Die 5. Welle

Britta Leuchner
Geschrieben von:

Britta Leuchner

Filmkritikerin, freie Publizistin

Kritik zum Film

Die 5. Welle

Der Trick mit der Buchverfilmung

Preview Abbildung des BlueRay DVD Covers zum Kinofilm - Die 5. Welle - 2016

BlueRay/DVD Cover zum Kinofilm "Die 5. Welle" aus dem Jahr 2016, mit den Hauptdarstellern Chloë Grace Moretz und Matthew Zuk.

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Lesedauer: 8 mins

The 5th Wave (EN) | Die 5. Welle (DE) | 2016

Regie: J Blakeson
Drehbuch: Susannah Grant, Akiva Goldsman, Jeff Pinkner
Originalsprache: Englisch
Produzenten: Lynn Harris, Graham King, Tobey Maguire, Matthew Plouffe
Musik: Henry Jackman
Kamera: Enrique Chediak
Schnitt: Paul Rubell

Schauspieler (Cast):

Chloë Grace Moretz: Cassie Sullivan
Liev Schreiber: Colonel Vosch
Nick Robinson: Ben Parish ("Zombie")
Maika Monroe: Ringer
Maria Bello: Sergeant Reznik

Produktion: Columbia Pictures, LStar Capital, Material Pictures, GK Films
Produktionsland: Vereinigte Staaten
Länge: 117 Min. | Freigabe: FSK 12, JMK 14

Was sich heute alles als #Buchverfilmung tarnt! Es müsste ein Schutzsiegel auf diese Bezeichnung geben, die nur angewendet werden darf, wenn ein literarischer Zirkel dem Film dieses Prädikat zugesteht und man ausschließen konnte, dass hier kein doppeltes Spiel betrieben wurde. Das #Buch erschien 2014, der Film 2015. Filmproduktions-Vorbereitungen dauern in der Regel zwischen 1 bis zu 5 Jahre. Die Produktion selbst auch noch mal ein Jahr. Zu kurz ist der Abstand um glauben zu können, dass das Buch wirklich vor dem Film da war. Hier wurde eher versucht den Film interessanter zu machen als er ist, in dem man vorher eine Romanversion auf den Markt schleudert während der Film schon längst in Planung war.

Anmerkung 1: Kann man zu solch einem "Schinken", der wie Dauerbeschallung aus dem TV-Nachmittagsprogramm anmutet, überhaupt eine ernst zunehmende Rezension schreiben? Für wen? Und was sagt es über den Rezensenten aus? Warum hat er den Film gesehen und lässt sich auf eine Besprechung herab? Ganz einfach! Weil es manchmal sein muss, sonst kommen sie immer mit diesem Müll durch.

Anmerkung 2: Kleine Warnung vorweg! Diese Rezension ist weder sachlich noch nett, sondern spontan und emotional. Also nichts für zarte Gemüter. Ich hatte nicht die Erwartung nach dem Lesen dieser Kritik noch als netter Mensch gesehen zu werden.

Anmerkung 3: In der Regel neige ich zu Kritiken mit Tendenz zur Entlarvung von Doppelmoral in Filmkritiken und bin oft sehr hart im Urteil gegenüber pseudo-intellektuellen Filmen, die weder Fisch noch Fleisch sind, aber versuchen unglaublich hoch daher zu kommen und dabei aber ganz flach über der Untergrenze entlang schrammen, während ehrlich gemachte Entertainment-Schmonzetten von mir als ARTHAUS Gucker auch mal ein aufrichtiges Prädikat "Was drauf steht ist auch drin, das ist ok." bekommen. Warum also hier die Aufregung um eine offensichtliche Entertainment-Schmonzette? Nun, weil sie in so vieler Hinsicht meiner Ansicht nach verlogen ist und mit ganz billigen Tricks arbeitet und dabei intern als Box-Office Erfolg gehandelt wird. Hier gilt es Flagge zu zeigen und die Rote Karte zu ziehen!

Die Verzweiflung bei gnädigen Moretz-Anhängern ist groß: Woran kann es denn nur gemangelt haben, dass der Film so verrissen wurde? Das kann man kurz und knapp vorweg nehmen: Drehbuch-Qualität. Dialog-Regie. Logik. Glaubhaftigkeit durch nachvollziehbares Verhalten der Figuren. Korrekte Einkategorisierung des Films. Gutes Casting. Spannung. Ehrlichkeit in der Inszenierung. Aufrichtige Bemühungen einer gut erzählten Geschichte und ein paar Innovationen in dem Genre.

