Das legendäre New York der 1940er

Gabor Munier
Geschrieben von:

Gabor Munièr

Autor, freier Kolumnist, Essayist

Einst die Neue Welt

Das legendäre New York der 1940er

Um es zu verstehen muss man hinsehen

Preview Abbildung von ankommenden Einwanderern, New York der 1940er

"New York December 1941". Lower Manhattan seen from the S.S. Coamo leaving New York. 35mm negative by Jack Delano. Office of War Information. Zwischen 1892 und 1954 durchliefen etwa 12 Millionen Einwanderer die Insel "Ellis Island". New York, eine Stadt, die mehr und mehr zu einem Schmelztiegel der Kulturen wurde. Keine Sprache, die hier nicht gesprochen wird, keine Kultur, die nicht vertreten ist. In anderen Teilen Amerikas und Europa zuweilen bis heute unvorstellbar, gestaltete sich hier eine Denkweise die wir heute als normal empfinden: Multikulti. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Wall Street, New York der 1940er

"New York Juni 1941". Wall Street, aufgenommen am 06. Juni 1941 in New York Manhattan während ganz Europa im Weltkrieg war. Die Bauten und das Straßenbild war seiner Zeit weit voraus. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Obdachlosen, New York der 1940er

"New York Juni 1941". Drei Herren rauchend an einer Straßen-Ecke, aufgenommen am 06. Juni 1941 in New York in South Ferry. Ein typisches Straßenbild der Zeit. Vor allem war das Rauchen eine mehrheitliche Gewohnheit die zu dieser Zeit als Statussymbol des Mannes kaum Widerspruch fand. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program.

Preview Abbildung von South Ferry, New York der 1940er

"New York 1941". Blick hinauf in das "Financial District" von South Ferry, wartende Busse und kleine Stände am Straßenrand. Für Europäer ein unvorstellbares Szenario in der selben Zeit in Europa. Aufgenommen 1941 in New York. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program.

Preview Abbildung von Financial District, New York der 1940er

"New York 1941". Wolkenkratzer in Blickrichtung des "Financial District" aus einem Pier am East River, aufgenommen 1941 in New York. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von South Street, New York der 1940er

"New York 1941" Ein zeit-typischer LKW auf der South Street am East River und ein Mann im Vordergrund, der die Straße überquert. Hände hoch wer bei diesem Bild auch an typische Szenen aus einem amerikanischen Mafia-Film aus der Zeit der Prohibition denkt. Aufgenommen 1941 in New York. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Buffalo, New York der 1940er

"New York 1941". Buffalo, State New York, an der Grenze zu Kanada nicht weit von den Niagara-Fällen, 1941. Von der grünen Halbinselzunge Erie Street aus über die alte Erie Bisan Hafen-Bucht fotografiert, in Richtung Lakefront Blvd. mit der Buffalo City Hall im Stadtzentrum im Hintergrund zu erkennen. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program.

Preview Abbildung von Fähre, New York der 1940er

"New York September 1941". Die" Liberty Street" Fähre in New York, aufgenommen am 27. September 1941. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Fulton Market, New York der 1940er

"New York 1941". Der alte "Fulton Market" in Manhattans Lower East Side, aufgenommen 1941 an einem Samstagnachmittag. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Innenstadt Manhattan, New York der 1940er

"New York September 1941". Von oben auf die "Fulton Street" geschaut von der "South Street", in der Innenstadt von Manhattan, aufgenommen am 27. September 1941. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Lower East Side, New York der 1940er

"New York September 1941". Eine "Lower East Side" Straßenszene vom 27. September 1941. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Clinton Street, New York der 1940er

"New York September 1941". Sagen Sie Cheeese: Die Bewohner der unteren Clinton Street, nahe dem East River an einem Samstagnachmittag, aufgenommen im September 1941. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Broome Street New York der 1940er

"New York September 1941". Shops in der Nähe der Ecke "Broome Street" und "Baruch Place" in der Lower East Side, aufgenommen am 27. September 1941. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Daemmerung, New York der 1940er

"New York 1940er". Dämmerung in New York City. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Softdrink-Stand, New York der 1940er

"New York Oktober 1942". Ein transportabler Softdrink -Stand auf "Bowling Green", aufgenommen am 1. Oktober 1942. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Lower Manhattan, New York der 1940er

"New York Oktober 1942". Ein Mann geht durch "Bowling Green" in Lower Manhattan, aufgenommen am 1. Oktober 1942. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Broadway New York der 1940er

"New York 1942". Westseite des Broadway von "Bowling Green", aufgenommen 1942 in New York. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Strasse in Lower Manhattan, New York der 1940er

