X-Mas Akte 2 ungelöst

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The Xmas-Files

X-Mas Akte 2 ungelöst

Mein jährlicher Weihnachts-Alptraum

Preview Abbildung von Mann verkleidet als Weihnachtsmann der raucht

"Man dressed as Santa Claus smoking a Cigarette". | photo by Jesse Millan | provided by Wikimedia Commons | © CC BY 2.0

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Lesedauer: 4 mins

So wie es mit jeder schlechten Daily Soap, jedem Fernseh-Mehrteiler, jedem schlechten Blockbuster ist, so ist es - basierend auf dem Prinzip des murphyischen Gesetz der konstanten Boshaftigkeit - auch mit schlechten Magazin-Beträgen, und so also auch mit unserem zweiten Weihnachts-Special, einen Nachfolge-Teil zum ersten Abriss des westlichen Weihnachts-Alptraums. Und wie soll es auch anders sein, wenn Teil 1 schon schlecht war ... Teil 2 wird meistens schlechter. Und wie auch mit diesen schlechten Fernseh-Mehrteilern ist es auch mit der weihnachtlichen Geschmacklosigkeit: sie ist auch so allgegenwärtig dass es für einen einzigen Teil einfach nicht ausreicht.

Nachdem wir uns schon über Leuchtreklame-Weihnachts-"Mäuschen" an Busbahnhöfen, übergroße "lynchsche" Weihnachtsmänner an Supermärkten (Für die Irritierten: lynchsch = bezogen auf die Beobachtungen des Filmemachers David Lynch, die er in Filmen gern ebenso subtil karikiert), "Weihnachts"-Scheidungskinder und groteske Schauspiel-Weihnachtsmänner auf Bestellung im Morgenmantel hergemacht haben, sollten wir auch keine weitere Schandtat auslassen, um das Niveau des Themas endgültig abzurunden: Die persönliche Sinnkrise: Passend zu meinem innerlichen abstoßenden Gefühl gegenüber der Coca-Cola Stimmung überall (wer nicht weiß was es zu Weihnachten mit Coca Cola Stimmung auf sich hat, googelt bitte mal woher die Rote Weihnacht kommt), ballert seit ein paar Tagen so ein "Blach!" (Jargon für nerviges Kind) regelmäßig (also im Abstand von einer halben Minute) mit einer Leuchtstoffpistole im Innenhof links vom Balkon zur Begeisterung seiner kleinen Schwester permanent vorzeitige Sylvester-Luftböller in den Hubraum des Innenhofs. Ja, mit einer Pistole. Sprich: gefühlt auf meiner Fensterhöhe.

Während, oder besser gesagt, nachdem ich mich seit Wochen regelmäßig aus weihnachtsallergischem Reflex heraus bei all dem Shining-mäßigen Grinsen (Shining, Der Film) auf Schokobananen-Packungen oder grenz-debilen Schokoherzchen mit dem Gesicht von Rosamunde Pilcher übergeben musste, komme ich nach dem Crescendo nun final und pünktlich zum "Fest der Liebe" zu dem Schluss: Weihnachten ist der Beweis dafür, dass wenn es schlimm ist, wirds meistens schlimmer. Nein falsch. Das war's nicht. Gemeint war: So oder so, ... man stirbt allein.

Wie ich darauf komme? Ist das nicht offenkundig? Haben sie sich Weihnachten mal ganz genau umgeschaut? Mal in die Gesichter der gestressten Pärchen und ihrer Kinder geschaut? Man muss fast schon von einer #Tradition sprechen, denn die Beziehungstragödien, die sich jährlich zu Weihnachten abspielen, sind der weitaus bessere Stoff, als jene Tragödien die sich im Fernsehen zu selbiger Zeit regelmäßig wiederholen.

Ich frag mich sowieso schon seit einigen Jahren, ob die TV-Autoren (welch schändlicher Missbrauch des Wortes) eigentlich irgendwann einmal das Leben um sich herum beobachtet haben, oder wie Kinder im echten Leben sprechen. Ja, genau "das", … “Leben” ... welches bekanntlich die besseren Geschichten schreibt. Da kann ich Wim Wenders boshafte Anspielung auf den Tod des deutschen Fernsehens in "Lisbon Story" durch eine rein zufällig im Close-Up gezeigte Tageszeitung mit dem Auszug einer Todesanzeige für das deutsche Fernsehen nur all zu gut nachvollziehen. Wahrscheinlich resultierte diese Idee aus der zu häufig aufkommenden Frage: Wie lange soll man denn noch dieses "Naja, so ist das nun mal." hinnehmen oder ertragen? … Ja. Genau. Das frage ich mich auch. Und auch zu Weihnachten. Vielleicht muss ich mehr fern sehen um Weihnachten endlich zu begreifen oder mich auf Büro-Weihnachtsparties aufklären lassen. Da wird einem zum Beispiel im Halbsuff wiehernd erklärt (und man ahnt schon dass es ein Brüller werden wird), wieso Weihnachten und Sylvester so eng bei einander liegen: Zu Weihnachten die Trennung und zu Sylvester Frustsaufen und Auflockerung für die Begegnung mit der neuen Bumsfreundin! - Okay... Nach längerem Nachdenken komme ich zu dem Schluss: Vielleicht schreibt das Leben ja doch nicht die besseren Geschichten.

Das musste ich mal loswerden frei nach dem Motto: "Es werden mehr Tränen um erhörte Gebete vergossen, als um unerhörte." (Zitat, Truman Capote)

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