Es ist ein nicht gerade sehr ehrenvolles Gebahren einen Kommentar von woanders her zu kopieren, aber da ich dieses Magazin so verstanden habe, dass es sich keinem Konzept unterwirft, sondern für den Diskurs einsteht, habe ich mir den Mut hergenommen und gefragt ob es OK ist wenn ich diesen Kommentar aus dem Netz zur Diskussion stelle. Und es wurde eingewilligt. Vom User "crumar" - mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2007 auf heise.de (über Telepolis)
08.03.2022 08:03 Zur "Patriarchatsthese" und dem feministischen Ausstieg aus der Realität
Der kleinbürgerliche Feminismus hat sich mit der These, es gäbe in einer beliebigen Gesellschaft eine umfassende männliche Herrschaft in die undankbare Lage versetzt zu begründen, wie diese Herrschaft eigentlich funktioniert.
Erstens kann man sich mit und in dieser dichotomen Weltanschauung damit Frauen nur als Opfer einer solchen Gesellschaft vorstellen, niemals als Mittäterin oder gar Täterin. Zweitens ist es naheliegend auf die Idee zu kommen, eine solche Gesellschaft funktioniere rein repressiv.
Seit 1975 und mit dem Klassiker von Brownmiller war der Erklärungsansatz (sexuelle) Gewalt sei "ein Machtmittel aller Männer gegen alle Frauen". D.h. die Unterstellung ist, die männliche Herrschaft wird durch die (sexuelle) Gewalt von einzelnen Individuen begangen, aber profitieren tun alle Männer von dieser, indem Frauen durch die Angst vor dieser Gewalt sozial kontrolliert werden.
Diese These hat mehrere Probleme, denen sich kleinbürgerliche Feministinnen nie gestellt haben und demzufolge auch nicht lösen können:
1. Warum entwirft "das Patriarchat" ein Herrschaftsmittel, das es selber als illegal und strafbar erklärt hat? Es wird nicht erklärt, warum Vergewaltigung seit endloser Zeit ein Straftatbestand ist, auch ist der Status eines männlichen Vergewaltigers knapp über dem eines Kinderschänders angesiedelt. Weder moralische (durch Frauen und Männer), noch juristische Verurteilung passen zu dieser These.
2. Bereits 1980 flog mit Murray Straus auf, dass vorige Studien zu häuslicher Gewalt feministisch frisiert worden waren. Seine Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass nur in Fällen schwerster körperlicher Gewalt Männer dominieren, wenn es in mittelschweren Fällen darum ging, geschlagen, geohrfeigt, getreten, gebissen, mit Gegenständen beworfen zu werden, war die Gewalt annähernd gleich verteilt (leicht zu Ungunsten von Männern) und Frauen dominierten bei psychischer Gewalt.
Entscheidend an seinen Erkenntnissen jedoch war, dass sich bei Paaren eine Gewaltdynamik fand, die sich immer weiter aufschaukelt, wenn sie nicht durchbrochen wird.Dieser Befund ist seitdem in hunderten von Studien wiederholt worden - was die feministische Forschung verschweigt und mit einseitigen und weiteren frisierten Studien zu bekämpfen versucht (die EU-Studie zu häuslicher Gewalt befragte Männer erst gar nicht). Durch die einseitige Orientierung auf "männliche Täter und weibliche Opfer" ist das Problem der partnerschaftlichen Gewalt nicht gelöst, sondern nur verschleppt worden.
3. Der Fokus auf die "zukünftig notwendige Erziehung" von Jungen und jungen Männern wirkt angesichts der jahrzehntelangen Dominanz von Frauen im Bildungsbereich und in der Familie geradezu grotesk.
Bei 90% und mehr Frauenanteil in Kinderkrippen und -gärten sowie in der Grundschule kann man eine solche Forderung nur als Eingeständnis des totalen Versagens ansehen.
Eventuell erzieht das falsche Geschlecht - darf ich das so verstehen?Jedem Jungen wird bereits (seit Ewigkeiten) frühzeitig eingetrichtert: "Mädchen schlägt man nicht!" und zwar von beiden Elternteilen. D.h. früh lernt ein Junge, dass Mädchen einen besonderen Status haben und - egal wie sie sich verhält - physische Gewalt ihnen gegenüber nicht in Frage kommt.
Was ebenfalls nicht zur These passt, körperliche Gewalt ist ein gesellschaftlich anerkanntes Machtmittel gegen Frauen und Mädchen.Das heißt anders herum, Mädchen können Jungen beliebig piesacken, ärgern, hänseln, mobben, denn der feministische Fokus in Sachen Gewalt - nicht wirklich zufällig - liegt auf physischer und nicht psychischer Gewalt.
Schaut man sich noch einmal die Befunde von Straus an, dann bedeutet das ganz simpel die Legalisierung von Formen weiblicher, nämlich psychischer Gewalt als Machtspielchen.Der kleinbürgerliche Feminismus hat sich damit einen "Freifahrtschein" ergaunert, auf der Basis einer erfundenen Gesellschaftsform die eigenen Gewalt- und Machtgelüste auszuleben - siehe #allmanaretrash und #killallman.
Wir müssen den kleinbürgerlichen Feminismus überwinden, um gesellschaftliche Probleme, wie bspw. partnerschaftliche Gewalt zu lösen, was aber schwer ist, weil u.a. so viele Berufskarrieren im Staatsfeminismus auf ihm basieren und die Medien und Institutionen voll mit dieser Plage ist.
Was eine weitere Frage an die Autorin aufwirft: Wenn Feminismus eine so dermaßen verfolgte Widerstandsbewegung ist, wie hat die Verankerung in den kapitalistischen Medien und bürgerlichem Staat eigentlich klappen können? Wie viele "radikale Feministinnen" fielen unter den Radikalenerlass? Keine einzige.
Der Link zur Quelle: https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Um-die-Gewalt-in-den-Gr…
Es würden mich eure Meinungen dazu interessieren. Vor allem vor dem Hintergrund unaufgeregter Analyse. Also keine hysterischen Kommentare bitte. Vielleicht machen wir dazu dann auf eure Kommentare bezugnehmend eine interessante Sendung bei Tafelsalz TV.
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