Die Auferstehungskirche in Sankt Petersburg, ausgerechnet im Feindesland Nummer 1 des Kalten Krieges, in Russland, könnte mit seiner gewaltigen Kraft und Ausstrahlung und vor allem mit seinem Namen kein besseres Symbol darstellen, für die #Hoffnung die es heutzutage vielleicht wieder braucht. "Das Abendland befindet sich ...", so meinen viele Gesellschaftsforscher, Politologen und Sozialkritiker, " ... in einer Sinnkrise, in einem Identitäts-Dilemma." In der Tat beobachte ich eine Entwicklung die beunruhigend ist. Und auch wenn große Schauspielerinnen wie Senta Berger und andere heute in mächtigen Positionen sitzende Meinungsmacher versuchen das Zepter der #68er Generation und ihrer Errungenschaften hoch zuhalten (man fragt sich aber bei all der Identifikation mit der Zeit, wer da wirklich aktiv gewesen ist) - und auch wenn zweifelsohne viele Fehler der Vorgängergeneration dadurch wieder geradegerückt wurden, kommt man bei genauerer Betrachtung und kritischer Hinterfragung aller Aspekte der Zeit - und wenn ich sage alle dann meine ich ALLE - nicht drum herum zu hinterfragen ob es wirklich richtig war, fast alle zuvor bestandenen Werte zu demontieren. Jede Epoche hat ihre Leichen im Keller, und zweifelsohne die ausgehende Epoche der abendländischen Kultur ausreichend davon. Aber jede Epoche hat auch ihre großen Errungenschaften. Ich schrieb bereits vor 2 Jahren auf interscenar.io einen Artikel, wo ich bemängelte, dass immer wenn eine neue Zeit anbricht, alles Alte radikal abgeschafft wird, anstatt einmal zu untersuchen, was es Erhaltenswertes aus der Zeit gab.
Ich will mich darin jetzt nicht zu weit verlieren, sondern zum Ausgangspunkt zurück kommen: dieser wundervollen Kirche in St. Petersburg. Ein Zeichen unserer Geschichte, der christlichen Geschichte, der alle unweigerlich verbunden sind die Vorfahren in Nord und Mitteleuropa, Teilen des slawischen Raums, Nordamerika und vielen anderen Teilen der Erde haben. Ja ich weiß. Jetzt wird der Text etwas "drückend". Aber es ist nun mal so. Dass es "drückt", das ist genau das Problem. Auch ich bin religionsfrei erzogen worden und habe mich ausgiebig kritisch über die Verbrechen der katholischen Kirche ausgelassen. Aber wenn ich ignoriere ein Kind dieser Kultur zu sein, entwurzele ich mich. Die jungen Leser werden vielleicht nicht verstehen wovon ich spreche. Das Bedürfnis auszubrechen ist stark. Ich kenne das - Zur Genüge :-) ! Aber es kommt der Punkt wo man unweigerlich mit der Frage konfrontiert wird, woher man kommt. Das meine ich im weitesten Sinne. Und wenn man sich selbst nicht die Frage stellt, wird früher oder später jemand anders die Frage an dich richten. Früher oder später wird es eine Rolle spielen. Ob ihr das hören wollt oder nicht.
Ich hörte jüngst einen Kirchenknabenchor auf einem Band, das in dieser traumhaften Kirche wohl aufgenommen wurde und bekam wie so oft bei gelungenen Werken eine Gänsehaut und fragte mich plötzlich: Und das alles beschmieren wir mit Dreck und spucken darauf, nur weil die neue (inzwischen auch alte) Generation von all dem nichts mehr wissen wollte/ will? Spricht man das öffentlich an, erntet man Empörung und es wird einem Konservativität vorgeworfen (was in meinem Fall wirklich fast schon Satire wäre). Merken die heute in wichtigen Positionen sitzenden 68er eigentlich, dass sie inzwischen zu dem geworden sind, was sie einst bekämpfen wollten. Alte Säcke, die nichts anderes als ihre Sicht auf die Dinge gelten lassen ohne ihr Bild von der Welt zu korrigieren.
So wie bei ihnen damals, so ist auch heute, die Welt wieder eine andere und braucht andere Antworten auf andere Fragen in einer anderen Zeit. Und vielleicht wäre es gar nicht so schlecht wenn wir uns wieder ein wenig mehr mit unserer Kultur und ihren großartigen Errungenschaften auseinandersetzen und identifizieren würden.
Dann bräuchten wir auch nicht immer neidisch zu anderen Kulturen und ihrem Vormarsch hinüber schauen.
Add new comment