Blood Ties

Britta Leuchner
Geschrieben von:

Britta Leuchner

Filmkritikerin, freie Publizistin

Filmrezension

Blood Ties

Eine Kritik zum Kino-Film

Preview Abbildung des BluRay DVD Covers zum Kinofilm - Blood Ties - 2013

BluRay/DVD Cover zum Kinofilm "Blood Ties" aus dem Jahr 2013, mit den Schauspielern Clive Owen, Zoe Saldana, Billy Crudup, Marion Cotillard, Mila Kunis, James Caan und Matthias Schoenaerts (v.l.n.r., v.o.n.u.)

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Lesedauer: 5 mins

Blood Ties (EN/DE) | 2013

Regie: Guillaume Canet
Drehbuch: Guillaume Canet, James Gray
Originalsprache: Englisch, Italienisch, Spanisch
Produzenten: Alain Attal, Guillaume Canet, John Lesher
Kamera: Christophe Offenstein
Schnitt: Hervé de Luze

Schauspieler (Cast):

Clive Owen: Chris
Billy Crudup: Frank
Marion Cotillard: Monica
Mila Kunis: Natalie
Zoë Saldaña: Vanessa

Produktion: Les Productions du Trésor, Worldview Entertainment, Caneo Films
Produktionsland: Vereinigte Staaten, Frankreich
Länge: 127 Min. | Freigabe: FSK 16

Nun, die distanzierte Haltung der Kritik schreibe ich mal dem Umstand zu, dass es für jede Art von Filmen so ihre Zeit gibt und gab und in Zeiten von Asia-Film Boom, Bollywood, Nollywood und Marvel-Verfilmungen oder zunehmend zugespitzten Star Wars Adaptionen und der x-ten Variante von Truman Show auf der einen Seite und dem Indie-Trash-Trend auf der anderen, wird ein im Mittelfeld angesiedelter unpathetischer Streifen über zwei Brüder, der eine kriminell, der andere Polizist, als Plot wahrscheinlich schon mal eher mit weniger großen Erwartungen und somit wahrscheinlich auch weniger Konzentration abgespielt.

Aber wer hier genau hinschaut und seine Konzentration auf den Film hoch hält wird belohnt, wird nicht enttäuscht, denn der Cast kann sich nicht nur namentlich sondern auch spielerisch sehen lassen:

Matthias Schoenarts, der Shooting-Star des zeitgenössischen flämisch-belgischen Kino wieder im selben Streifen mit Marion Cotillard (beide waren einfach wundervoll in "Rost und Knochen"), Billy Crudup (Big Fish, Public Enemies), Mila Kunis (naja, wer sie mag, bisher konnte sie mich nur in Book of Eli überzeugen), Zoe Zaldana (die mich immer wieder über ihr Filmspektrum überrascht und der Motion Tracking Darsteller vom weiblichen Avatar war), der gute alte Mafioso James Caan aus der Pate (wie ich seine ungewöhnliche Physis vor der Kamera liebe weil sie immer aus dem Rahmen fällt), und nicht zu vergessen The Children of Men Zyniker Mr. Clive Owen höchstpersönlich, u.v.a. - spielen hier sehr gut eingeflochten in den Plot und ohne große Ecken und Kanten eine sauber erzählte Geschichte ab und bleiben dabei auf dem Teppich und vor allem gibt es keine der Spannung oder dem Lacher geopferte Dramaturgie sondern schlüssiges Spiel und schlüssige Handlung.

Solide, metaphorisch makellos und mit wertfreier aber nachfragender Inszenierung bleiben wir mit dem Gefühl zurück, dass nichts was wir zu wissen oder richtig zu bewerten glauben, so wie im Prinzip der Buße im Schicksal eintreffen muss, denn alles was wir unseren Assoziationen und unserem Regelwerk von Ethik und Moral unterwerfen, ist einerseits nachvollziehbar, richtig und wichtig und sicher notwendig, aber keinerseits Garant dafür, dass sich alles im Verhängnis der Ereignisse dem fügt. Am Ende passiert das Unerwartete aus einer Richtung, aus der es nur kommen konnte, weil der vorherige Kampf um das Richtige versagte, und am Ende daraus aber Etwas Wundervolles entspringt. Und auch wieder nicht. Ein gerettetes Leben und eine emotionale Erlösung die sich gleich wieder in tiefen Schmerz umwandelt da die Konsequenzen natürlich trotzdem nicht ausbleiben. Es gibt nun mal keinen abgeschlossenen Plot und wie oft haben wir uns nach Filmen gefragt, wie die Geschichte von hier weitergehen würde, wenn wir nicht an die Liebe wie sie Hollywood lange definierte glauben. Egal in Paar-Beziehungen oder in Familien.

Für mich eine wundervoll wahre Lebensparabel die hier mit ganz sanfter und unaufgeregter Ironie spitzfindig skizziert wird: Denn es ist nicht einfach nur das Motto "Nichts ist wie es scheint" sondern "es ist auch Alles möglich, am meisten da wo man es am wenigsten erwartet", "Dinge fügen sich manchmal wenn man nicht versucht Etwas zu erzwingen" und "Es ist wie es ist, das Leben ... und nicht anders".

Ich habe im Leben hunderte von solchen kreis-schließenden seltsamen Erlebnissen und Zusammenhängen gehabt und glaube nicht die Einzige zu sein, die hier eine wahrlich nachvollziehbare Verkettung von Ereignissen wie aus dem Leben gegriffen erkennt (übertragen gemeint natürlich), und Bedrohung oder Hilfe oft von den unerwartetsten Seiten des Lebens kommt und wenig damit zu tun hat, wie wir wen oder was zuvor eingeschätzt haben. Mal davon abgesehen dass jeder eine Geschichte hat, und aus der Summe der Ereignisse in seinem Leben heraus möglicher Weise für andere unverständlich handelt.

Es ist wie es ist, das Leben, ein unkontrollierbares Wunder voller Überraschungen und Fehleinschätzungen und ich finde das zeigt die schön erzählte und einfühlsam gespielte Geschichte in dem Setting seiner Zeit sehr gut, sehr detailliert, und keineswegs als ein neuer Aufguss von "Departed" oder ähnlichen Filmen, denn er spielt für mich in einem ganz anderen Genre, was leiser erzählt und näher ran geht an die Geschichte, auch wenn hier keine Figur bis in die Tiefe der Seele beleuchtet wird sondern viele Enden in den Charakteren offen bleiben. So wie es nun mal auch im Leben ist mit den Menschen, die wir zu kennen glauben.

Trotzdem ist es ein Streifen, der mich mit dem Gefühl zurück lässt, kein bedeutender Film zu sein, und ich glaube das will er auch nicht. Es gab in ein zwei Szenen immer kurz Momente wo mich die Kamera-Entscheidung oder der Schnitt-Rhythmus störte, etwas irgendwie ins stolpern kam im Fluss der Bilder. Es wirkte aber nicht gewollt, sondern eher so als fehlte da ein bisschen was um die Szene perfekt zu machen. Aber das kam sehr sehr vereinzelt vor und tut dem Filmabend keinen Abbruch.

Es ist kein eitles Meisterwerk mit dem sich ein #Regisseur ein Denkmal setzen wollte, sondern eine sehr glaubhaft erzählte Geschichte in einem sehr gut arrangierten Setting der damaligen Zeit in den 1970ern. Nicht mehr und nicht weniger.

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