Freelancers

Britta Leuchner
Geschrieben von:

Britta Leuchner

Filmkritikerin, freie Publizistin

Filmrezension

Freelancers

Eine Kritik zum Kino-Film

Preview Abbildung des BluRay DVD Covers zum Kinofilm - Freelancers - 2012

BluRay/DVD Cover zum Kinofilm "Freelancers" aus dem Jahr 2012, mit den Schauspielern Curtis Jackson, Robert De Niro und Forest Whitaker. (v.l.n.r.) Der Film lief weder in den US-amerikanischen noch in deutschen Kinos.

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Lesedauer: 5 mins

Freelancers (EN/DE) | 2012

Regie: Jessy Terrero
Drehbuch: L. Philippe Casseus
Originalsprache: Englisch
Produzenten: 50 Cent, Brandt Andersen, Gordon Bijelonic
Musik: Reg B
Kamera: Igor Martinović
Schnitt: Sean Albertson, Sara Mineo, Kirk M. Morri

Schauspieler (Cast):

50 Cent: Malo
Forest Whitaker: LaRue
Robert De Niro: Joe Sarcone

Produktion: Grindstone Entertainment Group, Cheetah Vision, Emmett/Furla/Oasis Films (EFO Films)
Produktionsland: Vereinigte Staaten
Länge: 93 Min. | Freigabe: FSK 16

Die Kritiker sind verstummt und viele Kommentatoren fragen: was bitte war denn das? Und ich kann wenig zu dem Film sagen, da ich ihn nach 15 Minuten ausgemacht habe. Aber ich kann etwas zu dem Phänomen sagen, zu dem was hier passiert ist: Jede Zeit in der Filmgeschichte hatte seine schwer zu erklärenden Darsteller-Phänomene. Leute, die einfach nur dastehen und nichts tun als nur da stehen und plötzlich stehen lauter gute Leute um sie herum und man fragt sich: wie ist das passiert. Im Rückblick verklärt sich das oft und wir halten diese Leute für gute Schauspieler, weil sie ein in der Retrospektive faszinierendes Gesicht haben und interessante Leute um sich herum scharen. Damals war es mit Charles Bronson genauso. Er stand nur da und glotzte. Weiter nichts. Und heute schwören die #Cineasten darauf, dass er einfach nur großartig war. Brando genauso. Und letzten Endes sogar De Niro als er anfing. Mr. C. "50Cent" Jackson ist (aber nur schwach im Ansatz) auch so ein ähnliches Phänomen. Und so gibt es immer wieder nicht nachvollziehbare Magneten in der Branche, um die sich unerklärlicher Weise Leute versammeln, die augenscheinlich da erst einmal tunlichst wegbleiben sollten, aber wahrscheinlich glauben wieder so einen Magneten entdeckt zu haben. Wer hier schreibt "De Niro lässt nach" , oder "De Niro macht ja nur noch Müll" etc., hat a) nicht begriffen, dass De Niro diesen Film nicht "macht" und b) nicht verstanden, wie so etwas abläuft und warum so ein hochkarätiger Schauspieler in solch einem Film landet, oder was ihn mit den Film verbindet. Denn es ist schwer seine eigenen Projektionen, die man als Verehrer eines Schauspielers im Kopf hat abzuschalten.

Da kommen viele Dinge zusammen, die wir beim Gesamteindruck unterschätzen und obwohl wir um die Dinge wissen, messen wir Ihnen nicht genug Bedeutung bei der Einschätzung der Lage bei:

Da wäre an erster Stelle das #Lokalkolorit zu nennen, das wir dem Film nicht abschätzen können, da wir nicht aus der Region kommen. Es gibt Filme, die schaffen es deswegen noch nicht einmal über den großen Teich, da sie zu regional-spezifisch sind. Dann kann ein zu "fleischiger" Schnitt einen Film schlagartig herunter ziehen, weil er zu viel Ins und Outs preis gibt und der Filmrhythmus im Eimer ist. Zu fleischig heißt, er hat zu viel "dran" gelassen. Ins und Outs sind die Warmspielsekunden nach dem "Action"/"Bitte" oder die Momente am Ende, wo die Darsteller auf das "Cut" - "Danke" warten. Dann noch die Lebensgeschichte De Niros, der selbst aus dem #Ghetto (Little Italy in N.Y.) kommt, wie Mr. C. Jackson. Dann die Synchronisation aller Übersee-Filme, die uns einen komplett anderen Stimmungsbogen vermittelt. Dann dass De Niro schon immer "afroamerikanische" Kultur unterstützt hat und deswegen in der amerikanischen Hip Hop Szene seit den 1980ern bereits einen sehr wohlwollenden Ruf genießt und das sicherlich hier mit reinspielt, als er das mittelmäßige Drehbuch in den Händen hielt. Denn, spielen wir das Szenario spaßeshalber mal durch. Selbst wenn ein Berater zu ihm gesagt hätte: "Hey, lass die Finger von dem 50Cent. Der kann weder schauspielern noch ist er ein talentierter Rapper. Und dumm und gefährlich ist der auch. Der hat in Hollywood nichts zu suchen". Dann hätte De Niro schon aus Trotz geantwortet: "Er kommt aus der Gosse, wie ich und er hat es schwer in unserem Land etwas zu werden, weil er Afroamerikaner ist. Ich mach den Film." Ich hatte sogar kurz in meiner Verzweiflung den kindlichen Gedanken in mir, dass De Niro und Whittaker dem #Regisseur, der ja vorher schon mit C. Jackson gearbeitet hatte und ihn wohl protegiert, vielleicht einen Gefallen schuldig waren. Wer ein wenig Einblick hinter die Kulissen hat, weiß, dass vieles ganz anders läuft als manche meinen, die sich damit von außen lange beschäftigt haben, und wenn das Kind dann erst einmal in den Brunnen gefallen ist, kriegt man es da nicht mehr heraus. Wenn De Niro am Set steht ist das Kind bereits im Brunnen und ein Profi bringt zu Ende wo er zugesagt hat.

Ich hätte zu gern De Niros Gesicht gesehen, als er im Schnittraum die Rohfassung gesichtet hat. Es würde mich stark wundern, wenn es ihm nicht genauso gegangen wäre wie mir und euch. Aber er ist ein sehr erfahrender und langjährig gesattelter Schauspieler, der inzwischen weiß, dass sich die Welt nicht nur um gute Filme dreht und wird es trotz innerlichen Ärgernisses gelassen nehmen. Drum möge er uns verzeihen, dass wir uns in der schlechten Bewertung einig sind. Und wir dürfen nicht vergessen, es wird Leute geben, die auf Grund ihrer niedrigen Erwartungen, ihrer Unkenntnis über De Niro Filme wie Taxi Driver, Hexenkessel, Mission, Kap der Angst etc. und weil sie zufällig abends im Fernsehen in den Film reingeschaltet haben, diesem Film völlig neutral begegnen, auf sich wirken lassen und hier schreiben werden: "Ich fand ihn doch gar nicht so schlecht. Ich wurde gut unterhalten."...

Warum ich nichts zum Film geschrieben habe? Nun, da wüsste man nicht wo man anfangen soll. Von der ersten Minute an wird man das Gefühl nicht los: was bitte ist denn da passiert?? Und wer mir jetzt sagt, das liegt doch vor allem an der hanebüchen schlechten Story und dass der Film eine Kopie von hundert anderen Filmen ist, dem sage ich: Ja, aber das kann man über viele andere Filme auch sagen, die aber gute Filme waren und deshalb fiel es Dir nicht auf ;-)

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