Abbildung von einem YouTube Graffiti

"YouTube Generation" | photo by Jonas Bengtsson | provided by flickr | ©  CC-BY-SA-2.0

Werden wieder falsch interpretiertYoutubes GEMA Lüge (Gute Neuigkeiten

So ganz unschuldig sind sie ja nicht an dem Dilemma, die liebe GEMA und ihre schlechte Kommunikation und Außendarstellung. Doch wer gehofft hat, hier einen Artikel im Kanon mit all dem angehäuften anderen Negativ-Gossip über die GEMA zu lesen, wird schnell ernüchtert sein. Denn ich sehe die Dinge anders. Und diese Sichtweise ist kein Mainstream, vielen einschließlich mir als Insider unlängst bekannt und man sich drüber einig. Und doch trauen sie sich in der wutentbrannten und fehlinformierten Meute, die "Freibier!" brüllt kaum noch zu Wort. Die, um die es eigentlich geht oder gehen sollte bei der ganze Rauferei: die Urheber kreativer Arbeit und ihre Rechte an ihren Werken.

Let's get the facts straight at first: Youtube schäffelt Millionen mit Werbeeinnahmen in der ganzen Welt und stellt sich dumm wenn User nicht lizenzfreie Musik hochstellen um ihre Kanäle zu schmücken. Die aber eigentlich Urhebereigentum von Künstlern ist, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Was ich vom Konzept des "Verdienens" an Kunst halte ist ein andres Thema. Soweit so gut. Das haben sicherlich auch viele GEMA "Hater" schon mal als Argument gehört und mit dem Antikommerz Gelaber weggewischt. 

Youtube Nutzer Weltkarte

"YouTube world map" | photo by ont | provided by Wikimedia Commons Green: Has local YouTube version, Red: Blocked, Pink: Previously blocked, Grey: Accessible | ©  CC BY-SA 3.0

Nur vermischt sich hier Vieles miteinander, was nicht zusammen gehört. Und freier Wille im Rahmen der Entscheidung wofür man etwas tut. Die Open Source und Freeware Bewegung zum Beispiel, oder die Creative Commons und ihr Ziel mehr Informationsfreiraum im Netz zu schaffen. Oder der CCC und der ehrenwerte Versuch vieler anderer Organisationen die totale Kommerzialisierung des Netzes (und mein ganz persönlicher Kampf: die Verhinderung der völligen Verkommerzialisierung von Kunst und Kultur) ) und die Datensammelflut zu verhindern (auch wir sind Anhänger dieser Idee). All das ist ja gut und schön. 

Hat aber nichts damit zu tun, dass WENN dann doch mal etwas "erworben" wird, weil es "erarbeitet" wurde und dann zum "Verkauf" steht, es in unserer Wirtschaftsordnung (die man gern an anderer Stelle kritisieren kann) auch "bezahlt" werden muss. Eine Software entscheidet sich freiwillig Freeware zu sein, wenn sie sich als solche deklariert. Der Künstler, oder Performing Artist, oder Musiker auch. Aber wird oft nicht gefragt, wenn dem nicht so ist. Und ist somit nicht Teil dessen, bis er es als solches aus freien Stücken bekannt gibt. Wenn der Gemüsehändler Obst an hungrige Straßenkinder verschenkt, gehört ihm mein Herz! Wenn eer aber an der Ecke Obst verkauft, kann ich es mir nicht einfach nehmen.

