Leider habe ich nicht immer gute Erfahrungen mit Bühnenstücken als Filmversion gemacht. Aber es gab auch schon gute Beispiele wie "Tod eines Handlungsreisenden" mit Dustin Hoffman und John Malkovich von Schlöndorff oder "Ein Mord für Zwei" mit einem grandiosen Drehbuch von Harold Pinter, basierend auf dem Theaterstück Revanche (Sleuth) von Anthony Shaffer aus dem Jahr 1969. Juan Mayorgas Theaterstück "In ihrem Haus" scheint ebenfalls wohlwollend gegenüber einer Filmadaption zu sein und als Vorlage für François Ozon passend um zu demonstrieren, dass er in alter Form wieder da ist.
Auch wenn der Film seine Lücken hat und auch was die seichte Komik betrifft hin und wieder an das Rentner-Vorabend-Programm von ARD und ZDF erinnert, ist es auch für mich noch nicht im Rentenalter befindlichen #Cineasten eine sehr erfrischende Filmüberraschung gewesen, die aufsaugen kann, die überraschen kann und auch im Detail zu überzeugen weiß. So sind die Textbeispiele keinesfalls nur symbolische Textbeispiele die modellhaft skizzieren, dass der Junge versucht zu beobachten und zu schreiben. Nein, diese einfach gehaltenen Texte sollen zwar aus der Feder eines Jungen stammen, haben es aber in sich und trickreiche Elemente, die glaubhaft machen, dass der Lehrer auf mehr davon neugierig wird. Das halte ich neben vielen anderen technischen Herausforderungen die gut gemeistert wurden, als einen der größten "Mit-Entscheider" für den Erfolg des Films, an dem sich die Überzeugungskraft des Films hätte auch zum negativen Kippschalter entwickeln können, hätte man hier an Mühe eingespart.
Ich zitiere: "Alles ist stimmig an diesem Film: Eine Kamera, die häufig mit viel Nähe an die Personen herangeht, präzise Lichtstimmungen, planvoll eingesetzte Musik, die nie aufdringlich wirkt, ein perfekter Schnitt, der die überraschenden Wendungen der Geschichte betont. Und doch erscheint alles wie mit leichter Hand inszeniert. Exzellent besetzt auch die Darsteller-Riege. Allen voran der junge Claude mit Ernst Umhauer. Sein ruhiger Blick changiert verhalten zwischen Engelhaftem im Gespräch und teuflisch-sinnlicher Lust als Beobachter. Am Schluss steht das Fazit, dass in jedem Haus, in jeder Wohnung eine Geschichte wartet, über die mehr in Erfahrung gebracht werden kann: es braucht nur einen Voyeur mit viel Phantasie." Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Dem kann und will ich nichts mehr hinzufügen, außer vielleicht den nützlichen User-Hinweis: dass man nicht jeden Abend in Stimmung ist für so eine seichte aber gekonnte Filmbrise. Ein wach machender Film an müden Abenden ist es nicht. Es ist eher ein Film für wache Zuschauer :-)
Absolute #Filmempfehlung.
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