Glauben die Macher dieses Teeny-Streifens allen Ernstes, dass die Kinder dieser Zeit alle dermaßen unterbelichtet sind? Auch wenn viele der harten Kritiken zur Kino-Soap ("Film" möchte ich es eigentlich nicht nennen) köstlich geschrieben sind, halte ich diese im Durchschnitt immer noch für viel zu gnädig verfasst. Sie machen den Eindruck, der jeweilige Rezensent hätte innerhalb oder nach den ersten 15 Minuten noch Hoffnung gehabt. Ich frag mich nur auf was? War da doch schon "Chloää", die blondierte Fönwelle mit ihrem Teeny-Speckhintern bereits ein mal ganz schlecht mit einem viel zu leichten Plastik-Maschinengewehr durchs Bild gelaufen und hat kurz danach ihrem kleinen Bruder ein stümperhaftes Gute-Nacht-Liedchen geträllert. Im passenden ET-Telefonieren-Nach-Haus Retro Colorgrading Filmlook, versteht sich. Denn ihr Brüderchen sieht stark nach dem Jungen aus diesem Film der 1980er aus. Da muss natürlich auch die passende Lichtstimmung her. Und das alles mit einer ganz schlecht aufgesetzten Mamma-Miene einer 19!-Jährigen, die dabei auch noch versucht, die Miene einer warmherzig klugen Chloääää darzustellen, was eher so anmutet, wie wenn kleine Kinder ihre Eltern im "Erwachsen-Gucken" imitieren

A pro pos Brüderchen: Überhaupt ist die Familie hoch interessant gecastet, denn hier scheinen die Gene weit bevor die ersten "Anderen" den Planet unterwanderten verrückt gespielt zu haben und man fragt sich wie bei der Mutter, dem Vater und diesem Brüderchen, diese Tochter heraus gekommen sein mag. Ein Kuckucksei? Es legt kein Ei sondern den Verdacht nahe (was von Seiten ihrer Anwälte mit Sicherheit verhindert werden würde öffentlich zu machen!), dass Chloäää nicht die erste Wahl für diese Schmonzette war. Insbesondere wenn man sieht, dass der Rest der Familie halbwegs zusammen passt. Als wäre es nicht schon erbärmlich genug darin zu erscheinen muss man obendrauf auch noch resümieren, dass sie vielleicht sogar eher der Trostpreis war.

Mrs. Moretz ist in den USA das was in Deutschland Herr Schweighöfer ist: eine nicht nachvollziehbare lächerliche Popkultur-Erscheinung, die sich vom MTV-Publikum der 1990er einfach auf das post-souveräne Teen-Kino verlagert hat. Mit gepflegter Fangemeinde, die versucht allen weis zu machen, wie süß doch ihr Objekt der Begierde sei. Während man fortwährend sich versucht das damit zu erklären, dass bei jenen wahrscheinlich einfach nur der Hormonspiegel gerade ziemlich durcheinander geraten ist und dabei niemanden aufzufallen scheint, dass es mal ursprünglich in diesem Metier um etwas anderes ging. Chloäää sowie ihre recht aufsässigen Fans im Netz jedenfalls sind selbst noch mitten in der Postpubertät. Und ein paar Erwachsene greift man noch mit dem "Schwiegersöhnchen/töchterchen-Effekt" ab, inklusive ein paar Mütter mit Verständnis "für das taffe Mädchen" das auf der Female-Hollywood-Welle versucht zu reiten und von sich bereits als Frau spricht (!), und einem Haufen älterer Männer, die gern junge Mädchen über die Leinwand hüpfen sehen. Was ja ein lukratives Geschäft ist, wie wir seit Emma Watson, Vakander & Co wissen.