Fehleranzeige von Youtube

"YouTube blocked Germany GEMA" | photo by Youtube | provided by Wikimedia Commons | ©  Public Domain

Dagegen spricht keine der genannten Bewegungen. Stallmann wiederholt es zwangsläufig in jeder seiner Reden weil er merkt, dass es die Mehrheit einfach nicht in ihr Hirn bekommen will: "Freeware has nothing to do with Free Beer!". Da hilft kein Drumherumreden. Der reale Fakt bleibt bestehen: während die Nutzer darüber lamentieren, wie "falsch" doch die GEMA sei (ohne überhaupt mal wirklich ihre Funktion zu kennen), weil sie ständig etwas von GEMA lesen und keine Musik auf Youtube hören können (verstehe wer will warum man das auf Youtube mit 220kb mp4 Files überhaupt macht, da gibt es bessere Alternativen), schäffelt der "bettel-arme" Google Konzern fröhlich weiter Millionen von Werbeeinnahmen durch die Schaltung von Werbung auf erfolgreichen Youtube Kanälen, die zum Teil unerlaubt Musik von Künstlern ohne ihre Einwilligung zum Teil ihrer Geschäftsidee gemacht haben. Ein Schelm wer Böses denkt.

Die GEMA, mag sie strukturell kritisierbar sein so viel man möchte, hat in diesem Fall hier aber rein gar nichts damit zu tun. Sie ist lediglich der Lizenzabgabenverteiler zwischen Urheber und Nutzer von Musik und ist laut Vertrag verpflichtet dieser Aufgabe nachzugehen. Und Youtube hat mehrmals Grenzen der Rechtlichkeit überschritten und sich mit dem berühmten Youtube Face abgesichert. Und mit ihrer etwas falschen Darstellung der Tatsachen im Infotext gewollt oder ungewollt (das sei mal dahin gestellt) Stimmung gegen die GEMA gemacht. Die eh gerade eine PR Bauchlandung nach der anderen erlitten hat. Wie günstig die Gelegenheit Öl ins Feuer zu gießen. Vielen Nutzern ist nicht bewusst, dass es ihre von der GEMA vertretenen geliebten Künstler zum Teil gar nicht mehr geben würde, wenn die GEMA nicht 4 mal im Jahr den Künstlern Geld überweisen würde, da der Musikmarkt der käuflichen handfesten Medien komplett eingebrochen ist. Und von den Streaming Diensten und ihren dubiosen Auszahlungsmethoden an Künstler mal ganz zu schweigen.

An den Tweets über die Eilmeldung der neuen Einigung zwischen Youtube und GEMA - die wir nicht weiter als News kommentieren wollen, da gibt es genug Schlagzeilen drüber im Netz; wir konzentrieren uns auf die Rezension dieser News - erkennt man schnell, dass es mit der konsequenten Fehlinformation und den inzwischen über die Jahre gehenden Hetzmeldungen hinweg und dadurch völlig verdrehten Betrachtung der Angelegenheit selbst jetzt zu einer völlig verdrehten Interpretation dieser Neuigkeit kommt. 

Es erweckt den Eindruck, als hätte Youtube für die Nutzer einen Sieg gegen die GEMA errungen, damit wieder alle Freibier bekommen. PR-technisch war Google ja der GEMA schon immer überlegen. Die Wahrheit ist jedoch, Youtube hatte rechtlich eigentlich gar keine andere Wahl. Und die GEMA hätte die Angelegenheit so oder so ausgesessen. Denn sie war im Recht. Nicht das Google das interessiert hätte. Wer bitte ist denn die GEMA in Deutschland im Vergleich zum Weltkonzern Google?

Doch das noch viel interessantere Thema hinter dem Thema ist, dass Google die Lizenzvereinbarung nur aus einem Grund unterschrieben hat (deshalb das viele "hätte" im Satz davor): Nein, nicht weil sie endlich erkannt haben, dass sie unrechtmäßig Geld mit der Musik anderer Künstler verdienen. Das wussten sie schon vorher. Sondern weil ihnen zunehmend durch ihre Kampagne gegen die GEMA und das schlecht gelaunte Youtube Face mit dem Warnhinweis ein großer Teilmarkt weggebrochen ist und Konkurrenten zunehmend den Anteil der Nutzer übernommen haben. 

