Ich spare mir das Geplänkel um die mir sonst so gut liegende Filmkritiker-Rhetorik herum und komme diesmal gleich zum für mich Wesentlichen und Ausgleichenden, was meiner Meinung nach zu diesem ZWEIFELSOHNE GUT GEMACHTEN Film dringend hinzuzufügen wäre: Der Erfolg des Films ist in erster Linie der Erfolg der Darsteller und der Kamera, NICHT der Regie, der ich es bei all der unglaublich guten Dramaturgie dennoch höchst übel nehme mit solchen Mitteln an der Hand sich nicht mehr zu trauen, als nur eine vage Andeutung von Ambivalenz. In welchen Zeiten leben wir, dass das schon ausreicht, um als kritischer Filmregisseur gelobt zu werden?
Die gelobte aufgezeigte Ambivalenz reicht mir nicht. Und das, wo ich sanfte Akzente und feine sensibel eingesetzte Spuren gewisser Nuancen für gewöhnlich zu schätzen weiß. Nein, hier ist es keine Feinmotorik, hier ist es gewolltes sich NICHT TRAUEN und die #Regie Karriere im Blick behalten. Die Regie traut sich hier zu wenig und es bleibt wenn man versehentlich die leise Kritik übersieht, ein Epos über die unbesiegbare Militärkraft Amerikas. Und das ist dann für mich inhaltlich sehr flach. Die von Einigen hier hinein interpretierte szenarische Darstellung von Machtlosigkeit ist eine Ausrede und es fehlen mir hier eindeutige Anzeichen für Bemühungen diese dann auch weiter zu führen oder herzuleiten, des Aufzeigens von Ursachen, bevor oder meinetwegen auch nachdem man die Wirkung zeigte.
Die alte Parabel: Wo ist die glaubhafte Motivation der Figuren, von wo kommen wir und wo gehen wir hin, und in was für einem Ausschnitt befinden wir uns? Nähe zu den Figuren kann nicht allein nur mit Close-Ups auf großartige #Schauspieler gelöst werden. Da muss auch mehr inhaltliche Nähe rein.
Greengrass sucht nicht nach abgedroschenen 0815 Rezepten der letzten Jahrzehnte, aber benutzt viele der heute häufig verwendeten und bearbeitet ein angenehm unverbrauchtes Storymuster. Schön und gut. Aber was bitte hat ein Inception Soundtrack hier zu suchen?
Am meisten jedoch profitiert der Film davon, dass dieses Genre mit den aktualisierten dramaturgischen Tricks der Neuzeit noch nicht ausgelatscht ist. Parallel-Montage, wackelige Close-Ups, Doku-Flair, Schweigemomente, keine flachen Bilder von Gut und Böse. Alles gut und schön.
Aber schade. Denn bei all der Leinwand Kraft die die Hauptdarsteller hier bewiesen haben, hätte der Film mit all seinen Talenten und vor allem seiner unbestrittenen erzählerischen Stärke weitaus mehr erreichen können. Aber wir sind machtlos. Als Zuschauer, als arme Piraten, als Captain, als Seals, als Schauspieler und wohl auch als Regisseur. Zumindest wenn wir weiter groß finanzierte Filme machen wollen. Ja so läuft das Captain, da helfen auch keine Schreie.
Spannung: 9
Meta-Ebene, Motivationen: 6
Kamera: 9
Darsteller: 9
Regie: 7
Dramaturgie: 5
Musik Qualität: 9
Musik Innovation: 6
Buch: 5
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