"New York Oktober 1942". Eine Straße in "Lower Manhattan", aufgenommen am 3. Oktober 1942 in New York. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Geschaeftsstrasse, New York der 1940er

"New York 1942". Geschäftiges Treiben in "Lower Manhattan", aufgenommen 1942 - zu dieser Zeit in Europa unvorstellbar: Die verschiedenen Ethnien in dieser Geschäftsstraße. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Lower East Side Strssenszene, New York der 1940er

"New York 1941". "Lower East Side" Straßenszene aufgenommen 1941/1942 in New York. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Pferdewagen, New York der 1940er

"New York Oktober 1941". Pferd und Wagen waren auch zu der Zeit schon in New York eine Seltenheit: aber Männer und Jungen sammelten auf diese Weise Altwaren auf der "Lower East Side". Aufgenommen am 4. Oktober 1941 in New York. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program.

Preview Abbildung von Armut gibt es auch im New York der 1940er

"New York 1942". Spielende Kinder, ein Mann wartend im Hausflur neben dem Geschäft. Ein älterer Mann geht aus dem Bild. Die Bilder wirken so zeitlos nah. Unvorstellbar dass diese Kinder heute möglicher Wiese gar nicht mehr leben oder in einem sehr hohen Alter sind. Die beiden Männer dürften schon seit langem nicht mehr leben. Aufgenommen 1942 in New York. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Hauseingang New York der 1940er

"New York Oktober 1942". Eine ältere Frau, die heute höchstwahrscheinlich nicht mehr lebt, sitzt vor einem Hauseingang in der "Lower East Side" mit für dieses Stadtbild in der Zeit typischer Zeitung in der Hand. Aufgenommen am 4. Oktober 1942 in New York. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program.

Preview Abbildung von Strassenszene, New York der 1940er

"New York 1940er". Heiße Süßkartoffeln im New York der 1940er. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

Preview Abbildung von Wohnblock, New York der 1940er

"New York 1942". Ein typisches Backstein-Haus in den Avenues des alten New Yorks, wie sie auch heute noch das Stadtbild zieren. Mit den markanten Fenstern und Außenfeuerleitern prägten diese Häuser nicht nur die Zeit sondern auch viele Filme und somit die Vorstellung vieler vom damaligen Amerika der Küstenstädte. 1942. © Charles W. Cushman Photograph Collection, Indiana University Archives / Digital Library Program

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Lesedauer: 5 mins

New York ist seit #9/11 nicht mehr das was es einmal war, heißt es heute oft in öffentlichen Kommentaren. Ist das so? Oder ist die Wahrheit nicht viel schmerzlicher, dass der Glanz New Yorks schon lange vor 9/11 abstumpfte und der Sog der bebenden Multikulti-Metropole und Geburtstätte des metropoliten Weltbürgers unlängst abebbte. Mich hat diese Stadt, um ehrlich zu sein, aus ihrem historischen Kontext heraus schon immer fasziniert, unbeeinflusst von der (alt)neu-europäischen Aversion. Und damit meine ich weder die Architektur der Glaspaläste, vor denen sich die Touristen tummeln und das Symbol des goldenen Ochsen darstellen, noch meine ich das großstädtische Flair. Nein, ich meine tatsächlich die Geschichte der Stadt und ihrer Bürger. Zu einer Zeit wo es kaum Platz für freies Denken gab auf der Welt. Architektur ist da zweitrangig.

New York ist nicht Paris. Aber New York ist auch nicht Amerika. Ein Satz den man nie vergessen darf. Daher interessiert es mich auch eigentlich nicht allzu sehr, ob sie gerade an Ansehen gewonnen oder verloren hat. Aber wenn man genau hinschaut ist diese Stadt schon auch architektonisch nicht uninteressant. Woran liegt es also, dass sie im Rest der Welt das Symbol für #Amerika geworden ist, und immer nur Hochhäuser, Leuchtreklame und blau-rot-weiße Flaggen damit verbinden? Um das zu verstehen, müsste man eine Menge Geschichtsbücher wälzen und viel weiter zurückgehen als vor oder nach 9/11. Und noch viel weiter zurück als in die 1990er, muss die Geschichte Amerikas und die New Yorks genauer beleuchten und gegenüber stellen, und auch die Aversion Europas gegenüber dem Land USA und der Stadt mit gesunder Skepsis gegenüber stehen. Denn wo der Antiamerikanismus geboren wurde, das würde einige gutgläubige Mitmenschen vielleicht erschrecken und gleichzeitig auch Aufschluss darüber geben, warum New York damals wie heute ein wichtiges und oft unterschätztes Monument moderner westlicher Geschichte ist.