So konnten durch diese Einschränkung auf Youtube erst andere Drittanbieter mehr und mehr das Wasser abgraben und Nutzer auf ihre Dienste aufmerksam machen. Soundcloud, alle möglichen Scrobbler und Scribbler und Streaming-Dienste fingen an in Googles Gewässern zu fischen. Und während einige von Ihnen lange vor Youtube bereits da waren, kamen nun noch neue hinzu. Und allesamt profitierten von der Google/Youtube/GEMA Debatte. Wenn 2 sich streiten ... Dann freut sich der Dritte. Während diese Dienste noch klein waren, flogen sie unterm Radar und ihre rechtliche Grauzone wurde ihnen nicht so schnell zum Verhängnis. Aber zunehmend geraten auch sie ins Fadenkreuz der Justiz und Rechteinhaber und Youtube alias Google wittert seine Chance: Wenn sie durch den Vertrag, den sie sich eher leisten können als andere Dienste, einen Präzedenzfall schaffen, werden bald andere Dienste auch zahlen müssen. Und das wäre für einige von ihnen das Aus.

Gut gemacht Google. Aber wenn sie sich damit mal nicht ins eigene Knie geschossen haben... Denn noch ist nicht aller Tage Abend. Erstens ist die Streaming Qualität der Musik auf Youtube unterirdisch! Bitte liebe Zuhörer! Wozu sitzen die Engineure wochenlang im Studio hinterm Mischpult damit ihr das dann von Youtube abhört. Das ist wie Cappucchino umrühren bis kein Schaum mehr da ist. Da gibt es sicher bessere Möglichkeiten. Zum Beispiel einfach Kaffee mit Milch bestellen. Zweitens ist Youtube lang nicht mehr die gehypte Plattform, die es mal war und wir wissen alle: Kids suchen immer das Neue. Und Drittens kann es noch zu größeren bösen Überraschungen kommen, wenn GEMA & Co auf die Idee kommen, dass dieser Präzedenzfall ja nicht nur gegen andere Anbieter sondern auch gegen andere Dienste von Google angewendet werden kann. Und/Oder rückwirkend noch nachträglich Lizenzzahlungen in selber Sache eingefordert werden könnten. Nicht dass ich die GEMA auf irgendwelche Ideen bringen wollte ...

Fazit: man merkt an dieser aufgebauschten Neuigkeit mal wieder, dass wir trotz des so hoch technisierten und informationsüberflüssigen Zeitalters es immer noch nicht schaffen uns die richtigen und wesentlichen Informationen zu besorgen und eine gut sortierte Meinung zu bilden. Und anstelle dessen wie im Mittelalter alles nachplappern und vervielfachen, was einmal verbreitet wurde. Youtube hat nicht das erste Mal eingestehen müssen sich arrogant gegenüber deutsches Urheber-Recht hinwegzusetzen, denn ihre erste Fehlermeldung war so hetzerisch gegen die GEMA, dass sie sie ändern mussten.

Bezahlte Streaming und Download-Dienste sowie Mischangebote wie Amazon Prime, etc. gibt es inzwischen seit geraumer Weile und man kommt am Ende des Jahres nicht einmal auf 100 Euro Kosten. Was in keinem Verhältnis zu der Masse an Filmen und Musik steht, die man dafür nutzen kann. Mal ganz von der Lizenzfreien Musik darüber hinaus abgesehen. Und so einigen offenen Fragen zur Fairness dieser Dienste beim Begleichen ihrer Rechnungen gegenüber den Content-Kreatoren. Was hoffentlich noch besser wird. Doch was in keinem Verhältnis zu damaligen mehrere Tausend Euronen teure Musik- und Filmsammlungen steht, die man sich als Cineast oder Musiliebhaber damals zulegte. Es wäre schön, wenn die Nutzer mal anerkennen würden, wie günstig sie heutzutage an hart und teuer erarbeitete mediale Beschallung und Unterhaltung herankommen, die aufwendig produziert und mit viel Blut erstellt worden ist. Und das war nicht nur Filmblut. Und die ASCAP könnte sich am GEMA Beispiel mal 'ne Scheibe abschneiden und sich auch mal ein wenig mehr stark machen für ihre Künstler die sie rechtlich vertreten sollen in der Welt. 

