Brügge sehen... und sterben?

Britta Leuchner
Geschrieben von:

Britta Leuchner

Filmkritikerin, freie Publizistin

Filmrezension

Brügge sehen... und sterben?

Eine Kritik zum Kino-Film

Preview Abbildung des BluRay DVD Covers zum Kinofilm - Bruegge sehen und sterben - 2008

BluRay/DVD Cover zum Kinofilm "Brügge sehen und sterben" aus dem Jahr 2008 mit den Schauspielern Ralph Fiennes, Colin Farrell und Brendan Gleeson. (v.l.n.r.) Der Film und die beiden Hauptdarsteller Colin Farrell und Brendan Gleeson wurden unter anderem für den British Independent Film Award und den Golden Globe Award nominiert.

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Lesedauer: 3 mins

In Bruges (EN) | Brügge sehen... und sterben? (DE) | 2008

Regie: Martin McDonagh
Drehbuch: Martin McDonagh
Originalsprache: Englisch
Produzenten: Graham Broadbent, Peter Czernin
Musik: Carter Burwell
Kamera: Eigil Bryld
Schnitt: Jon Gregory, Ian Seymour

Schauspieler (Cast):

Colin Farrell: Ray
Brendan Gleeson: Ken
Ralph Fiennes: Harry Walters
Clémence Poésy: Chloë
Jérémie Renier: Eir

Produktion: Blueprint Pictures, Focus Features, Scion Films
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Länge: 107 Min. | Freigabe: FSK 16, JMK 14

Brügge sehen... und sterben? kann nur von einem waschechten Dramatiker entwickelt worden sein. Es ist die für das Durchschnittspublikum verborgen bleibende Freude Einzelner, die hohe #Kunst #Drehbuch und Bild gekonnt aufeinander prallen zu lassen beobachten zu dürfen. Einfach genial, wie sich Bild und Text gewollt und gekonnt widersprechen und in diesem Tango unfassbare Gefühle hervorrufen bei demjenigen, der diese gewollten Widersprüche zu deuten weiß. McDonagh, der irische Harold Pinter, und Verantwortliche für ein weiteres für viele in seinem Sinn verborgen gebliebenes kleines Meisterwerk "7 Psychos", wird wohl mein verkanntes Genie dieser Film-Epoche.

Und ich hatte schon Angst ich müsse in dieser Film-Dekade mein Bedürfnis ein geheimes rares Fundstück mit nur wenigen Auserwählten gemeinsam zu schätzen zu wissen unterdrücken und ohne auskommen müssen. Denn bei all den Glanzleistungen, die Regie-Newcomer wie Affleck, Clooney & Co oder sich festgesetzte Pseudo-Raritäten wie Tarantino am Fließband hinlegen, wurde die Messlatte schon ein weites Stückchen höher gelegt und es reicht heute nicht mehr aus tiefgründige Seelenfilme, groteske blutige Antifilme oder Politthriller zu drehen. Das wäre noch vor 20 Jahren Arte-Kino gewesen. Heute ist es Mainstream. Und dem dürstenden Nischen-Cineasten, Raritätensammler und Kultur-Rebell gehen die Alternativen aus, fehlt es an Schlupflöchern, wo er eine verkannte Schönheit für sich entdecken kann, die dem Mainstream widerspricht und dabei auf geheime Weise eine Genialität aufweist, die ihn als Kenner adelt und in dieser Film-Dekade zumindest noch nicht verstanden wird, um sich von ihr absetzen zu können. Willkommen McDonagh in meinem kranken Hirn. Mein Ego ist gestillt. Du bist mein. Und mit 7 Psychos hast du gekonnt nachgelegt. Zu dumm, dass dadurch auch andere schon darauf gekommen sind, dass du genial bist. Mist. Jetzt muss ich wieder weiter suchen. Irgendwo wird sich noch ein weiterer heimlicher McDonagh verstecken, da bin ich mir sicher ... :-)

Es ist zwar schon ein Weilchen her, dass ich diesen Streifen schätzen lernte, aber ich möchte es hier in aller Öffentlichkeit noch einmal sagen: Brügge sehen... und sterben? Original-Titel: "In Bruges" hat ausnahmsweise mal einen mindestens genauso schwachen Original-Titel wie deutschen Titel, wo ich mich doch so gern über die eingedeutschten Titel ärgere und es ist ein wahrer Liebesbeweis, dass mich das nicht davon abhalten ließ, diesem wahrscheinlich vielen zu unauffälligen Meisterwerk die volle Note zu geben ...

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