The Flight (Film, US 2012)

Britta Leuchner
Geschrieben von:

Britta Leuchner

Filmkritikerin, freie Publizistin

Kritik zum Film

The Flight (Film, US 2012)

Dank Netflix eine zweite Sichtung

Preview Abbildung von Filmposter - The Flight - aus dem Jahr 2012 mit Denzel Washington

Kino Poster zum Kinofilm "The Flight" aus dem Jahr 2012, mit den Hauptdarstellern Denzel Washington und Kelly Reilly.

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Lesedauer: 4 mins

The Flight (EN) | 2012

Regie: Anthony Minghella
Drehbuch: Anthony Minghella
Originalsprache: Englisch
Produzenten: Tom Sternberg, William Horberg, Steve E. Andrews, Sydney Pollack
Musik: Gabriel Yared
Kamera: John Seale
Schnitt: Walter Murch

Schauspieler (Cast):

Denzel Washington: Whip Whitaker
Don Cheadle as Hugh Lang
Kelly Reilly as Nicole
Bruce Greenwood as Charlie Anderson
John Goodman as Harling Mays

Produktion: Parkes + McDonald Image Nation
Produktionsland: Vereinigte Staaten
Länge: 138 Min. | Freigabe: FSK 12

Ich habe schon gemerkt, dass Denzel Washington einen gewissen Vorschusslorbeeren produzierenden Ruf bei Fans und Kritikern genießt. Den ich, obwohl ich ihn mag, nicht so ganz unreflektiert übernehmen kann. Da ich bis jetzt immer noch nicht sehe, dass er, außer auf der Zunge rumzukauen, wenn der Figur etwas unangenehm sein soll, andere Gefühle in seinem Gesicht und seinen Augen zum Ausdruck bringen kann als den berühmten durchdringenden Blick von Malcom X.

"The Flight" fängt rasant an, was der eigentlich großartigen innovativen abweichenden Idee von einer klassischen "Flugpilot-rettet-Flugzeug" Geschichte zu verdanken ist. Dass ein Pilot allen gesellschaftlichen Regeln zum Trotz halt am besten fliegt, wenn er dem Körper gibt, was er in dem Moment braucht, um gut zu sein. Auch wenn dies gesellschaftlich anstößig ist und damit viele Leben rettet. Bis hierhin hatte der Film und auch die zu dem Zeitpunkt außergewöhnlich packende Kamera meine volle Aufmerksamkeit. Und auch die Läuterung, dass es so nicht ewig weiter gehen kann und er vielleicht bei allem übersinnlichen Talent als Pilot auch ein Quäntchen Glück hatte oder zumindest, dass der Körper das so nicht ewig mitmacht, war nicht der Grund, warum der Film ab der Mitte bei mir in der Gunst gefallen ist.

Nein, ich fürchte einer der Gründe dafür ist, dass vom Anfang hin zum Ende zunehmend die Close-ups und Standbilder auf Denzel Washington größer und länger wurden und das Drehbuch sich zum Ende hinzunehmend darauf verlässt, dass der Schauspieler etwas aus dieser Entwicklung macht. Nur leider ist genau da vielleicht nicht ausreichend viel, außer das Kauen auf Zunge und Wangen und der Malcom X Blick zu beobachten. Und hier ein da ein paar nasse Augen. Und, was die Sache erschwert, sind die Logik Fehler in der Figur, ihrer Motivation, und wie sie damit umgeht. Klar ist solch eine Läuterung und „Moral der Geschicht“ immer etwas zäh, wenn ein Film so mutig anfängt, weil es ja letztendlich jedem klar ist. Und man weiß auch gleich, wo es hinführen soll. Nur man versteht nicht wodurch und womit. Bis man merkt, dass es um die innere Läuterung des Kapitäns, des Piloten, geht, hat man sich durch sehr zäh gespielte wenig bietende und auch widersprüchliche Szenen gekämpft. Aber nicht widersprüchlich im spannenden oder gewollten Sinne. Das muss auch den Machern aufgefallen sein. Und so kam John Goodman als verrückter Althippie Drogendealer mit Übergewicht und Pferdeschwanz als Sidekick ins Spiel und rettete mit seinen die Szene komplett demontierenden Sprüchen so die eine oder andre zähe Minute.

Am Ende versuche ich aber die gute und sehr provokante Idee des Films für mich zu bewahren. Nämlich, dass die gesellschaftliche Beurteilung einer Person nicht verhindern kann, dass diese auf seine ganz eigene Weise großartiges leistet. Auch wenn die Gesellschaft das nicht akzeptieren kann und will, weil es ihrer Norm und Vorstellungskraft nicht entspricht. Schade, dass das leider gar nicht die Haupt-Motivation zu dem Film war, sondern wie man zum Ende hin erst zunehmend realisiert, eher alte Laier wie ein Alkoholiker sich von der Gesellschaft läutern lässt um dann irgendwann gesenkten Hauptes freiwillig einen Entzug zu machen. Ich fürchte nur, nüchtern wären nicht 6 sondern 106 Menschen gestorben. Von dieser Anfangsidee ist am Ende nur noch wenig übrig.

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