Regiedebüts bekannter Schauspieler

Britta Leuchner
Geschrieben von:

Britta Leuchner

Filmkritikerin, freie Publizistin

Name Dropping und Ghost Directing

Regiedebüts bekannter Schauspieler

Ellen Page, Melissa McCarthy und viele andere

Preview Abbildung von Ellen Page

"Ellen Page by Gage Skidmore". Bereits im Alter von zehn Jahren entdeckte die Kanadierin ihre Begeisterung für die Schauspielerei. 2008 war Ellen Page für die Rolle der Juno im gleichnamigen Film für den Oscar als beste Schauspielerin zusammen mit Cate Blanchett, Julie Christie, Laura Linney und Marion Cotillard nominiert. Am 14. Februar 2014 outete sie sich auf einer Konferenz der Human Rights Campaign in Las Vegas öffentlich als lesbisch. | photo by Gage Skidmore | provided by Wikimedia Commons | © CC BY-SA 3.0

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Lesedauer: 3 mins

Ich persönlich finde es meistens eher andersherum sympathischer, also wenn Regisseure und Regisseurinnen mal ins Schauspielfach wechseln, als umgekehrt. Warum? Nun, weil diese "wirklichen" Regisseur(Innen) als sie mit Regie anfingen, noch nicht vom Ruhm versaut waren und weil sie, wenn sie an eine Geschichte die sie verfilmen wollten glaubten, alles in Kauf nahmen was ein unbekannter #Regisseur in Kauf nehmen muss, um das Projekt trotz Gegenwind zu realisieren. Ein(e) bekannte(r) Schauspieler(in) trifft da auf ganz andere Gegebenheiten, wenn sie/er das Set als Bekanntheit betritt und sagt sie führt jetzt auch mal #Regie, und wird nie die Erfahrung machen, die ein Filmemacher gemacht hat, als er als No-Name um sein erstes oder zweites Projekt kämpfen musste und eventuell noch selbst Kamera geführt hat. Sie wird genug Regie-AssistentInnen um sich haben, damit sie als Regisseurin keine Anfängerfehler macht und ist somit in einer Weise aufgefangen, dass man letztendlich nicht wirklich von ihrem Stil oder ihrer alleinigen Regie sprechen kann, wenn der Film fertig ist.

Ich halte die meisten Bewertungen von Regie-Arbeiten bekannter #Schauspieler dann als überbewertet, wenn nicht klar belegbar ist, dass sie da wirklich ohne überzogene fremde Hilfe ihre Ideen mit ihren Erfahrungen als RegisseurInnen umgesetzt haben. Jedoch umgekehrt ist es ja wohl so, dass ein Regisseur die Anforderung an das Schauspiel nun mal kennt wenn er als Schauspieler auftritt, und vor allem sind sie oft nicht so hilfebedürftig am Set wie Schauspieler mit ihren Wehwehchen. Denn was die meisten die im Kino sitzen nicht wissen ist doch dass beim Film die Crew es ist, die am härtesten arbeitet und nicht die Stars. Und Regisseure sind oft viel mehr bei der Crew und derer Arbeit mit eingebunden, als bei den Schauspielern zugegen. Auch wenn das Bild vom Regisseur, der mit den Schauspielern über ihre Rollen spricht, das bekanntere und gängigere ist, und auch sehr sehr wichtig ist, wissen viele nicht, dass aber die Rücksprache mit der Crew für die Umsetzung der Szene oft noch viel mehr Zeit in Anspruch nimmt und oft auch bedeutet da mit anzupacken, als in den Garderoben der Schauspieler abzuhängen ...

Es ist derzeit ein Trend den Namen bekannter Schauspieler zu nutzen um Filme zu verkaufen in dem man sie als Pseudo-Regisseure einsetzt, weil man gemerkt hat das Kenner viel davon halten über die Regie-Arbeit zu sprechen, aber ich bin mir sicher dahinter sitzen sogenannte #Ghostwriter, also in dem Falle eher Ghost-Regisseure, die mit ihrer Erfahrung und ihrem Können die Filme in der Umsetzung "führen". Wäre nicht das erste mal in der Geschichte der Medienbranche, dass das so läuft, und ist doch schon komisch, wie sich das in den letzten Jahren gehäuft hat mit Schauspieler-Stars als Regie Debütanten ... Oder vielleicht als Marionetten der großen Filmstudios?

Auf jeden Fall klingt das für mich realistischer, und ist im Übrigen auch völlig vorwurfsfrei gemeint, als dass ich glauben soll, die viel beschäftigten Schauspieler sind über Nacht plötzlich zu vollwertigen Regisseuren geworden. Denn das ist ein ziemlich schweres Fach und bedarf sehr viel Lebenserfahrung und Können. Dass das Publikum das so leichtgläubig annimmt liegt sicher auch ein bisschen in dem weit verbreiteten Irrtum begründet, dass Schauspieler automatisch weil sie Schauspieler sind Intellektuelle seien. Aber das ist eben leider ganz oft nicht der Fall. Das trifft dann wirklich eher auf Regisseure und ihre Ambitionen zu, die oft bis zu philosophischen Studien reichen.

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