Die Hintergrund-Informationen über diese vom Erfolg verwöhnte Göre sowie die wenigen Interviews, die ich mir mit ihrer arroganten Cheerleader-Mimik angetan habe, zeigen eine schlichte junge Person mit nicht allzu viel Grips und viel zu viel Rummel um sie herum, die versucht krampfhaft erwachsen zu wirken und alsbald in diesem Buffy-Soap-Rezept-Filmchen Postkarten-Philosophie Sprüche klopfen wird, wie "Wir müssen füreinander da sein." - "Die Anderen sehen unsere Hoffnung als Schwäche an, aber sie irren sich." An sich alles halb so wild und nichts Neues in der Entertainment-Industrie (ich werde mich hüten hier von einem Film zu sprechen), wenn da nicht diese grausige Zahl wäre: 35 Millionen Kosten und das 3-fache eingespielt. Da wird Schweighöfer sich ins Fäustchen lachen, weil er glaubt, dass eine Rezension wie meine sich an diesem Punkt wieder selbst ausgehebelt hätte. Das traurige ist, dieser Schlag von Scheuklappen-Profies glauben das wirklich. Ich kenne diesen Schlag von deutscher Business-Mentalität im jungen knackig-agilen Entertainment-Rummel. Sie sind die großen Macher! Wenn keiner das weiß, sie wissen es auf jeden Fall! Und dabei geht es nicht um Können, nur um Posen und den ständigen Beweis dafür erbringen, dass man sich auf der Straße der Sieger befindet. "Und das ist alles ganz einfach! Nur nicht zu verkopft an die Sache ran gehen wie all diese dummen Künstler, die sich wundern warum sie kein Geld verdienen!" werden sie Dir schulterklopfend anraten. Wo ist das "nicht-verkopft-rangehen" leichter zu bewerkstelligen als auf dem Teeny-Markt. Erbärmlich.

Aber was interessiert es schon die Gewinner der 3-fachen Einspielkasse, dass man sich überall über die Niveaulosigkeiten dieses unterirdischen Streifens, der sich mit Überirdischen beschäftigt, echauffiert und darüber, wofür 35 Millionen verschleudert werden. Und nicht vergessen, dabei immer höhnisch siegessicher in die Kamera zu grinsen Chloäää, wenn du ein Interview gibst. Denn mit 19 darf man keine Schwäche zeigen. Das Grinsen ist eine Drohung: Denn der 2. Teil dieses schlechten Teeny-Entertainments wird nicht lange auf sich warten lassen aber hoffentlich endgültig deine Chancen auf das Charakterfach vernichten.

Ich warte auch schon auf die erste Meldung über eine Gesichts-OP. Denn unsere kleine süße speckige Chloäää (sie gehört zu den "Schönheiten", deren Form sich nur in der Formfixierung der Jugend hält), die sich so gern drei mal alle halbe Stunde auf die Lippe beißt weil ihr ein Berater erklärt hat, dass das sexy sei, ist das was ich die Verwechslung von Schönheit und jugendlicher Niedlichkeit nenne. Im Alter wird sich ja zeigen, wie viele ihrer Anhänger dann noch an ihren Erscheinungen in irgendwelchen dubiosen "Streifen" hängen, wenn die Furchen, die sich über ihrer Oberlippe bereits unlängst abzeichnen, zunehmend größer werden und der Mund im Alter schmaler und die Nase dicker. Und ihr von mir zugegebener Maßen unterstellter Charakter sich zunehmender in ihrem Gesicht abzeichnen wird, als es jetzt schon der Fall ist. Wer einen wirklichen Blick für Schönheit hat, wird diese im Gesicht von Chloäää bestimmt nicht finden. Warum so boshaft? Weil es einen dazu reizt wenn man die unbegründete Selbstgefälligkeit mancher "Sternchen" beobachtet.

Ihre heutige Bekanntheit ist ein Tribut an große Filme an denen sie als Kind mitwirken durfte, nur verwechseln wie so oft die Menschen hier die Ursachen. Als Kind hatte sie wenig Einfluss auf die Größe dieser Filme und es ist ein Glücksspiel ob du Teil von solch einem Projekt wirst oder nicht. Und es ist der guten Regie zu verdanken, wenn dann ein solches Kind in seiner Szene gut rüber kommt, nur in Bruchteilen dem Kind. Oder sagen wir es anders herum: dessen Beitrag ist im Verhältnis zur darauf folgenden Anerkennung eher stark unverhältnismäßig ...

Sagte ich bereits, dass es Analogien zwischen Moretz' und Schweighöfers Biografie gibt? ... Mit einem feinen Unterschied: von Moretz' Gagen im internationalen Entertainment-Geschäft kann Schweighöfer nur träumen…

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Comments

Anonymous

Autsch! das war böse geschrieben! ... Aber menschlich...

Herr K.

Ziemlich gutes Argument mit dem erst kurz davor erschienenen Buch, sowas würde mir gar nicht auffalen. Könnte schon gut sein, dass die damit den Film interessanter machen wollten. Zum Rest der Kritik muss ich sagen würd ich so unterschreiben, den Film fand ich auch nur grottig.

Ladenhüter

Das ist ja echt ne verblüffende Erkenntnis, dass das Buch vor dem Film da war...

Herr K.

Es geht darum, dass das Buch SEHR KURZ vor dem Film erschien, dieses kleine Detail ist entscheidend bei diesem Kritikpunkt.

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