Da muss erst die GEMA es mit dem mächtigsten Webkonzern der Welt aufnehmen, damit dann andere Größen sich aus ihren Löchern trauen wie man an den Folgejahren nach den ersten "GEMA-Unruhen" sehen konnte in den USA. Nicht wenige Künstler, vor allem in den USA, in der Regel die Mehrheit, leben ein Leben in der finanziellen Ungewissheit und erfreuen andere mit ihren besonderen Fähigkeiten. Der durchschnittliche Nutzer weiß davon natürlich nichts, denn er kennt nur die Top10 Musiker, Marionetten der verbliebenen schrumpfenden Musikindustrie, die nur die allerkleinste Spitze des Eisberges ausmachen und in der Regel eh schon (noch) genug verdienen. Woher wahrscheinlich auch der fehlgeleitete Trugschluss zu stammen schient, dass die Forderungen der GEMA überhöht seien.

Also um das nochmal klarzustellen: Das hier ist kein Sieg der "Bösen" GEMA gegen die "armen" Nutzer. Auch ist es kein Zugeständnis des "armen" Youtube-Konzerns gegenüber der GEMA. Denn dazu sind sie rechtlich schon seit Langem verpflichtet und haben es schlichtweg ignoriert. Es ist auch keine Freistellung davon nun machen zu dürfen was man will. Es ist eine gültige Rechtsprechung und sinnvolle Einigung bezüglich des Umgangs mit Nutzungsrechten im Zuge der Vernetzung und Digitalisierung der modernen Welt. Und der Notwendigkeit nach alternativen Vertriebsmöglichkeiten, um es Künstlern möglich zu machen, weiterhin ihrer Arbeit und (wenn sie es so wollen) dessen Verkauf nachzugehen. Und davon profitieren vor allem die mittleren und kleineren Künstlerprojekte.

Comments

Malfunction

Guter Werbeartikel für die GEMA. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass sich die Mitgliedschaft als Musiker so gut wie gar nicht lohnt. Als ich damals in meiner Band überstimmt wurde und wir somit die verhängnisvolle Mitgliedschaft unterzeichneten hatte ich schon ein sehr schlechtes Gefühl, welches sich später auch bestätigte. Durch die Jahresbeiträge, Zahlungen für Pressungen und Tantiemenzahlungen an die GEMA für unsere eigenen Songs (!) hatte sich auch die Euphorie beim Rest der Band sehr schnell gelegt. Ganz zu schweigen von Konzertveranstaltern, die uns nicht mehr buchten da wir Mitglieder bei der GEMA waren. Nicht zu empfehlen der Verein!

Hape-R

Klingt für mich nach nem "heiteren" Abend im Probekeller als diese Abstimmung bei euch stattfand. Die GEMA pauschal durch diese eine Eigenerfahrung zu verurteilen ist etwas daneben. Letztendlich hattest du offenbar mit deiner Einschätzung Recht, dass sich eine Mitgleidschaft für euch damals nicht lohnte, doch das ist von Band zu Band unterschiedlich. Ich kenne einige Bands/Musiker aus meinem Umfeld die sehr zufrieden sind mit der Arbeit die die GEMA für sie leistet. Man sollte sich eben im Vorfeld genügend Zeit nehmen und das alles mal durchrechnen und dabei auch mal versuchen realistisch abzuschätzen, wieviele Konzerte in was für Räumlichkeiten in Zukunft gespielt werden, wieviel Air Play Time im Radio oder Web-Radio erzielt wird, sich mit den Verteilerschlüsseln beschäftigen, etc... Ist halt ein Haufen Arbeit da durchzublicken, aber nur ein Idiot verurteilt eben Dinge die er nicht versteht :)

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