Der schmale Grat

Britta Leuchner
Geschrieben von:

Britta Leuchner

Filmkritikerin, freie Publizistin

Filmrezension

Der schmale Grat

Eine Kritik zum Kino-Film

Preview Abbildung des BluRay DVD Covers zum Kinofilm - Der schmale Grat - 1998

BluRay/DVD Cover zum Kinofilm "Der schmale Grat" aus dem Jahr 1998. Der Film basiert auf dem Roman "Insel der Verdammten" ("The Thin Red Line") von James Jones, der selbst an der Schlacht um Guadalcanal teilgenommen hat.

Themen Bereich
Lesedauer: 4 mins

The Thin Red Line (EN) | Der schmale Grat (DE) | 1998

Regie: Terrence Malick
Drehbuch: Terrence Malick
Originalsprache: Englisch
Produzenten: Robert Michael Geisler, Grant Hill, John Roberdeau
Musik: Hans Zimmer
Kamera: John Toll
Schnitt: Leslie Jones, Saar Klein, Billy Weber

Schauspieler (Cast):

James Caviezel: Private Witt
Nick Nolte: Lieutenant Colonel Gordon Tall
John Cusack: Captain John Gaff
Sean Penn: First Sergeant Edward Welsh
Adrien Brody: Corporal Five

Produktion: Fox 2000 Pictures, Geisler-Roberdeau, Phoenix Pictures
Produktionsland: Vereinigte Staaten
Länge: 170 Min. | Freigabe: FSK 16

Philosophierende Soldaten mit nackten eingekremten Oberkörpern und immer einer kleinen Träne im großen Kuller-Auge, deren philosophische Erkenntnisse den Sprüchen und dem Postkarten-Niveau auf den Muskote-Zigarettenpapier gleichkommen und bei jeder Granate theatralisch zusammenzucken, fragend in den Himmel beten und ins Weinen kommen, unterbrochen vom fliegenden Röckchen der Angetrauten, die zu Hause bereits mit einem anderen Oberst vögelt und ein paar Naturbilder nebst afrikanischer Kinder, die im Wasser schwimmen, sollen das Bild des armen intellektuell missverstandenen traurigen (und gut aussehenden) Frontsoldaten aufpolieren und uns alle die Sinnfrage des Krieges stellen. Eine Frage die sich die meisten glaube ich auch ohne diesen Film schon stellten.

Wenn man diese Soldaten sich so anschaut, brauchen wir uns ja keine Sorgen mehr machen um Auslandseinsätze, denn unsere Jungs (oder die der Ammies) werden da wohl zum baden hinfahren und ein paar eingeborene Kinder streicheln. Na Gott sei Dank sind die meisten Soldaten Philosophen und keine Krieger! Dann auf in den Badeurlaub ihr Schäfchen!

Die Bilder kollagiert mit Sonnenstrahlen, die durch Blätter blinzeln (ich mag sowas ja in der Regel), sowie mit blondschöpfigen oder gut frisierten Schönlingen oder psychisch grenzdebilen Angtshasen die keine Musterung überstanden hätten und ein paar kreischenden Japanern die ähnlich wie die eigenen Jungs alle der Ästhetik einer Paul Gaultier Parfümwerbung entsprungen schienen, mahlen ein Bild von ungewollter Homo-Erotik und leider auch einer ungewollten Komik, die einem beim nächsten Granateinschlag, der von einer neuen Weisheit unseres blauäugigen Schönlings mit nackten verschmierten Oberkörper überlagert wird, in seiner Wiederholung unweigerlich zum Lachen bringt. Die hauchenden Synchronstimmen tun ihr Übriges zu dem wahrscheinlich tragisch-komischsten Pseudo-Antikriegskitschfilm der Filmgeschichte, wo man froh war, wenn der Nick Nolte endlich mal mit trockener Miene ins Bild kam und die Realität gerade rückte, in dem er rum schrie und das sagte, was man schon lange während des Filmschauens dachte: "Zieh dein scheiß Hemd an, wir sind hier nicht auf Strandurlaub!"

Ein Punkt für Sean Penn, Nolte und Clooney, die krampfhaft versucht haben diese Seifen-Oper, die einer Tele-Novela gleichkam, ein wenig mit ihrer nicht ganz so kitischigen Spielweise zu "entsaften", was sie aber bei diesem pseudo-intellektuellen Gesülze über seifigen Klängen und schmierigen Bildern, die nichts mit der Realität an der Front zu tun haben, einfach nicht schaffen konnten.

Und bitte erspart mir den Satz, ich habe den Film nicht verstanden oder habe die Action vermisst, denn wenn es etwas gibt, was mich weiß Gott nicht überfordert, dann sind es philosophische Texte. Und wenn es etwas gibt was ich weiß Gott nicht brauche in einem gut erzählten Film dann ist es sinnlose Action. Was mich aber überfordert ist, wenn blau- und kulleräugige Soldaten mit eingekremten nackten Oberkörpern und gegelten Haaren rumspazieren und fragen "warum warum warum", weil man sich das dann unweigerlich auch fragt warum sie überhaupt da sind, und dabei Blumen pflücken und Postkartenphilosophiesprüche über drei Stunden verteilen und alle dabei ihre Frisur behalten dürfen, für die sie als Schauspieler bekannt sind, wo doch der Soldatenhaarschnitt realitätsnaher wäre, und das alles zu kitschiger Streichermusik.

Was die Kritiker zu über 8 Punkten bewogen hat, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich fehlt da ein Grundstock an Philosophiekenntnissen um diese seifigen hohlen Texte ihrer Belanglosigkeit zu überführen. Ein Antikriegsfilm sieht für mich anders aus und wäre bei mir näher an der Realität angesiedelt. Dieser Film ist weder abschreckend noch aufklärerisch, noch regt er zum Nachdenken an, es sei denn man ist über diesen Film zum ersten mal mit dem eigenen Gehirn in Berührung gekommen. Alles was der Film hinterlässt ist: magst du nackte gut aussehende zart beseitete Jungs, dann solltest du zur Army gehen. Vielleicht sollte ich mal darüber nachdenken ...

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