. Das Prinzip der Beichte abnehmen hat halt immer noch Furore. Und ab in den nächsten Handy-Shop um ein mit Coltan aus dem Kongo produziertes neues Smartphone zu kaufen. Und nicht vergessen: immer schön Greenpeace spenden und vegan essen. Für's Gewissen. Wie unser schnuckeliger Brad.

Das ist ja alles noch verzeihlich, vor allem wenn man Filme mag und ganz besonders wenn man die "etwas anderen" Filme mag. Like me. Denn, das weiß der Filmliebhaber, man redet sich schnell in Rage wenn einem etwas an die Hutkrempe geht. (Dafür bin ich ja bekannt :-) ) Und das muss auch mal raus. Und wenn es als Film oder Buchvorlage ist. Nur ehrlich gesagt wundert mich ein wenig, dass hier nicht einmal nach den B- und C- Noten vor der Gesamtbewertung geschaut wurde. Rein Film-TECHNISCH gesehen, meine ich. Wenn man genau hinsieht, muss man doch schnell feststellen, dass der Film, trotz intellektuellem Anstrich, es sich inhaltlich nicht nur zu einfach macht, sondern auch im Strickmuster der Inszenierung kein raffinierter Handgriff zu sehen ist. Und die gelobte Kamera konnte ich auch nicht entdecken. Ewige Sequenzen "Over the shoulder" im Auto oder Straßen von oben sind jetzt nicht sonderlich neu. Und die ganze von der Filmkritiker-Kaste gelobte Amerika-Kritik ist einzig und allein durch die profane Einblendung von Auszügen aus dem Wahlkampf im Radio und Fernsehen an den Film "geklebt" worden, und bedarf keiner großen Kunstfertigkeit um das im Film umzusetzen. Nimmt man diese Einblendungen weg, bleibt nur noch Kleinganoven-Gelalle, auch wenn ein im Gegensatz zu Pitt sehr überzeugender McNairi, Liotta und Gandolfini, die wie immer brilliant zurückhaltend und dennoch aber storytragend spielen, während Pitt, der ja 2007 den Schauspieler-Beruf an den Nagel hängen wollte, wieder einmal lediglich sich selbst und seinen Sexiest-Man-Alive-Blick ausspielte. Insgesamt alles gut und schön, aber nicht übermäßig herausragend ... Also nicht dem entsprechend wie es in den Kritiken klingt, wie ich finde.

Ich mag Pitt. Aber ich finde ihn allmählich uninteressant, denn man kann förmlich spüren, dass er sich keine Rollen mehr "erarbeiten" muss. Mir fehlt seine "innere Not", (s)eine Angst, die nur Künstler verspüren die der Kunst willen kämpfen und nicht des Erfolges willen - und nicht satt werden, wenn sich Erfolg einstellt. Pitt wird mir allmählich zu entspannt, eben satt, und wirkt zunehmend selbstgefällig in seinen Rollen. Da helfen auch keine Dritte Welt Projekte drüber hinweg.

In der Filmkritik wird der Film als "gesellschaftskritisches Sozialdrama im Gangstergewand" angesehen, und wenn ich ihn als solches im Vergleich zu anderen seiner Art bewerten soll, werden es trotz vieler von mir geliebter Schauspieler und einer mir sehr zusprechenden Motivation, einen Film etwas anders zu inszenieren, dennoch nur 5 Punkte.

PS: da ich beide Varianten gesehen habe, muss ich indem Falle sogar sagen, dass die deutsche Synchronfassung sogar noch etwas inhaltliches Dialog-Esprit dazu gewonnen hat, gegenüber der OMU. Auch wenn wohl in der OMU die ersten Passagen aus dem Buch eins zu eins übernommen wurden. Da sieht man mal wieder, dass es nicht immer das Wichtigste ist der Vorlage treu zu bleiben.

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