Klar, außenpolitisch hat Amerika sich mit Äras wie die von Nixon und den beiden Bushs sicherlich keinen Gefallen getan. Bei genauem Hinsehen wird man aber feststellen dass da wenig davon abhängig war, welcher Präsident gerade das Land vertrat. Damals wie heute. Aber interessant ist doch dabei, wie sich solche von Europäern oft als außenpolitische Entgleisungen empfundene Aktivitäten der USA immer auch auf die Beliebtheit von New York negativ ausgewirkt haben, was ja letztendlich nur der Beweis dafür ist, wie wert-trächtig diese Stadt doch ist und warum das zuletzt ja auch auf absurdeste Weise in die Tragödie von 9/11 gipfelte. Denn, warum sonst solch ein Ziel wählen? Aber wie wenig Nixon und Bush eigentlich mit New York und unserem Bild von Amerika zu tun haben, und wie viel unsere Aversion gegen Nordamerika mit einem alt-europäischen Hass gegen die Neue Welt zu tun hat, scheinen viele nicht zu wissen. Bei den meisten würde es schon reichen Ihnen mal Ahnen- und Stammbaumforschung nahezulegen, um sie in einen kleinen Schock zu versetzen und begreiflich zu machen, wie sehr sie mit dieser inzwischen etwas in die Jahre gekommenen Neuen Welt verbunden sind.

New York ist nicht Amerika. Und Amerika ist nicht Ohio. Ein weit verbreitetes Phänomen, nämlich dass der geopolitischen Verallgemeinerung von viel zu großem Regionen, die in ihrer Größe und Weitläufigkeit aus der Distanz unterschätzt, in ihrer Vielschichtigkeit geschrumpft werden, ist Ursache für häufige perspektivische Vermengung und kann zu Nutze gemacht werden um Feindbilder aufzubauen. Für viele Europäer ist New York fälschlicherweise Amerika. Aber das würden viele aus dem Innenland Amerikas mit einer Abneigung gegenüber Städten wie New York zu bestreiten wissen. Denn in der Tat: New York ist nicht gleich Amerika. New York ist New York. Wie viele Male Europa von der Fläche her in die der USA passen würde, und wie groß schon allein die Unterschiede zwischen München und Berlin dabei sind, das sind Vergleichswerte, die bei diesen Verallgemeinerungen oft nicht berücksichtigt werden.

So musste eine Metropole, die vor lauter #Hoffnung und kreativem Geist sowie Weltbürgertum und dem #Traum vom modernen demokratischen Menschen nur so strotzte, gleichzeitig immer auch noch für die provinziellen Entgleisungen der Macht-Männer mit seinem globalen Prestige herhalten, gewann und verlor somit immer wieder wechselnd seine Anziehungskraft, je nachdem wofür Amerika gerade stand. Und mit Schuld daran waren oft besagte Männer, die selbst kein Haar an dieser ihnen so fremden, für sie so blasphemischen Metropole gelassen haben und sicherlich nicht allzu traurig über den wechselnden Imageverlust der Stadt waren. Es soll US-Präsidenten gegeben haben, die nie einen Fuß in diese Stadt gesetzt haben. Eine Stadt, die im Outbag Amerikas und im Süden in der inneramerikanischen Geschichte oft als die liberale Stätte der Unzucht und des links-intellektuellen Geistes und somit als eine ihrer größten Erzfeinde gesehen wurde. Wenn Kritik am Ku Klux Klan oder an Republikanern geübt wurde, wenn die Todesstrafe kritisch diskutiert wurde, wenn innenpolitisch mit Skandalen abgerechnet wurde, dann kam das doch oft aus Staaten und Städten, wie dem weltoffenen und "landesverräterischen" New York.

Um New York ein bisschen mehr abgegrenzt von Amerika verstehen zu lernen, sollte man sich mal die ersten Farbfotografien aus der Zeit des 2. Weltkrieges anschauen und einen Eindruck von einer Stadt bekommen, die zu der Zeit wirklich in der Zukunft lebte, während Europa gerade in das vorletzte Jahrhundert zurückgebombt wurde. Nicht ohne Grund flohen hierhin viele Intellektuelle und Künstler aus dem 2. Weltkrieg und haben von hier aus später Weltruhm erklommen. Wir haben Fotos dazu aus dem Netz gesammelt und waren uns einig darüber, dass dies das Prädikat "Fundstück der Woche" würdig sei. Viel Spaß beim stöbern.

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