Die Boxtrolls

Britta Leuchner
Geschrieben von:

Britta Leuchner

Filmkritikerin, freie Publizistin

Filmrezension

Die Boxtrolls

Eine Kritik zum Kino-Film

Preview Abbildung des BluRay DVD Covers zum Kinofilm - Boxtrolls - 2014

BluRay/DVD Cover zum Kinofilm "The Boxtrolls" aus dem Jahr 2014. Die Boxtrolls ist ein Stop-Motion-Film, basierend auf dem Roman Here Be Monsters! von Alan Snow.

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Lesedauer: 3 mins

The Boxtrolls (EN) | Die Boxtrolls (DE) | 2014

Regie: Graham AnnableAnthony Stacchi
Drehbuch: Irena Brignull, Adam Pava
Originalsprache: Englisch
Produzenten: Travis Knight, David Ichioka
Musik: Dario Marianelli
Schnitt: Edie Bleiman

Schauspieler (Cast):

Ben Kingsley: Archibald Snatcher (Stimme)
Jared Harris: Lord Portley-Rind (Stimme)
Nick Frost: Mr. Trout (Stimme)
Richard Ayoade: Mr. Pickles (Stimme)

Produktion: Laika Entertainment
Produktionsland: Vereinigte Staaten
Länge: 96 Min. | Freigabe: FSK 6, JMK 6

Bravo. Ich habe mich für die Macher wirklich gefreut. Ein vielleicht auf Grund des grässlichen Namens und der für viele vielleicht erstmal etwas abschreckend wirkenden Optik unterschätzter, aber außerordentlicher und sehenswerter #StopMotion Film der Sonderklasse.

Mit herrlichen Bezügen zu Klassengesellschaften, Waffen-Lobby, der intriganten Außenpolitik zum Selbstzweck, dem Unvermögen der Eliten und wundervoll ungewöhnlichen und manchmal auch ein bisschen holprig daher kommenden aber so gewollten Einfällen, die aber genau wegen dieser Ungeschliffenheit den weniger dem Animationskino zugewandten Nörgler in der Bereitschaft den Film anzunehmen, milde stimmen.

Weil er das ganze Gegenteil zu dem verkörpert, was man heute als Schimpfwort Disney-Film nennt. Angenehm dabei auch dass es nicht nur eine für die Zeit unübliche Optik sondern dabei auch eine ganz eigene gefunden hat, in der alles noch so Skurrile, ein letztendlich doch aufzusaugen vermag.

Daraus lässt sich ein spürbares und beeindruckendes Gleichgewicht heraus ableiten, wo die gekonnte Erzählstruktur dem innovativen Einfallswahn gut mit Erzählstimmung entgegenzuwirken vermochte um den Zuschauer nicht für immer aus der Bahn zu werfen. Man war drin. Aber irgendwie auch immer wieder draußen. Und das wirkte in keinem Moment ungewollt, sondern unterstrich die Meta-Ebenen-Flut, die da buchstäblich auf den gewollten Filmschauer der den Autor im Skript sucht, einhämmert. Aber nie mit gehobenen Zeigefinger sondern immer mit Liebe und Verständnis oder zumindest Humor zu den Figuren und somit gegenüber ihren Vorlagen.

Bin mal gespannt wer sie alle sah wie ich, die Parallelen: die Waffen-Lobby Anspielungen, Geheimdienste, Feindbilder Propaganda, der nach oben entlassene blinde Präsident der gleichzeitig eine Metapher für den sinn-entlehrten Karrieristen darstellt, das soldatische Fußvolk und ihre Ausreden, der von mir so oft kritisierte Heldenmythos (endlich räumt da einer mal mit auf!), Fremdenangst, Massenverblödung, und noch so vieles mehr.

Ein Wermutstropfen für mich ist, das solche Filme irgendwie nie ganz ohne Gesang und ohne eine pubertäre Liebesgeschichte auskommen. Aber sei's drum. Es war ein sehr sehenswerter und bei Weitem kein schwacher Film. Halt nur nicht mein Hauptgebiet. Um so mehr zählt die Anerkennung die ich bereit bin ihm zu geben.

Herzlichen Glückwunsch liebe Macher zu diesem Achtungswerk.

Amy Nicholson von der L.A. Times schrieb mit gleicher Punktwertung wie ich vor 6 Monaten: "Wenn deutsche Expressionisten die Fertigkeiten für Stop-Motion-Animationen gehabt hätten, dann hätten sie genau diesen Film gemacht."

Was für ein Kompliment. Und wäre ich der Filmemacher hinter diesem Projekt, hätte ich Amy nach dieser Kritik einen Heiratsantrag gemacht.

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